fing, nach dem Tacte auf den Tisch zu schlagen, wozu die Gesellen tanzten, ich schlug immer stär¬ ker und wilder und sang dazu, bis die Gläser wie toll an einander schlugen und erklangen. Auf einmal schneuzte es in einer Ecke, ein Paar feurige Augen funkelten hervor. Eine fremde große Katze war in die Kammer gesperrt, hatte sich bisher ruhig verhalten und wurde nun scheu. Ich wollte sie verscheuchen, da stellte sie sich dro¬ hend gegen mich, sträubte die Haare und pustete gewaltig; ich machte in der Angst ein Fenster auf und warf ein Glas nach ihr, sie sprang hin¬ auf, konnte aber nicht weiter gelangen und kehrte sich wieder gegen mich. Nun schleuderte ich einen Wachsmann um den andern auf sie, sie schüttelte sich furchtbar und rüstete sich zum Sprunge, und als ich zuletzt die vier Elemente ihr an den Kopf warf, fühlte ich ihre Krallen an meinem Halse. Ich fiel am Tisch nieder, die Lichter löschten aus und ich schrie in der Dunkelheit, obgleich die Katze schon wieder weg war. Meine Mutter trat herein, während dieselbe hinausschlüpfte, und fand mich halb bewußtlos und blutend am Boden
fing, nach dem Tacte auf den Tiſch zu ſchlagen, wozu die Geſellen tanzten, ich ſchlug immer ſtaͤr¬ ker und wilder und ſang dazu, bis die Glaͤſer wie toll an einander ſchlugen und erklangen. Auf einmal ſchneuzte es in einer Ecke, ein Paar feurige Augen funkelten hervor. Eine fremde große Katze war in die Kammer geſperrt, hatte ſich bisher ruhig verhalten und wurde nun ſcheu. Ich wollte ſie verſcheuchen, da ſtellte ſie ſich dro¬ hend gegen mich, ſtraͤubte die Haare und puſtete gewaltig; ich machte in der Angſt ein Fenſter auf und warf ein Glas nach ihr, ſie ſprang hin¬ auf, konnte aber nicht weiter gelangen und kehrte ſich wieder gegen mich. Nun ſchleuderte ich einen Wachsmann um den andern auf ſie, ſie ſchuͤttelte ſich furchtbar und ruͤſtete ſich zum Sprunge, und als ich zuletzt die vier Elemente ihr an den Kopf warf, fuͤhlte ich ihre Krallen an meinem Halſe. Ich fiel am Tiſch nieder, die Lichter loͤſchten aus und ich ſchrie in der Dunkelheit, obgleich die Katze ſchon wieder weg war. Meine Mutter trat herein, waͤhrend dieſelbe hinausſchluͤpfte, und fand mich halb bewußtlos und blutend am Boden
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fing, nach dem Tacte auf den Tiſch zu ſchlagen,
wozu die Geſellen tanzten, ich ſchlug immer ſtaͤr¬
ker und wilder und ſang dazu, bis die Glaͤſer
wie toll an einander ſchlugen und erklangen.
Auf einmal ſchneuzte es in einer Ecke, ein Paar
feurige Augen funkelten hervor. Eine fremde
große Katze war in die Kammer geſperrt, hatte
ſich bisher ruhig verhalten und wurde nun ſcheu.
Ich wollte ſie verſcheuchen, da ſtellte ſie ſich dro¬
hend gegen mich, ſtraͤubte die Haare und puſtete
gewaltig; ich machte in der Angſt ein Fenſter
auf und warf ein Glas nach ihr, ſie ſprang hin¬
auf, konnte aber nicht weiter gelangen und kehrte
ſich wieder gegen mich. Nun ſchleuderte ich einen
Wachsmann um den andern auf ſie, ſie ſchuͤttelte
ſich furchtbar und ruͤſtete ſich zum Sprunge, und
als ich zuletzt die vier Elemente ihr an den Kopf
warf, fuͤhlte ich ihre Krallen an meinem Halſe.
Ich fiel am Tiſch nieder, die Lichter loͤſchten aus
und ich ſchrie in der Dunkelheit, obgleich die
Katze ſchon wieder weg war. Meine Mutter
trat herein, waͤhrend dieſelbe hinausſchluͤpfte, und
fand mich halb bewußtlos und blutend am Boden
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/270>, abgerufen am 21.11.2024.
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