Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.bald wie unregelmäßige Verzweigungen derselben ll. 24
bald wie unregelmaͤßige Verzweigungen derſelben ll. 24
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bald wie unregelmaͤßige Verzweigungen derſelben
aus. Den Stoff zu den lauten Geſpraͤchen lieh
die allgemeine Theaterkritik, die ſich uͤber alle
Tiſche verbreitete, und deren muͤndliche Artikel
die Kuͤnſtler ſelbſt verfaßten. Dieſe Kritik be¬
faßte ſich weniger mit dem Inhalte des Dramas
und mit der Darſtellung deſſelben, als mit dem
romantiſchen Ausſehen der Helden und mit der
Vergleichung mit ihrem gewoͤhnlichen Behaben.
Daraus entſtanden hundertfache ſcherzhafte Be¬
ziehungen und Anſpielungen, von denen kaum
der Tell allein frei gehalten wurde; denn dieſer
ſchien unangreifbar. Aber der Tyrann Geßler ge¬
rieth in ein ſolches Kreuzfeuer, daß er in der
Hitze des Gefechtes einen kleinen Rauſch trank
und ſeinen blinden Ingrimm bald auf ſehr na¬
tuͤrliche Weiſe darzuſtellen im Stande war. Die
heiterſten Scherze veranlaßten die jungen Leute,
welche in Frauentracht an der Tafel ſaßen. Es
waren drei oder vier Burſchen wie Milch und
Blut, mit Sorgfalt gekleidet und benahmen ſich
ſehr zuͤchtig und zimpferlich; waͤhrend ſie verlieb¬
ter und kecker Natur und angehende Don Juans
ll. 24
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