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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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Maler ein recht böser Hauptlügner! Lachend und
flüsternd unterhielten sie sich hierauf mit den an¬
deren beiden Mädchen, die nicht recht wußten
woran sie waren, und Alle würdigten uns keines
Blickes mehr. So hatte ich das Geheimniß,
das ich am Morgen großmüthig zu verschweigen
gelobt, noch vor Untergang der Sonne ausge¬
plaudert. Dadurch war der Krieg zwischen mir
und den Schönen erklärt und ich sah mich plötz¬
lich himmelweit von dem Ziele meiner Hoffnun¬
gen gerückt; denn ich dachte mir alle Mädchen
als eng verbündet und gleichsam Eine Person,
mit welcher man im Ganzen gut stehen müsse,
wenn man ein Theilchen gewinnen wolle.


Maler ein recht boͤſer Hauptluͤgner! Lachend und
fluͤſternd unterhielten ſie ſich hierauf mit den an¬
deren beiden Maͤdchen, die nicht recht wußten
woran ſie waren, und Alle wuͤrdigten uns keines
Blickes mehr. So hatte ich das Geheimniß,
das ich am Morgen großmuͤthig zu verſchweigen
gelobt, noch vor Untergang der Sonne ausge¬
plaudert. Dadurch war der Krieg zwiſchen mir
und den Schoͤnen erklaͤrt und ich ſah mich ploͤtz¬
lich himmelweit von dem Ziele meiner Hoffnun¬
gen geruͤckt; denn ich dachte mir alle Maͤdchen
als eng verbuͤndet und gleichſam Eine Perſon,
mit welcher man im Ganzen gut ſtehen muͤſſe,
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[251/0261] Maler ein recht boͤſer Hauptluͤgner! Lachend und fluͤſternd unterhielten ſie ſich hierauf mit den an¬ deren beiden Maͤdchen, die nicht recht wußten woran ſie waren, und Alle wuͤrdigten uns keines Blickes mehr. So hatte ich das Geheimniß, das ich am Morgen großmuͤthig zu verſchweigen gelobt, noch vor Untergang der Sonne ausge¬ plaudert. Dadurch war der Krieg zwiſchen mir und den Schoͤnen erklaͤrt und ich ſah mich ploͤtz¬ lich himmelweit von dem Ziele meiner Hoffnun¬ gen geruͤckt; denn ich dachte mir alle Maͤdchen als eng verbuͤndet und gleichſam Eine Perſon, mit welcher man im Ganzen gut ſtehen muͤſſe, wenn man ein Theilchen gewinnen wolle.

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/261>, abgerufen am 23.11.2024.