Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.gerufen und festgehalten worden. Nach der Weise gerufen und feſtgehalten worden. Nach der Weiſe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0105" n="95"/> gerufen und feſtgehalten worden. Nach der Weiſe<lb/> der aufopfernden und nimmermuͤden alten Frauen<lb/> und auch aus unentbehrlicher Gewohnheit befand<lb/> ſich ihre Mutter beinahe immer auf dem warmen<lb/> Felde, waͤhrend die kraͤftige Tochter das leichtere<lb/> Theil erwaͤhlte und im kuͤhlen Haus und Garten<lb/> gemaͤchlich und halb muͤßig waltete. Deswegen<lb/> war dieſe bei gutem Wetter faſt immer allein zu<lb/> Hauſe und ſah es gern, wenn Jemand, den ſie<lb/> leiden mochte, bei ihr vorkehrte und mit ihr<lb/> plauderte. Als ſie meine Malerkuͤnſte entdeckt<lb/> hatte, trug ſie mir ſogleich auf, ihr ein Blumen¬<lb/> ſtraͤuſchen zu malen, welches ſie mit Zufrieden¬<lb/> heit in ihr Geſangbuch legte. Sie beſaß ein<lb/> kleines Stammbuͤchelchen von der Stadt her, das<lb/> nur zwei oder drei Inſchriften und eine Menge<lb/> leerer Blaͤtter mit Goldſchnitt enthielt; von die¬<lb/> ſen gab ſie mir bei jedem Beſuche einige, daß<lb/> ich eine Blume oder ein Kraͤnzchen darauf male<lb/> (Farben und Pinſel hatte ich ſchon bei ihr depo¬<lb/> nirt und ſie verwahrte dieſelben ſorgfaͤltig), dann<lb/> wurde ein Vers oder verliebter Spruch darunter<lb/> geſchrieben und ihr Kirchenbuch mit ſolchen Bild¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0105]
gerufen und feſtgehalten worden. Nach der Weiſe
der aufopfernden und nimmermuͤden alten Frauen
und auch aus unentbehrlicher Gewohnheit befand
ſich ihre Mutter beinahe immer auf dem warmen
Felde, waͤhrend die kraͤftige Tochter das leichtere
Theil erwaͤhlte und im kuͤhlen Haus und Garten
gemaͤchlich und halb muͤßig waltete. Deswegen
war dieſe bei gutem Wetter faſt immer allein zu
Hauſe und ſah es gern, wenn Jemand, den ſie
leiden mochte, bei ihr vorkehrte und mit ihr
plauderte. Als ſie meine Malerkuͤnſte entdeckt
hatte, trug ſie mir ſogleich auf, ihr ein Blumen¬
ſtraͤuſchen zu malen, welches ſie mit Zufrieden¬
heit in ihr Geſangbuch legte. Sie beſaß ein
kleines Stammbuͤchelchen von der Stadt her, das
nur zwei oder drei Inſchriften und eine Menge
leerer Blaͤtter mit Goldſchnitt enthielt; von die¬
ſen gab ſie mir bei jedem Beſuche einige, daß
ich eine Blume oder ein Kraͤnzchen darauf male
(Farben und Pinſel hatte ich ſchon bei ihr depo¬
nirt und ſie verwahrte dieſelben ſorgfaͤltig), dann
wurde ein Vers oder verliebter Spruch darunter
geſchrieben und ihr Kirchenbuch mit ſolchen Bild¬
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