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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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schäftsleute, welche in aller Seelenruhe auch den
Gewinn der Unredlichen an sich bringen, ohne
über den Ursprung desselben Forschungen anzu¬
stellen. Dies vorausgeahnte Benehmen drückte
mich umsomehr, als ich bald bemerkte, daß sie
sich sonderbar gemessen gegen mich betrugen und
nur wärmer wurden, wenn ich wieder ein Geld¬
stück auf die Straße brachte, daneben aber sich
anderweitig über mich zu besprechen schienen. Wäh¬
rend jedoch die kleinliche und gewöhnliche Art
der Mehrzahl keine heftige und leidenschaftliche
Trennung bedingte, sollte mir die energische
Selbstsucht eines Einzigen und der daraus ent¬
springende Haß Kummer und Leiden bereiten,
wie sie wohl selten in diesem Alter sich zeigen.
Derselbe war ein kleiner Bursche mit kleinen
regelmäßigen Gesichtszügen, welche von Sommer¬
sprossen bedeckt waren. Er besaß einen frühreifen
Verstand, lernte fleißig und genau, bestrebte sich
gegen ältere Leute, besonders gegen Frauen, in
wohlgesetzten, altklugen Worten auszudrücken und
galt daher für einen ordentlichen ersprießlichen
Jungen. Er war fast in allen Uebungen geschickt,

ſchaͤftsleute, welche in aller Seelenruhe auch den
Gewinn der Unredlichen an ſich bringen, ohne
uͤber den Urſprung deſſelben Forſchungen anzu¬
ſtellen. Dies vorausgeahnte Benehmen druͤckte
mich umſomehr, als ich bald bemerkte, daß ſie
ſich ſonderbar gemeſſen gegen mich betrugen und
nur waͤrmer wurden, wenn ich wieder ein Geld¬
ſtuͤck auf die Straße brachte, daneben aber ſich
anderweitig uͤber mich zu beſprechen ſchienen. Waͤh¬
rend jedoch die kleinliche und gewoͤhnliche Art
der Mehrzahl keine heftige und leidenſchaftliche
Trennung bedingte, ſollte mir die energiſche
Selbſtſucht eines Einzigen und der daraus ent¬
ſpringende Haß Kummer und Leiden bereiten,
wie ſie wohl ſelten in dieſem Alter ſich zeigen.
Derſelbe war ein kleiner Burſche mit kleinen
regelmaͤßigen Geſichtszuͤgen, welche von Sommer¬
ſproſſen bedeckt waren. Er beſaß einen fruͤhreifen
Verſtand, lernte fleißig und genau, beſtrebte ſich
gegen aͤltere Leute, beſonders gegen Frauen, in
wohlgeſetzten, altklugen Worten auszudruͤcken und
galt daher fuͤr einen ordentlichen erſprießlichen
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[324/0338] ſchaͤftsleute, welche in aller Seelenruhe auch den Gewinn der Unredlichen an ſich bringen, ohne uͤber den Urſprung deſſelben Forſchungen anzu¬ ſtellen. Dies vorausgeahnte Benehmen druͤckte mich umſomehr, als ich bald bemerkte, daß ſie ſich ſonderbar gemeſſen gegen mich betrugen und nur waͤrmer wurden, wenn ich wieder ein Geld¬ ſtuͤck auf die Straße brachte, daneben aber ſich anderweitig uͤber mich zu beſprechen ſchienen. Waͤh¬ rend jedoch die kleinliche und gewoͤhnliche Art der Mehrzahl keine heftige und leidenſchaftliche Trennung bedingte, ſollte mir die energiſche Selbſtſucht eines Einzigen und der daraus ent¬ ſpringende Haß Kummer und Leiden bereiten, wie ſie wohl ſelten in dieſem Alter ſich zeigen. Derſelbe war ein kleiner Burſche mit kleinen regelmaͤßigen Geſichtszuͤgen, welche von Sommer¬ ſproſſen bedeckt waren. Er beſaß einen fruͤhreifen Verſtand, lernte fleißig und genau, beſtrebte ſich gegen aͤltere Leute, beſonders gegen Frauen, in wohlgeſetzten, altklugen Worten auszudruͤcken und galt daher fuͤr einen ordentlichen erſprießlichen Jungen. Er war faſt in allen Uebungen geſchickt,

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/338>, abgerufen am 22.11.2024.