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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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Wunderseligkeiten etwas zu wissen, welche in
manchen romantischen Elementen dazumal als
deutsches Wesen durch die höhere Gesellschaft
wucherten.

Es waren nur wenige gleichgesinnte Arbeits¬
genossen, welche die ersten, seltenen und verborge¬
nen Keime bildeten zu der Selbstveredlung und
Aufklärung, so den wandernden Handwerkerstand
zwanzig Jahre später durchdrang und welche einen
Stolz darauf setzten, die besten und gesuchtesten
Arbeiter zu sein und dadurch, verbunden mit er¬
höhtem Fleiße und Mäßigkeit, die Mittel erlang¬
ten, auch ihren Geist zu bilden und äußerlich wie
innerlich schon in ihren Wanderjahren als achtungs¬
werthe, tüchtige Männer dazustehen. Ueberdies
war dem Steinhauer in den großen Werken alt¬
deutscher Baukunst ein Licht aufgegangen, welches
seinen Pfad noch mehr erleuchtete, indem es ihn
mit heitern Künstlerahnungen erfüllte und den
dunkeln Trieb jetzt erst zu rechtfertigen schien,
welcher ihn von der grünen Weide hinweg dem
gestaltenden Leben der Städte zugeführt hatte.
Er lernte zeichnen mit eisernem Fleiße, brachte

Wunderſeligkeiten etwas zu wiſſen, welche in
manchen romantiſchen Elementen dazumal als
deutſches Weſen durch die hoͤhere Geſellſchaft
wucherten.

Es waren nur wenige gleichgeſinnte Arbeits¬
genoſſen, welche die erſten, ſeltenen und verborge¬
nen Keime bildeten zu der Selbſtveredlung und
Aufklaͤrung, ſo den wandernden Handwerkerſtand
zwanzig Jahre ſpaͤter durchdrang und welche einen
Stolz darauf ſetzten, die beſten und geſuchteſten
Arbeiter zu ſein und dadurch, verbunden mit er¬
hoͤhtem Fleiße und Maͤßigkeit, die Mittel erlang¬
ten, auch ihren Geiſt zu bilden und aͤußerlich wie
innerlich ſchon in ihren Wanderjahren als achtungs¬
werthe, tuͤchtige Maͤnner dazuſtehen. Ueberdies
war dem Steinhauer in den großen Werken alt¬
deutſcher Baukunſt ein Licht aufgegangen, welches
ſeinen Pfad noch mehr erleuchtete, indem es ihn
mit heitern Kuͤnſtlerahnungen erfuͤllte und den
dunkeln Trieb jetzt erſt zu rechtfertigen ſchien,
welcher ihn von der gruͤnen Weide hinweg dem
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Er lernte zeichnen mit eiſernem Fleiße, brachte

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[106/0120] Wunderſeligkeiten etwas zu wiſſen, welche in manchen romantiſchen Elementen dazumal als deutſches Weſen durch die hoͤhere Geſellſchaft wucherten. Es waren nur wenige gleichgeſinnte Arbeits¬ genoſſen, welche die erſten, ſeltenen und verborge¬ nen Keime bildeten zu der Selbſtveredlung und Aufklaͤrung, ſo den wandernden Handwerkerſtand zwanzig Jahre ſpaͤter durchdrang und welche einen Stolz darauf ſetzten, die beſten und geſuchteſten Arbeiter zu ſein und dadurch, verbunden mit er¬ hoͤhtem Fleiße und Maͤßigkeit, die Mittel erlang¬ ten, auch ihren Geiſt zu bilden und aͤußerlich wie innerlich ſchon in ihren Wanderjahren als achtungs¬ werthe, tuͤchtige Maͤnner dazuſtehen. Ueberdies war dem Steinhauer in den großen Werken alt¬ deutſcher Baukunſt ein Licht aufgegangen, welches ſeinen Pfad noch mehr erleuchtete, indem es ihn mit heitern Kuͤnſtlerahnungen erfuͤllte und den dunkeln Trieb jetzt erſt zu rechtfertigen ſchien, welcher ihn von der gruͤnen Weide hinweg dem geſtaltenden Leben der Staͤdte zugefuͤhrt hatte. Er lernte zeichnen mit eiſernem Fleiße, brachte

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/120>, abgerufen am 21.11.2024.