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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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seines physischen Körpers. Auch sind Leute, welche
eine absolute persönliche Nichtsnutzigkeit und
Hohlheit fortwährend durch ihren überkommenen
Antheil an der bürgerlichen Souverainität über¬
tünchen wollen, nicht besonders angesehen. So
mag es kommen, daß das Volk auf den Straßen
den Postzug eines durchreisenden gekrönten Hauptes
mit kindlicher Verwunderung begafft und, wenn
es etwas recht Großes und Reiches bezeichnen
will, die Worte König und königlich so wohl an¬
wendet, wie alle übrige Welt, oft mit solcher
Naivetät, daß der geschulte Democrat sich darob
ärgern mag."

"Wenn Sie hierin noch die glückliche Stim¬
mung ihres Volkes theilen, werden Sie sich also
nicht unbequem fühlen während Ihres Aufent¬
haltes in einer Monarchie?"

"So lange ich die Gewißheit habe, zurückzu¬
kehren, sobald ich will, wohl nicht. Indessen
muß ich Ihnen gestehen, mein Herr, daß doch
schon eine sonderbare Stimmung anfängt, sich
meiner zu bemächtigen, und der heutige Auftritt
machte dieselbe nur klarer. Es ist mir zu Muthe,

ſeines phyſiſchen Koͤrpers. Auch ſind Leute, welche
eine abſolute perſoͤnliche Nichtsnutzigkeit und
Hohlheit fortwaͤhrend durch ihren uͤberkommenen
Antheil an der buͤrgerlichen Souverainitaͤt uͤber¬
tuͤnchen wollen, nicht beſonders angeſehen. So
mag es kommen, daß das Volk auf den Straßen
den Poſtzug eines durchreiſenden gekroͤnten Hauptes
mit kindlicher Verwunderung begafft und, wenn
es etwas recht Großes und Reiches bezeichnen
will, die Worte Koͤnig und koͤniglich ſo wohl an¬
wendet, wie alle uͤbrige Welt, oft mit ſolcher
Naivetaͤt, daß der geſchulte Democrat ſich darob
aͤrgern mag.«

»Wenn Sie hierin noch die gluͤckliche Stim¬
mung ihres Volkes theilen, werden Sie ſich alſo
nicht unbequem fuͤhlen waͤhrend Ihres Aufent¬
haltes in einer Monarchie?«

»So lange ich die Gewißheit habe, zuruͤckzu¬
kehren, ſobald ich will, wohl nicht. Indeſſen
muß ich Ihnen geſtehen, mein Herr, daß doch
ſchon eine ſonderbare Stimmung anfaͤngt, ſich
meiner zu bemaͤchtigen, und der heutige Auftritt
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[71/0085] ſeines phyſiſchen Koͤrpers. Auch ſind Leute, welche eine abſolute perſoͤnliche Nichtsnutzigkeit und Hohlheit fortwaͤhrend durch ihren uͤberkommenen Antheil an der buͤrgerlichen Souverainitaͤt uͤber¬ tuͤnchen wollen, nicht beſonders angeſehen. So mag es kommen, daß das Volk auf den Straßen den Poſtzug eines durchreiſenden gekroͤnten Hauptes mit kindlicher Verwunderung begafft und, wenn es etwas recht Großes und Reiches bezeichnen will, die Worte Koͤnig und koͤniglich ſo wohl an¬ wendet, wie alle uͤbrige Welt, oft mit ſolcher Naivetaͤt, daß der geſchulte Democrat ſich darob aͤrgern mag.« »Wenn Sie hierin noch die gluͤckliche Stim¬ mung ihres Volkes theilen, werden Sie ſich alſo nicht unbequem fuͤhlen waͤhrend Ihres Aufent¬ haltes in einer Monarchie?« »So lange ich die Gewißheit habe, zuruͤckzu¬ kehren, ſobald ich will, wohl nicht. Indeſſen muß ich Ihnen geſtehen, mein Herr, daß doch ſchon eine ſonderbare Stimmung anfaͤngt, ſich meiner zu bemaͤchtigen, und der heutige Auftritt machte dieſelbe nur klarer. Es iſt mir zu Muthe,

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/85>, abgerufen am 21.11.2024.