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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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schrittes, aber ohne viel Umstände, indem er mehr
durch sein Beispiel, als durch Reden wirkte. Nur
wenn eine Frage in den Geldbeutel eingriff,
pflegte er die Debatte mit genauen Erörterungen
und Bedenklichkeiten aufzuhalten; denn auch der
Radicalismus war ihm ein Geschäft und er der
Meinung, mit den äußersten Ersparnissen, die
man den Kosten von sechs Unternehmungen ab¬
gezwackt, könne man eine siebente obendrein er¬
möglichen. Er wollte die Sache der Freiheit und
Aufklärung nach der Weise eines klugen Fabri¬
kanten betrieben wissen, welcher nicht darauf aus¬
geht, mit ungeheuren Kosten auf Ein Mal ein
kolossales Prachtgebäude herzustellen, in welchem
er die Arbeiter zur Noth beschäftigen könnte, son¬
dern der es vorzieht, unscheinbare räucherige Ge¬
bäude, Werkstatt an Werkstatt, Schuppen an
Schuppen zu reihen, wie es Bedürfniß und Ge¬
winn erlauben, bald provisorisch, bald solid, nach
und nach, aber immer rascher mit der Zeit, daß
es raucht und dampft, pocht und hämmert an
allen Ecken, während jeder Beschäftigte in dem
lustigen Wirrsal seinen Griff und Tritt kennt.

ſchrittes, aber ohne viel Umſtaͤnde, indem er mehr
durch ſein Beiſpiel, als durch Reden wirkte. Nur
wenn eine Frage in den Geldbeutel eingriff,
pflegte er die Debatte mit genauen Eroͤrterungen
und Bedenklichkeiten aufzuhalten; denn auch der
Radicalismus war ihm ein Geſchaͤft und er der
Meinung, mit den aͤußerſten Erſparniſſen, die
man den Koſten von ſechs Unternehmungen ab¬
gezwackt, koͤnne man eine ſiebente obendrein er¬
moͤglichen. Er wollte die Sache der Freiheit und
Aufklaͤrung nach der Weiſe eines klugen Fabri¬
kanten betrieben wiſſen, welcher nicht darauf aus¬
geht, mit ungeheuren Koſten auf Ein Mal ein
koloſſales Prachtgebaͤude herzuſtellen, in welchem
er die Arbeiter zur Noth beſchaͤftigen koͤnnte, ſon¬
dern der es vorzieht, unſcheinbare raͤucherige Ge¬
baͤude, Werkſtatt an Werkſtatt, Schuppen an
Schuppen zu reihen, wie es Beduͤrfniß und Ge¬
winn erlauben, bald proviſoriſch, bald ſolid, nach
und nach, aber immer raſcher mit der Zeit, daß
es raucht und dampft, pocht und haͤmmert an
allen Ecken, waͤhrend jeder Beſchaͤftigte in dem
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[380/0390] ſchrittes, aber ohne viel Umſtaͤnde, indem er mehr durch ſein Beiſpiel, als durch Reden wirkte. Nur wenn eine Frage in den Geldbeutel eingriff, pflegte er die Debatte mit genauen Eroͤrterungen und Bedenklichkeiten aufzuhalten; denn auch der Radicalismus war ihm ein Geſchaͤft und er der Meinung, mit den aͤußerſten Erſparniſſen, die man den Koſten von ſechs Unternehmungen ab¬ gezwackt, koͤnne man eine ſiebente obendrein er¬ moͤglichen. Er wollte die Sache der Freiheit und Aufklaͤrung nach der Weiſe eines klugen Fabri¬ kanten betrieben wiſſen, welcher nicht darauf aus¬ geht, mit ungeheuren Koſten auf Ein Mal ein koloſſales Prachtgebaͤude herzuſtellen, in welchem er die Arbeiter zur Noth beſchaͤftigen koͤnnte, ſon¬ dern der es vorzieht, unſcheinbare raͤucherige Ge¬ baͤude, Werkſtatt an Werkſtatt, Schuppen an Schuppen zu reihen, wie es Beduͤrfniß und Ge¬ winn erlauben, bald proviſoriſch, bald ſolid, nach und nach, aber immer raſcher mit der Zeit, daß es raucht und dampft, pocht und haͤmmert an allen Ecken, waͤhrend jeder Beſchaͤftigte in dem luſtigen Wirrſal ſeinen Griff und Tritt kennt.

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/390>, abgerufen am 23.11.2024.