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Keller, Gottfried: Romeo und Julia auf dem Dorfe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–348. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ziemlich tiefen und reißenden Bach entlang ging, in welchem die Forellen fleißig sprangen, da der Himmel voll Gewitterwolken hing, er unverhofft auf seinen Feind Manz traf, der an dem andern Ufer daherkam. Sobald er ihn sah, stieg ein schrecklicher Groll und Hohn in ihm auf, sie waren sich seit Jahren nicht so nahe gewesen, ausgenommen vor den Gerichtsschranken, wo sie nicht schelten durften, und Marti rief jetzt voll Grimm: Was thust du hier, du Hund? Kannst du nicht in deinem Lotterneste bleiben, du Seldwyler Lumpenhund?

Wirst nächstens wohl auch ankommen, du Schelm! rief Manz. Fische fängst du ja auch schon und wirst deshalb nicht viel mehr zu versäumen haben!

Schweig, du Galgenhund! schrie Marti, da hier die Wellen des Baches stärker rauschten, du hast mich ins Unglück gebracht! -- Und da jetzt auch die Weiden am Bache gewaltig zu rauschen anfingen im aufgehenden Wetterwind, so mußte Manz noch lauter schreien: Wenn dem nur so wäre, so wollte ich mich freuen, du elender Tropf! -- O du Hund! schrie Marti herüber, und Manz hinüber: O du Kalb, wie dumm thust du! Und Jener sprang wie ein Tiger den Bach entlang und suchte herüber zu kommen. Der Grund, warum er der Wüthendere war, lag in seiner Meinung, daß Manz als Wirth wenigstens genug zu essen und zu trinken hätte und gewissermaßen ein kurzweiliges Leben führe, während es ungerechter Weise ihm so langweilig wäre

ziemlich tiefen und reißenden Bach entlang ging, in welchem die Forellen fleißig sprangen, da der Himmel voll Gewitterwolken hing, er unverhofft auf seinen Feind Manz traf, der an dem andern Ufer daherkam. Sobald er ihn sah, stieg ein schrecklicher Groll und Hohn in ihm auf, sie waren sich seit Jahren nicht so nahe gewesen, ausgenommen vor den Gerichtsschranken, wo sie nicht schelten durften, und Marti rief jetzt voll Grimm: Was thust du hier, du Hund? Kannst du nicht in deinem Lotterneste bleiben, du Seldwyler Lumpenhund?

Wirst nächstens wohl auch ankommen, du Schelm! rief Manz. Fische fängst du ja auch schon und wirst deshalb nicht viel mehr zu versäumen haben!

Schweig, du Galgenhund! schrie Marti, da hier die Wellen des Baches stärker rauschten, du hast mich ins Unglück gebracht! — Und da jetzt auch die Weiden am Bache gewaltig zu rauschen anfingen im aufgehenden Wetterwind, so mußte Manz noch lauter schreien: Wenn dem nur so wäre, so wollte ich mich freuen, du elender Tropf! — O du Hund! schrie Marti herüber, und Manz hinüber: O du Kalb, wie dumm thust du! Und Jener sprang wie ein Tiger den Bach entlang und suchte herüber zu kommen. Der Grund, warum er der Wüthendere war, lag in seiner Meinung, daß Manz als Wirth wenigstens genug zu essen und zu trinken hätte und gewissermaßen ein kurzweiliges Leben führe, während es ungerechter Weise ihm so langweilig wäre

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[0044] ziemlich tiefen und reißenden Bach entlang ging, in welchem die Forellen fleißig sprangen, da der Himmel voll Gewitterwolken hing, er unverhofft auf seinen Feind Manz traf, der an dem andern Ufer daherkam. Sobald er ihn sah, stieg ein schrecklicher Groll und Hohn in ihm auf, sie waren sich seit Jahren nicht so nahe gewesen, ausgenommen vor den Gerichtsschranken, wo sie nicht schelten durften, und Marti rief jetzt voll Grimm: Was thust du hier, du Hund? Kannst du nicht in deinem Lotterneste bleiben, du Seldwyler Lumpenhund? Wirst nächstens wohl auch ankommen, du Schelm! rief Manz. Fische fängst du ja auch schon und wirst deshalb nicht viel mehr zu versäumen haben! Schweig, du Galgenhund! schrie Marti, da hier die Wellen des Baches stärker rauschten, du hast mich ins Unglück gebracht! — Und da jetzt auch die Weiden am Bache gewaltig zu rauschen anfingen im aufgehenden Wetterwind, so mußte Manz noch lauter schreien: Wenn dem nur so wäre, so wollte ich mich freuen, du elender Tropf! — O du Hund! schrie Marti herüber, und Manz hinüber: O du Kalb, wie dumm thust du! Und Jener sprang wie ein Tiger den Bach entlang und suchte herüber zu kommen. Der Grund, warum er der Wüthendere war, lag in seiner Meinung, daß Manz als Wirth wenigstens genug zu essen und zu trinken hätte und gewissermaßen ein kurzweiliges Leben führe, während es ungerechter Weise ihm so langweilig wäre

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:34:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:34:29Z)

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Romeo und Julia auf dem Dorfe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–348. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_dorfe_1910/44>, abgerufen am 21.11.2024.