feinsten und schwierigsten Aufgaben, meistens jedoch mit seinem Buche, Briefschreiben und dem Verpacken der fertigen Sachen beschäftigt.
Es herrschte ein streng ausgeschiedener Geist in den Ansprüchen und Hoffnungen des Refek¬ toriums. Der Kupferstecher und der Lithograph waren fertige Leute, die selbständig in die Welt schauten, bei Meister Habersaat um einen Gul¬ den täglich ihre acht Stunden arbeiteten und sich weiter weder um ihn was bekümmerten, noch große Hoffnungen nährten. Mit den jungen Koloristen hingegen verhielt es sich anders. Diese lustigen Geister gingen mit wirklichen, leichten und durchsichtigen Farben um, sie handhabten den Pinsel in Blau, Roth und Gelb, und das um so fröhlicher, als sie sich um Zeichnung und An¬ ordnung Nichts zu bekümmern hatten und mit ihrem buntflüssigen Elemente vornehm über die düstern Schwarzkünste des Kupferstechers wegeilen durften. Sie waren die eigentlichen Maler in der Versammlung, ihnen stand noch das Leben offen, und Jeder hoffte, wenn er nur erst aus diesem Fegefeuer des Meisters Habersaat entron¬
feinſten und ſchwierigſten Aufgaben, meiſtens jedoch mit ſeinem Buche, Briefſchreiben und dem Verpacken der fertigen Sachen beſchaͤftigt.
Es herrſchte ein ſtreng ausgeſchiedener Geiſt in den Anſpruͤchen und Hoffnungen des Refek¬ toriums. Der Kupferſtecher und der Lithograph waren fertige Leute, die ſelbſtaͤndig in die Welt ſchauten, bei Meiſter Haberſaat um einen Gul¬ den taͤglich ihre acht Stunden arbeiteten und ſich weiter weder um ihn was bekuͤmmerten, noch große Hoffnungen naͤhrten. Mit den jungen Koloriſten hingegen verhielt es ſich anders. Dieſe luſtigen Geiſter gingen mit wirklichen, leichten und durchſichtigen Farben um, ſie handhabten den Pinſel in Blau, Roth und Gelb, und das um ſo froͤhlicher, als ſie ſich um Zeichnung und An¬ ordnung Nichts zu bekuͤmmern hatten und mit ihrem buntfluͤſſigen Elemente vornehm uͤber die duͤſtern Schwarzkuͤnſte des Kupferſtechers wegeilen durften. Sie waren die eigentlichen Maler in der Verſammlung, ihnen ſtand noch das Leben offen, und Jeder hoffte, wenn er nur erſt aus dieſem Fegefeuer des Meiſters Haberſaat entron¬
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feinſten und ſchwierigſten Aufgaben, meiſtens
jedoch mit ſeinem Buche, Briefſchreiben und dem
Verpacken der fertigen Sachen beſchaͤftigt.
Es herrſchte ein ſtreng ausgeſchiedener Geiſt
in den Anſpruͤchen und Hoffnungen des Refek¬
toriums. Der Kupferſtecher und der Lithograph
waren fertige Leute, die ſelbſtaͤndig in die Welt
ſchauten, bei Meiſter Haberſaat um einen Gul¬
den taͤglich ihre acht Stunden arbeiteten und ſich
weiter weder um ihn was bekuͤmmerten, noch
große Hoffnungen naͤhrten. Mit den jungen
Koloriſten hingegen verhielt es ſich anders. Dieſe
luſtigen Geiſter gingen mit wirklichen, leichten
und durchſichtigen Farben um, ſie handhabten den
Pinſel in Blau, Roth und Gelb, und das um
ſo froͤhlicher, als ſie ſich um Zeichnung und An¬
ordnung Nichts zu bekuͤmmern hatten und mit
ihrem buntfluͤſſigen Elemente vornehm uͤber die
duͤſtern Schwarzkuͤnſte des Kupferſtechers wegeilen
durften. Sie waren die eigentlichen Maler in
der Verſammlung, ihnen ſtand noch das Leben
offen, und Jeder hoffte, wenn er nur erſt aus
dieſem Fegefeuer des Meiſters Haberſaat entron¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/166>, abgerufen am 25.11.2024.
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