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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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Erstes Kapitel.

Ich schlief fest und traumlos bis zum Mittag;
als ich erwachte, wehte noch immer der warme
Südwind und es regnete in Einem fort. Ich
sah aus dem Fenster und erblickte das Thal auf
und nieder, wie Hunderte von Männern am
Wasser arbeiteten, um die Wehren und Dämme
herzustellen, da in den Bergen aller Schnee
schmelzen mußte und eine große Fluth zu er¬
warten war. Das Flüßchen rauschte schon an¬
sehnlich und grau gelblich daher; für unser Haus
war gar keine Gefahr, da es an einem sicher ab¬
gedämmten Seitenarme lag, der die Mühle trieb;
doch waren alle Mannspersonen fort, um die
Wiesen zu schützen, und ich saß mit den Frauens¬
leuten allein zu Tische. Nachher ging ich auch
hinaus und sah die Männer eben so rüstig und

III. 1
Erſtes Kapitel.

Ich ſchlief feſt und traumlos bis zum Mittag;
als ich erwachte, wehte noch immer der warme
Suͤdwind und es regnete in Einem fort. Ich
ſah aus dem Fenſter und erblickte das Thal auf
und nieder, wie Hunderte von Maͤnnern am
Waſſer arbeiteten, um die Wehren und Daͤmme
herzuſtellen, da in den Bergen aller Schnee
ſchmelzen mußte und eine große Fluth zu er¬
warten war. Das Fluͤßchen rauſchte ſchon an¬
ſehnlich und grau gelblich daher; fuͤr unſer Haus
war gar keine Gefahr, da es an einem ſicher ab¬
gedaͤmmten Seitenarme lag, der die Muͤhle trieb;
doch waren alle Mannsperſonen fort, um die
Wieſen zu ſchuͤtzen, und ich ſaß mit den Frauens¬
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hinaus und ſah die Maͤnner eben ſo ruͤſtig und

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[0011] Erſtes Kapitel. Ich ſchlief feſt und traumlos bis zum Mittag; als ich erwachte, wehte noch immer der warme Suͤdwind und es regnete in Einem fort. Ich ſah aus dem Fenſter und erblickte das Thal auf und nieder, wie Hunderte von Maͤnnern am Waſſer arbeiteten, um die Wehren und Daͤmme herzuſtellen, da in den Bergen aller Schnee ſchmelzen mußte und eine große Fluth zu er¬ warten war. Das Fluͤßchen rauſchte ſchon an¬ ſehnlich und grau gelblich daher; fuͤr unſer Haus war gar keine Gefahr, da es an einem ſicher ab¬ gedaͤmmten Seitenarme lag, der die Muͤhle trieb; doch waren alle Mannsperſonen fort, um die Wieſen zu ſchuͤtzen, und ich ſaß mit den Frauens¬ leuten allein zu Tiſche. Nachher ging ich auch hinaus und ſah die Maͤnner eben ſo ruͤſtig und III. 1

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/11>, abgerufen am 21.11.2024.