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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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umhergehen und unaufgefordert nicht sprechen
durfte. Nur der Kupferstecher und der Lithograph
führten einen bescheidenen Verkehr mit sich und
den betreffenden Druckergesellen und richteten das
Wort auch an den Meister, wenn es ihnen gut¬
dünkte, ein bischen zu plaudern. Dieser aber,
wenn er guter Laune war, erzählte allerlei Ge¬
schichten und geläufige Kunstsagen, auch Schwänke
aus seinem früheren Leben und Züge von der
Herrlichkeit der Maler. Sowie er aber bemerkte,
daß Einer zu eifrig aufhorchte und die Arbeit
darüber vergaß, brach er ab und beobachtete
eine geraume Zeit weise Zurückhaltung.

Ich genoß das Vorrecht, meine Vorlagen
selbst hervorzuholen, und verweilte dabei immer
längere Zeit, die vorhandenen Schätze durchzu¬
gehen. Sie bestanden aus einer großen Menge
zufällig zusammengeraffter Gegenstände, aus gu¬
ten alten Kupferstichen, einzelnen Fetzen und
Blättern ohne Bedeutung, wie sie die Zeit an¬
häuft, Zeichnungen von einer gewissen Routine,
ohne Naturwahrheit und einem unendlichen übri¬
gen Mischmasch. Was mich zunächst betraf,

umhergehen und unaufgefordert nicht ſprechen
durfte. Nur der Kupferſtecher und der Lithograph
fuͤhrten einen beſcheidenen Verkehr mit ſich und
den betreffenden Druckergeſellen und richteten das
Wort auch an den Meiſter, wenn es ihnen gut¬
duͤnkte, ein bischen zu plaudern. Dieſer aber,
wenn er guter Laune war, erzaͤhlte allerlei Ge¬
ſchichten und gelaͤufige Kunſtſagen, auch Schwaͤnke
aus ſeinem fruͤheren Leben und Zuͤge von der
Herrlichkeit der Maler. Sowie er aber bemerkte,
daß Einer zu eifrig aufhorchte und die Arbeit
daruͤber vergaß, brach er ab und beobachtete
eine geraume Zeit weiſe Zuruͤckhaltung.

Ich genoß das Vorrecht, meine Vorlagen
ſelbſt hervorzuholen, und verweilte dabei immer
laͤngere Zeit, die vorhandenen Schaͤtze durchzu¬
gehen. Sie beſtanden aus einer großen Menge
zufaͤllig zuſammengeraffter Gegenſtaͤnde, aus gu¬
ten alten Kupferſtichen, einzelnen Fetzen und
Blaͤttern ohne Bedeutung, wie ſie die Zeit an¬
haͤuft, Zeichnungen von einer gewiſſen Routine,
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[165/0175] umhergehen und unaufgefordert nicht ſprechen durfte. Nur der Kupferſtecher und der Lithograph fuͤhrten einen beſcheidenen Verkehr mit ſich und den betreffenden Druckergeſellen und richteten das Wort auch an den Meiſter, wenn es ihnen gut¬ duͤnkte, ein bischen zu plaudern. Dieſer aber, wenn er guter Laune war, erzaͤhlte allerlei Ge¬ ſchichten und gelaͤufige Kunſtſagen, auch Schwaͤnke aus ſeinem fruͤheren Leben und Zuͤge von der Herrlichkeit der Maler. Sowie er aber bemerkte, daß Einer zu eifrig aufhorchte und die Arbeit daruͤber vergaß, brach er ab und beobachtete eine geraume Zeit weiſe Zuruͤckhaltung. Ich genoß das Vorrecht, meine Vorlagen ſelbſt hervorzuholen, und verweilte dabei immer laͤngere Zeit, die vorhandenen Schaͤtze durchzu¬ gehen. Sie beſtanden aus einer großen Menge zufaͤllig zuſammengeraffter Gegenſtaͤnde, aus gu¬ ten alten Kupferſtichen, einzelnen Fetzen und Blaͤttern ohne Bedeutung, wie ſie die Zeit an¬ haͤuft, Zeichnungen von einer gewiſſen Routine, ohne Naturwahrheit und einem unendlichen uͤbri¬ gen Miſchmaſch. Was mich zunaͤchſt betraf,

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/175>, abgerufen am 25.11.2024.