Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

Bild:
<< vorherige Seite

zu ihrem Gebiete machten, wirkten die rührigen
Handwerker mehr unter sich und nach unten hin,
indem sie einstweilen ganz praktisch so gut als
möglich sich einzurichten suchten. Eine Menge
Vereine, öfter die ersten in ihrer Art, wurden
gestiftet, welche meistens irgend eine Versicherung
zum Wohle der Mitglieder und ihrer Angehörigen
zum Zwecke hatten. Schulen wurden gesellschafts¬
weise gegründet, um den Kindern des gemeinen
Mannes eine bessere Erziehung zu sichern, da die
damaligen, sehr gut eingerichteten Stadtschulen
nur den wohlhabenden Altbürgerkindern zugäng¬
lich und die Volksschule in einem elenden Zu¬
stande waren; kurz, eine Menge Unternehmungen
dieser Art, zu jener Zeit noch neu und verdienst¬
lich, gab den braven Leuten zu schaffen und Ge¬
legenheit, sich daran empor zu bilden. Denn in
zahlreichen Zusammenkünften mußten Statuten
und Verfassungen aller Art entworfen, berathen,
durchgesehen und angenommen, Vorsteher gewählt
und nach außen wie nach innen Rechte und
Formen erklärt und gewahrt werden.

Zu diesen verschiedenen Elementen kam und

I. 8

zu ihrem Gebiete machten, wirkten die ruͤhrigen
Handwerker mehr unter ſich und nach unten hin,
indem ſie einſtweilen ganz praktiſch ſo gut als
moͤglich ſich einzurichten ſuchten. Eine Menge
Vereine, oͤfter die erſten in ihrer Art, wurden
geſtiftet, welche meiſtens irgend eine Verſicherung
zum Wohle der Mitglieder und ihrer Angehoͤrigen
zum Zwecke hatten. Schulen wurden geſellſchafts¬
weiſe gegruͤndet, um den Kindern des gemeinen
Mannes eine beſſere Erziehung zu ſichern, da die
damaligen, ſehr gut eingerichteten Stadtſchulen
nur den wohlhabenden Altbuͤrgerkindern zugaͤng¬
lich und die Volksſchule in einem elenden Zu¬
ſtande waren; kurz, eine Menge Unternehmungen
dieſer Art, zu jener Zeit noch neu und verdienſt¬
lich, gab den braven Leuten zu ſchaffen und Ge¬
legenheit, ſich daran empor zu bilden. Denn in
zahlreichen Zuſammenkuͤnften mußten Statuten
und Verfaſſungen aller Art entworfen, berathen,
durchgeſehen und angenommen, Vorſteher gewaͤhlt
und nach außen wie nach innen Rechte und
Formen erklaͤrt und gewahrt werden.

Zu dieſen verſchiedenen Elementen kam und

I. 8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0127" n="113"/>
zu ihrem Gebiete machten, wirkten die ru&#x0364;hrigen<lb/>
Handwerker mehr unter &#x017F;ich und nach unten hin,<lb/>
indem &#x017F;ie ein&#x017F;tweilen ganz prakti&#x017F;ch &#x017F;o gut als<lb/>
mo&#x0364;glich &#x017F;ich einzurichten &#x017F;uchten. Eine Menge<lb/>
Vereine, o&#x0364;fter die er&#x017F;ten in ihrer Art, wurden<lb/>
ge&#x017F;tiftet, welche mei&#x017F;tens irgend eine Ver&#x017F;icherung<lb/>
zum Wohle der Mitglieder und ihrer Angeho&#x0364;rigen<lb/>
zum Zwecke hatten. Schulen wurden ge&#x017F;ell&#x017F;chafts¬<lb/>
wei&#x017F;e gegru&#x0364;ndet, um den Kindern des gemeinen<lb/>
Mannes eine be&#x017F;&#x017F;ere Erziehung zu &#x017F;ichern, da die<lb/>
damaligen, &#x017F;ehr gut eingerichteten Stadt&#x017F;chulen<lb/>
nur den wohlhabenden Altbu&#x0364;rgerkindern zuga&#x0364;ng¬<lb/>
lich und die Volks&#x017F;chule in einem elenden Zu¬<lb/>
&#x017F;tande waren; kurz, eine Menge Unternehmungen<lb/>
die&#x017F;er Art, zu jener Zeit noch neu und verdien&#x017F;<lb/>
lich, gab den braven Leuten zu &#x017F;chaffen und Ge¬<lb/>
legenheit, &#x017F;ich daran empor zu bilden. Denn in<lb/>
zahlreichen Zu&#x017F;ammenku&#x0364;nften mußten Statuten<lb/>
und Verfa&#x017F;&#x017F;ungen aller Art entworfen, berathen,<lb/>
durchge&#x017F;ehen und angenommen, Vor&#x017F;teher gewa&#x0364;hlt<lb/>
und nach außen wie nach innen Rechte und<lb/>
Formen erkla&#x0364;rt und gewahrt werden.</p><lb/>
        <p>Zu die&#x017F;en ver&#x017F;chiedenen Elementen kam und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">I. 8<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0127] zu ihrem Gebiete machten, wirkten die ruͤhrigen Handwerker mehr unter ſich und nach unten hin, indem ſie einſtweilen ganz praktiſch ſo gut als moͤglich ſich einzurichten ſuchten. Eine Menge Vereine, oͤfter die erſten in ihrer Art, wurden geſtiftet, welche meiſtens irgend eine Verſicherung zum Wohle der Mitglieder und ihrer Angehoͤrigen zum Zwecke hatten. Schulen wurden geſellſchafts¬ weiſe gegruͤndet, um den Kindern des gemeinen Mannes eine beſſere Erziehung zu ſichern, da die damaligen, ſehr gut eingerichteten Stadtſchulen nur den wohlhabenden Altbuͤrgerkindern zugaͤng¬ lich und die Volksſchule in einem elenden Zu¬ ſtande waren; kurz, eine Menge Unternehmungen dieſer Art, zu jener Zeit noch neu und verdienſt¬ lich, gab den braven Leuten zu ſchaffen und Ge¬ legenheit, ſich daran empor zu bilden. Denn in zahlreichen Zuſammenkuͤnften mußten Statuten und Verfaſſungen aller Art entworfen, berathen, durchgeſehen und angenommen, Vorſteher gewaͤhlt und nach außen wie nach innen Rechte und Formen erklaͤrt und gewahrt werden. Zu dieſen verſchiedenen Elementen kam und I. 8

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/127
Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/127>, abgerufen am 21.11.2024.