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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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plänkel des Unfuges. Schon dies verwirrte ihn
und anstatt mit Sarkasmen und ruhiger, über¬
legener Entschiedenheit die Angreifer zurückzu¬
werfen, rückte er sogleich mit seiner Hauptmacht
und dem schweren Geschütze vor, indem er jeden
kleinen Muthwillen, auch jede unabsichtliche That
blindlings mit den schwersten und einflußreichsten
Strafen belegte, die ihm zu Gebote standen und
welche sonst nur in seltenen Fällen angewendet
wurden. Dadurch entzog er sich in unsern Augen
den guten Rechtsboden, da wir in der Abschätzung
des Verhältnisses zwischen Strafe und Vergehen
eine große Gewandtheit besaßen. Seine Strafen
wurden bald werthlos und zuletzt eine Ehren¬
sache, ein Martyrium. Es entstand offener Skandal
in den Stunden, welcher sich auch in die anderen
Säle verbreitete, wo der Gehetzte zu erscheinen
hatte. Nun beging er einen neuen Fehlgriff;
statt die Bewegung in sich selbst zerfallen zu
lassen und eine Zeit lang ihr zu stehen, fing er an,
jeden Schüler aus der Stube zu jagen, der das
Geringste verübte. Eine unschuldig gestellte Frage
an ihn, das absichtliche oder unabsichtliche Fallen¬

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plaͤnkel des Unfuges. Schon dies verwirrte ihn
und anſtatt mit Sarkaſmen und ruhiger, uͤber¬
legener Entſchiedenheit die Angreifer zuruͤckzu¬
werfen, ruͤckte er ſogleich mit ſeiner Hauptmacht
und dem ſchweren Geſchuͤtze vor, indem er jeden
kleinen Muthwillen, auch jede unabſichtliche That
blindlings mit den ſchwerſten und einflußreichſten
Strafen belegte, die ihm zu Gebote ſtanden und
welche ſonſt nur in ſeltenen Faͤllen angewendet
wurden. Dadurch entzog er ſich in unſern Augen
den guten Rechtsboden, da wir in der Abſchaͤtzung
des Verhaͤltniſſes zwiſchen Strafe und Vergehen
eine große Gewandtheit beſaßen. Seine Strafen
wurden bald werthlos und zuletzt eine Ehren¬
ſache, ein Martyrium. Es entſtand offener Skandal
in den Stunden, welcher ſich auch in die anderen
Saͤle verbreitete, wo der Gehetzte zu erſcheinen
hatte. Nun beging er einen neuen Fehlgriff;
ſtatt die Bewegung in ſich ſelbſt zerfallen zu
laſſen und eine Zeit lang ihr zu ſtehen, fing er an,
jeden Schuͤler aus der Stube zu jagen, der das
Geringſte veruͤbte. Eine unſchuldig geſtellte Frage
an ihn, das abſichtliche oder unabſichtliche Fallen¬

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[371/0385] plaͤnkel des Unfuges. Schon dies verwirrte ihn und anſtatt mit Sarkaſmen und ruhiger, uͤber¬ legener Entſchiedenheit die Angreifer zuruͤckzu¬ werfen, ruͤckte er ſogleich mit ſeiner Hauptmacht und dem ſchweren Geſchuͤtze vor, indem er jeden kleinen Muthwillen, auch jede unabſichtliche That blindlings mit den ſchwerſten und einflußreichſten Strafen belegte, die ihm zu Gebote ſtanden und welche ſonſt nur in ſeltenen Faͤllen angewendet wurden. Dadurch entzog er ſich in unſern Augen den guten Rechtsboden, da wir in der Abſchaͤtzung des Verhaͤltniſſes zwiſchen Strafe und Vergehen eine große Gewandtheit beſaßen. Seine Strafen wurden bald werthlos und zuletzt eine Ehren¬ ſache, ein Martyrium. Es entſtand offener Skandal in den Stunden, welcher ſich auch in die anderen Saͤle verbreitete, wo der Gehetzte zu erſcheinen hatte. Nun beging er einen neuen Fehlgriff; ſtatt die Bewegung in ſich ſelbſt zerfallen zu laſſen und eine Zeit lang ihr zu ſtehen, fing er an, jeden Schuͤler aus der Stube zu jagen, der das Geringſte veruͤbte. Eine unſchuldig geſtellte Frage an ihn, das abſichtliche oder unabſichtliche Fallen¬ 24 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/385>, abgerufen am 22.11.2024.