den Strauß in natürlicher Größe auf einen Bo¬ gen und gedachte damit ein rechtes Prunkstück im Hause zurückzulassen. Inzwischen kam die Magd vom Berge und forderte meine Gespielin auf, ihr zum Bereiten des Essens behülflich zu sein. Diese kurze Trennung, dann das Wieder¬ sehen am Tische, die Ruhestunde nach demselben, das aufrichtige Bewundern meiner vorgeschritte¬ nen Arbeit von Seiten des Schulmeisters, ge¬ würzt mit weisen Sprüchen, und endlich die Aus¬ sicht auf ein abermaliges Zusammensein bis zum Abend in der Laube veranlaßten ebenso viele angenehme Bewegungen und Zwischenspiele. Anna schien auch meines Sinnes zu sein, da sie eben wieder einen ansehnlichen Haufen Bohnen auf den Tisch schüttete, welcher bis zum Abend aus¬ zureichen schien. Allein die Haushälterin erschien plötzlich und erklärte, daß Anna mit in den Weinberg müßte, damit man heute mit demsel¬ ben noch fertig würde und eines kleinen Ueber¬ bleibsels wegen nicht am anderen Tage hinzu¬ gehen brauche. Diese Erklärung betrübte mich und ich ward sehr ärgerlich über die alte Frau,
den Strauß in natuͤrlicher Groͤße auf einen Bo¬ gen und gedachte damit ein rechtes Prunkſtuͤck im Hauſe zuruͤckzulaſſen. Inzwiſchen kam die Magd vom Berge und forderte meine Geſpielin auf, ihr zum Bereiten des Eſſens behuͤlflich zu ſein. Dieſe kurze Trennung, dann das Wieder¬ ſehen am Tiſche, die Ruheſtunde nach demſelben, das aufrichtige Bewundern meiner vorgeſchritte¬ nen Arbeit von Seiten des Schulmeiſters, ge¬ wuͤrzt mit weiſen Spruͤchen, und endlich die Aus¬ ſicht auf ein abermaliges Zuſammenſein bis zum Abend in der Laube veranlaßten ebenſo viele angenehme Bewegungen und Zwiſchenſpiele. Anna ſchien auch meines Sinnes zu ſein, da ſie eben wieder einen anſehnlichen Haufen Bohnen auf den Tiſch ſchuͤttete, welcher bis zum Abend aus¬ zureichen ſchien. Allein die Haushaͤlterin erſchien ploͤtzlich und erklaͤrte, daß Anna mit in den Weinberg muͤßte, damit man heute mit demſel¬ ben noch fertig wuͤrde und eines kleinen Ueber¬ bleibſels wegen nicht am anderen Tage hinzu¬ gehen brauche. Dieſe Erklaͤrung betruͤbte mich und ich ward ſehr aͤrgerlich uͤber die alte Frau,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0121"n="111"/>
den Strauß in natuͤrlicher Groͤße auf einen Bo¬<lb/>
gen und gedachte damit ein rechtes Prunkſtuͤck<lb/>
im Hauſe zuruͤckzulaſſen. Inzwiſchen kam die<lb/>
Magd vom Berge und forderte meine Geſpielin<lb/>
auf, ihr zum Bereiten des Eſſens behuͤlflich zu<lb/>ſein. Dieſe kurze Trennung, dann das Wieder¬<lb/>ſehen am Tiſche, die Ruheſtunde nach demſelben,<lb/>
das aufrichtige Bewundern meiner vorgeſchritte¬<lb/>
nen Arbeit von Seiten des Schulmeiſters, ge¬<lb/>
wuͤrzt mit weiſen Spruͤchen, und endlich die Aus¬<lb/>ſicht auf ein abermaliges Zuſammenſein bis zum<lb/>
Abend in der Laube veranlaßten ebenſo viele<lb/>
angenehme Bewegungen und Zwiſchenſpiele. Anna<lb/>ſchien auch meines Sinnes zu ſein, da ſie eben<lb/>
wieder einen anſehnlichen Haufen Bohnen auf<lb/>
den Tiſch ſchuͤttete, welcher bis zum Abend aus¬<lb/>
zureichen ſchien. Allein die Haushaͤlterin erſchien<lb/>
ploͤtzlich und erklaͤrte, daß Anna mit in den<lb/>
Weinberg muͤßte, damit man heute mit demſel¬<lb/>
ben noch fertig wuͤrde und eines kleinen Ueber¬<lb/>
bleibſels wegen nicht am anderen Tage hinzu¬<lb/>
gehen brauche. Dieſe Erklaͤrung betruͤbte mich<lb/>
und ich ward ſehr aͤrgerlich uͤber die alte Frau,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[111/0121]
den Strauß in natuͤrlicher Groͤße auf einen Bo¬
gen und gedachte damit ein rechtes Prunkſtuͤck
im Hauſe zuruͤckzulaſſen. Inzwiſchen kam die
Magd vom Berge und forderte meine Geſpielin
auf, ihr zum Bereiten des Eſſens behuͤlflich zu
ſein. Dieſe kurze Trennung, dann das Wieder¬
ſehen am Tiſche, die Ruheſtunde nach demſelben,
das aufrichtige Bewundern meiner vorgeſchritte¬
nen Arbeit von Seiten des Schulmeiſters, ge¬
wuͤrzt mit weiſen Spruͤchen, und endlich die Aus¬
ſicht auf ein abermaliges Zuſammenſein bis zum
Abend in der Laube veranlaßten ebenſo viele
angenehme Bewegungen und Zwiſchenſpiele. Anna
ſchien auch meines Sinnes zu ſein, da ſie eben
wieder einen anſehnlichen Haufen Bohnen auf
den Tiſch ſchuͤttete, welcher bis zum Abend aus¬
zureichen ſchien. Allein die Haushaͤlterin erſchien
ploͤtzlich und erklaͤrte, daß Anna mit in den
Weinberg muͤßte, damit man heute mit demſel¬
ben noch fertig wuͤrde und eines kleinen Ueber¬
bleibſels wegen nicht am anderen Tage hinzu¬
gehen brauche. Dieſe Erklaͤrung betruͤbte mich
und ich ward ſehr aͤrgerlich uͤber die alte Frau,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/121>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.