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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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plare der Georginen aus dem fernen Reiche der
Montezumas herübergekommen und schon bedecken
ihre Enkel zahllos unsere Gärten, aus der Tiefe
ihrer Lebenskraft entwickeln sie eine endlose Farben¬
pracht, wie sie die Hochebenen Mexikos nie ge¬
sehen haben. Kinder des neuweltlichen Westens,
herrschen sie nun neben den Kindern des alten
Ostens, den Rosen, wie sonst keine Blume. Frei¬
lich noch immer geben diese allein den süßen Duft
und jenes kühlende Rosenwasser, welches krank
geweinte Augen erfrischt, und noch immer eignen
sie sich am Besten dazu, einen vollen Becher zu
schmücken. Aber darin wetteifern die bunten
Schaaren Amerikas mit dem glühenden Rosen¬
volke des Morgenlandes, daß sie mit unverwüst¬
licher Lebenslust unser Herz bis an das Ende
des Jahres begleiten und ihre sammtenen Brüste
öffnen, bis der kalte Schnee in sie fällt.

Hell und aufgeweckt erschien das Dorf, durch
welches die Reisenden fuhren, in vielen Erdge¬
schossen erblickte man die Abzeichen von Gewer¬
ben: Uhrmachern, Kürschnern, sogar Goldschmie¬
den und von Krämereien, welche man sonst nur

plare der Georginen aus dem fernen Reiche der
Montezumas heruͤbergekommen und ſchon bedecken
ihre Enkel zahllos unſere Gaͤrten, aus der Tiefe
ihrer Lebenskraft entwickeln ſie eine endloſe Farben¬
pracht, wie ſie die Hochebenen Mexikos nie ge¬
ſehen haben. Kinder des neuweltlichen Weſtens,
herrſchen ſie nun neben den Kindern des alten
Oſtens, den Roſen, wie ſonſt keine Blume. Frei¬
lich noch immer geben dieſe allein den ſuͤßen Duft
und jenes kuͤhlende Roſenwaſſer, welches krank
geweinte Augen erfriſcht, und noch immer eignen
ſie ſich am Beſten dazu, einen vollen Becher zu
ſchmuͤcken. Aber darin wetteifern die bunten
Schaaren Amerikas mit dem gluͤhenden Roſen¬
volke des Morgenlandes, daß ſie mit unverwuͤſt¬
licher Lebensluſt unſer Herz bis an das Ende
des Jahres begleiten und ihre ſammtenen Bruͤſte
oͤffnen, bis der kalte Schnee in ſie faͤllt.

Hell und aufgeweckt erſchien das Dorf, durch
welches die Reiſenden fuhren, in vielen Erdge¬
ſchoſſen erblickte man die Abzeichen von Gewer¬
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[37/0051] plare der Georginen aus dem fernen Reiche der Montezumas heruͤbergekommen und ſchon bedecken ihre Enkel zahllos unſere Gaͤrten, aus der Tiefe ihrer Lebenskraft entwickeln ſie eine endloſe Farben¬ pracht, wie ſie die Hochebenen Mexikos nie ge¬ ſehen haben. Kinder des neuweltlichen Weſtens, herrſchen ſie nun neben den Kindern des alten Oſtens, den Roſen, wie ſonſt keine Blume. Frei¬ lich noch immer geben dieſe allein den ſuͤßen Duft und jenes kuͤhlende Roſenwaſſer, welches krank geweinte Augen erfriſcht, und noch immer eignen ſie ſich am Beſten dazu, einen vollen Becher zu ſchmuͤcken. Aber darin wetteifern die bunten Schaaren Amerikas mit dem gluͤhenden Roſen¬ volke des Morgenlandes, daß ſie mit unverwuͤſt¬ licher Lebensluſt unſer Herz bis an das Ende des Jahres begleiten und ihre ſammtenen Bruͤſte oͤffnen, bis der kalte Schnee in ſie faͤllt. Hell und aufgeweckt erſchien das Dorf, durch welches die Reiſenden fuhren, in vielen Erdge¬ ſchoſſen erblickte man die Abzeichen von Gewer¬ ben: Uhrmachern, Kuͤrſchnern, ſogar Goldſchmie¬ den und von Kraͤmereien, welche man ſonſt nur

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/51>, abgerufen am 24.11.2024.