loser Prahlerei der Aeltern. An reichlicher Ge¬ legenheit, Ausgaben zu machen, fehlte es noch weniger, da nicht nur bei den gewöhnlichen Uebun¬ gen und Spielen auf den entlegenen Plätzen Obst und Backwerk zu kaufen üblich war, sondern auch bei größeren Turnfahrten und militairischen Aus¬ flügen mit klingendem Spiel es für männlich galt, sich in den entfernten Dörfern hinter Wurst und Wein zu setzen. Dazu kamen noch die Aus¬ gaben für allerhand Spielereien, welche in der Schule abwechselnd Mode wurden unter dem Vorwande nützlicher Beschäftigung, ferner der lehrreiche Besuch aller fremden Sehenswürdig¬ keiten, von welchen Allem sich regelmäßig ent¬ fernt halten zu müssen, einen unerträglichen An¬ strich von Dürftigkeit und Verlassenheit verlieh. Meine Mutter bestritt mit gewissenhaftem Eifer alle die ungewohnten Ausgaben für Lehrmittel, Instrumente und Material und gab mir hierin sogar für eine gewisse Verschwendung Raum. Mit den feinen Zirkeln des Vaters durchstach ich das schönste Papier in der Klasse, jede Gelegen¬ heit nahm ich wahr, ein neues Heft zu errichten
loſer Prahlerei der Aeltern. An reichlicher Ge¬ legenheit, Ausgaben zu machen, fehlte es noch weniger, da nicht nur bei den gewoͤhnlichen Uebun¬ gen und Spielen auf den entlegenen Plaͤtzen Obſt und Backwerk zu kaufen uͤblich war, ſondern auch bei groͤßeren Turnfahrten und militairiſchen Aus¬ fluͤgen mit klingendem Spiel es fuͤr maͤnnlich galt, ſich in den entfernten Doͤrfern hinter Wurſt und Wein zu ſetzen. Dazu kamen noch die Aus¬ gaben fuͤr allerhand Spielereien, welche in der Schule abwechſelnd Mode wurden unter dem Vorwande nuͤtzlicher Beſchaͤftigung, ferner der lehrreiche Beſuch aller fremden Sehenswuͤrdig¬ keiten, von welchen Allem ſich regelmaͤßig ent¬ fernt halten zu muͤſſen, einen unertraͤglichen An¬ ſtrich von Duͤrftigkeit und Verlaſſenheit verlieh. Meine Mutter beſtritt mit gewiſſenhaftem Eifer alle die ungewohnten Ausgaben fuͤr Lehrmittel, Inſtrumente und Material und gab mir hierin ſogar fuͤr eine gewiſſe Verſchwendung Raum. Mit den feinen Zirkeln des Vaters durchſtach ich das ſchoͤnſte Papier in der Klaſſe, jede Gelegen¬ heit nahm ich wahr, ein neues Heft zu errichten
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loſer Prahlerei der Aeltern. An reichlicher Ge¬
legenheit, Ausgaben zu machen, fehlte es noch
weniger, da nicht nur bei den gewoͤhnlichen Uebun¬
gen und Spielen auf den entlegenen Plaͤtzen Obſt
und Backwerk zu kaufen uͤblich war, ſondern auch
bei groͤßeren Turnfahrten und militairiſchen Aus¬
fluͤgen mit klingendem Spiel es fuͤr maͤnnlich
galt, ſich in den entfernten Doͤrfern hinter Wurſt
und Wein zu ſetzen. Dazu kamen noch die Aus¬
gaben fuͤr allerhand Spielereien, welche in der
Schule abwechſelnd Mode wurden unter dem
Vorwande nuͤtzlicher Beſchaͤftigung, ferner der
lehrreiche Beſuch aller fremden Sehenswuͤrdig¬
keiten, von welchen Allem ſich regelmaͤßig ent¬
fernt halten zu muͤſſen, einen unertraͤglichen An¬
ſtrich von Duͤrftigkeit und Verlaſſenheit verlieh.
Meine Mutter beſtritt mit gewiſſenhaftem Eifer
alle die ungewohnten Ausgaben fuͤr Lehrmittel,
Inſtrumente und Material und gab mir hierin
ſogar fuͤr eine gewiſſe Verſchwendung Raum.
Mit den feinen Zirkeln des Vaters durchſtach ich
das ſchoͤnſte Papier in der Klaſſe, jede Gelegen¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/317>, abgerufen am 22.11.2024.
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