Bemerkt den Glanz der Majestät, Der dem Gehorsam zärtlich winkt, vor dem die Untreu furchtsam bebet.
Sie sehn die Großen von dem Reich Mit zarter Ehrfurcht Dich empfangen, Sie sehn den Kuß, und ihre Brust wird weich, Die Zähre rollt von ihren Wangen, Nicht Zähren banger Traurigkeit, Nein Thränen, die die Lust gebeut, Wodurch die Treu sich ausgedrücket. Herr, solche Thränen weinen sie Und haben mit vereinter Müh Vor Dich der Wolken Höh bestürmt, Gelübd und Bit- ten abgeschicket.
Der Himmel wurde durchgepfeilt Und sichtbar ließ er Antwort lesen, Das Regenmeer, die Wolke ward zertheilt, Das Weltlicht, was verhüllt gewesen, Wies seinen Strahl, sobald August, Sobald der Glanz von seiner Brust Der Fraustadt Gassen prächtig machte. O möchte sich doch auch durch ihn Der Sorgen schwarz Gewölk verziehn, Was meinen Geist oft niederdrückt, indem ich bang nach Nahrung schmachte.
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Bemerkt den Glanz der Majeſtaͤt, Der dem Gehorſam zaͤrtlich winkt, vor dem die Untreu furchtſam bebet.
Sie ſehn die Großen von dem Reich Mit zarter Ehrfurcht Dich empfangen, Sie ſehn den Kuß, und ihre Bruſt wird weich, Die Zaͤhre rollt von ihren Wangen, Nicht Zaͤhren banger Traurigkeit, Nein Thraͤnen, die die Luſt gebeut, Wodurch die Treu ſich ausgedruͤcket. Herr, ſolche Thraͤnen weinen ſie Und haben mit vereinter Muͤh Vor Dich der Wolken Hoͤh beſtuͤrmt, Geluͤbd und Bit- ten abgeſchicket.
Der Himmel wurde durchgepfeilt Und ſichtbar ließ er Antwort leſen, Das Regenmeer, die Wolke ward zertheilt, Das Weltlicht, was verhuͤllt geweſen, Wies ſeinen Strahl, ſobald Auguſt, Sobald der Glanz von ſeiner Bruſt Der Frauſtadt Gaſſen praͤchtig machte. O moͤchte ſich doch auch durch ihn Der Sorgen ſchwarz Gewoͤlk verziehn, Was meinen Geiſt oft niederdruͤckt, indem ich bang nach Nahrung ſchmachte.
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Bemerkt den Glanz der Majeſtaͤt,
Der dem Gehorſam zaͤrtlich winkt, vor dem die Untreu
furchtſam bebet.
Sie ſehn die Großen von dem Reich
Mit zarter Ehrfurcht Dich empfangen,
Sie ſehn den Kuß, und ihre Bruſt wird weich,
Die Zaͤhre rollt von ihren Wangen,
Nicht Zaͤhren banger Traurigkeit,
Nein Thraͤnen, die die Luſt gebeut,
Wodurch die Treu ſich ausgedruͤcket.
Herr, ſolche Thraͤnen weinen ſie
Und haben mit vereinter Muͤh
Vor Dich der Wolken Hoͤh beſtuͤrmt, Geluͤbd und Bit-
ten abgeſchicket.
Der Himmel wurde durchgepfeilt
Und ſichtbar ließ er Antwort leſen,
Das Regenmeer, die Wolke ward zertheilt,
Das Weltlicht, was verhuͤllt geweſen,
Wies ſeinen Strahl, ſobald Auguſt,
Sobald der Glanz von ſeiner Bruſt
Der Frauſtadt Gaſſen praͤchtig machte.
O moͤchte ſich doch auch durch ihn
Der Sorgen ſchwarz Gewoͤlk verziehn,
Was meinen Geiſt oft niederdruͤckt, indem ich bang
nach Nahrung ſchmachte.
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/515>, abgerufen am 26.06.2024.
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