seines physischen Körpers. Auch sind Leute, welche eine absolute persönliche Nichtsnutzigkeit und Hohlheit fortwährend durch ihren überkommenen Antheil an der bürgerlichen Souverainität über¬ tünchen wollen, nicht besonders angesehen. So mag es kommen, daß das Volk auf den Straßen den Postzug eines durchreisenden gekrönten Hauptes mit kindlicher Verwunderung begafft und, wenn es etwas recht Großes und Reiches bezeichnen will, die Worte König und königlich so wohl an¬ wendet, wie alle übrige Welt, oft mit solcher Naivetät, daß der geschulte Democrat sich darob ärgern mag."
"Wenn Sie hierin noch die glückliche Stim¬ mung ihres Volkes theilen, werden Sie sich also nicht unbequem fühlen während Ihres Aufent¬ haltes in einer Monarchie?"
"So lange ich die Gewißheit habe, zurückzu¬ kehren, sobald ich will, wohl nicht. Indessen muß ich Ihnen gestehen, mein Herr, daß doch schon eine sonderbare Stimmung anfängt, sich meiner zu bemächtigen, und der heutige Auftritt machte dieselbe nur klarer. Es ist mir zu Muthe,
ſeines phyſiſchen Koͤrpers. Auch ſind Leute, welche eine abſolute perſoͤnliche Nichtsnutzigkeit und Hohlheit fortwaͤhrend durch ihren uͤberkommenen Antheil an der buͤrgerlichen Souverainitaͤt uͤber¬ tuͤnchen wollen, nicht beſonders angeſehen. So mag es kommen, daß das Volk auf den Straßen den Poſtzug eines durchreiſenden gekroͤnten Hauptes mit kindlicher Verwunderung begafft und, wenn es etwas recht Großes und Reiches bezeichnen will, die Worte Koͤnig und koͤniglich ſo wohl an¬ wendet, wie alle uͤbrige Welt, oft mit ſolcher Naivetaͤt, daß der geſchulte Democrat ſich darob aͤrgern mag.«
»Wenn Sie hierin noch die gluͤckliche Stim¬ mung ihres Volkes theilen, werden Sie ſich alſo nicht unbequem fuͤhlen waͤhrend Ihres Aufent¬ haltes in einer Monarchie?«
»So lange ich die Gewißheit habe, zuruͤckzu¬ kehren, ſobald ich will, wohl nicht. Indeſſen muß ich Ihnen geſtehen, mein Herr, daß doch ſchon eine ſonderbare Stimmung anfaͤngt, ſich meiner zu bemaͤchtigen, und der heutige Auftritt machte dieſelbe nur klarer. Es iſt mir zu Muthe,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0085"n="71"/>ſeines phyſiſchen Koͤrpers. Auch ſind Leute, welche<lb/>
eine abſolute perſoͤnliche Nichtsnutzigkeit und<lb/>
Hohlheit fortwaͤhrend durch ihren uͤberkommenen<lb/>
Antheil an der buͤrgerlichen Souverainitaͤt uͤber¬<lb/>
tuͤnchen wollen, nicht beſonders angeſehen. So<lb/>
mag es kommen, daß das Volk auf den Straßen<lb/>
den Poſtzug eines durchreiſenden gekroͤnten Hauptes<lb/>
mit kindlicher Verwunderung begafft und, wenn<lb/>
es etwas recht Großes und Reiches bezeichnen<lb/>
will, die Worte Koͤnig und koͤniglich ſo wohl an¬<lb/>
wendet, wie alle uͤbrige Welt, oft mit ſolcher<lb/>
Naivetaͤt, daß der geſchulte Democrat ſich darob<lb/>
aͤrgern mag.«</p><lb/><p>»Wenn Sie hierin noch die gluͤckliche Stim¬<lb/>
mung ihres Volkes theilen, werden Sie ſich alſo<lb/>
nicht unbequem fuͤhlen waͤhrend Ihres Aufent¬<lb/>
haltes in einer Monarchie?«</p><lb/><p>»So lange ich die Gewißheit habe, zuruͤckzu¬<lb/>
kehren, ſobald ich will, wohl nicht. Indeſſen<lb/>
muß ich Ihnen geſtehen, mein Herr, daß doch<lb/>ſchon eine ſonderbare Stimmung anfaͤngt, ſich<lb/>
meiner zu bemaͤchtigen, und der heutige Auftritt<lb/>
machte dieſelbe nur klarer. Es iſt mir zu Muthe,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[71/0085]
ſeines phyſiſchen Koͤrpers. Auch ſind Leute, welche
eine abſolute perſoͤnliche Nichtsnutzigkeit und
Hohlheit fortwaͤhrend durch ihren uͤberkommenen
Antheil an der buͤrgerlichen Souverainitaͤt uͤber¬
tuͤnchen wollen, nicht beſonders angeſehen. So
mag es kommen, daß das Volk auf den Straßen
den Poſtzug eines durchreiſenden gekroͤnten Hauptes
mit kindlicher Verwunderung begafft und, wenn
es etwas recht Großes und Reiches bezeichnen
will, die Worte Koͤnig und koͤniglich ſo wohl an¬
wendet, wie alle uͤbrige Welt, oft mit ſolcher
Naivetaͤt, daß der geſchulte Democrat ſich darob
aͤrgern mag.«
»Wenn Sie hierin noch die gluͤckliche Stim¬
mung ihres Volkes theilen, werden Sie ſich alſo
nicht unbequem fuͤhlen waͤhrend Ihres Aufent¬
haltes in einer Monarchie?«
»So lange ich die Gewißheit habe, zuruͤckzu¬
kehren, ſobald ich will, wohl nicht. Indeſſen
muß ich Ihnen geſtehen, mein Herr, daß doch
ſchon eine ſonderbare Stimmung anfaͤngt, ſich
meiner zu bemaͤchtigen, und der heutige Auftritt
machte dieſelbe nur klarer. Es iſt mir zu Muthe,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/85>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.