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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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Goldschmiede, ganz roth gekleidet in schwarz-da¬
mastenem Mantel und reich mit Gold gestickt,
den tieferen Glanz ihres Stoffes zur Schau tru¬
gen. Silberne Bildtafeln und goldgetriebene
Schalen wurden ihnen vorangetragen; die plasti¬
sche Kunst lächelte hier aus silberner Wiege und
die neugeborene Kupferstecherkunst hatte hier ihren
metallischen Ursprung, wunderlich getrennt von
dem Holzschnitt, welcher mit der schwärzlichen
Buchdruckerei ging.

Mit Holz und Kupfer nur hatten es die nun
auftretenden Kupfertreiber und Ornamentschneider
zu thun, dafür waren sie aber schon ganz Künstler
und unbezweifelte Bildwerker. Sebastian Lin¬
denast arbeitete seine kupfernen Gefäße und Scha¬
len so schön und kostbar, daß ihm der Kaiser das
Vorrecht verlieh, sie zu vergolden, welches sonst
Niemand durfte. Obgleich dergleichen für heute
nicht mehr ziemte, so kann es doch keine sinnigere
Beschränkung und Befreiung von derselben geben,
als diese, wo ein kunstreicher treuer Mann vom
obersten Haupte der Nation, des Reiches die Be¬
fugniß erhielt, sein geringes Metall der edlen

Goldſchmiede, ganz roth gekleidet in ſchwarz-da¬
maſtenem Mantel und reich mit Gold geſtickt,
den tieferen Glanz ihres Stoffes zur Schau tru¬
gen. Silberne Bildtafeln und goldgetriebene
Schalen wurden ihnen vorangetragen; die plaſti¬
ſche Kunſt laͤchelte hier aus ſilberner Wiege und
die neugeborene Kupferſtecherkunſt hatte hier ihren
metalliſchen Urſprung, wunderlich getrennt von
dem Holzſchnitt, welcher mit der ſchwaͤrzlichen
Buchdruckerei ging.

Mit Holz und Kupfer nur hatten es die nun
auftretenden Kupfertreiber und Ornamentſchneider
zu thun, dafuͤr waren ſie aber ſchon ganz Kuͤnſtler
und unbezweifelte Bildwerker. Sebaſtian Lin¬
denaſt arbeitete ſeine kupfernen Gefaͤße und Scha¬
len ſo ſchoͤn und koſtbar, daß ihm der Kaiſer das
Vorrecht verlieh, ſie zu vergolden, welches ſonſt
Niemand durfte. Obgleich dergleichen fuͤr heute
nicht mehr ziemte, ſo kann es doch keine ſinnigere
Beſchraͤnkung und Befreiung von derſelben geben,
als dieſe, wo ein kunſtreicher treuer Mann vom
oberſten Haupte der Nation, des Reiches die Be¬
fugniß erhielt, ſein geringes Metall der edlen

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[248/0258] Goldſchmiede, ganz roth gekleidet in ſchwarz-da¬ maſtenem Mantel und reich mit Gold geſtickt, den tieferen Glanz ihres Stoffes zur Schau tru¬ gen. Silberne Bildtafeln und goldgetriebene Schalen wurden ihnen vorangetragen; die plaſti¬ ſche Kunſt laͤchelte hier aus ſilberner Wiege und die neugeborene Kupferſtecherkunſt hatte hier ihren metalliſchen Urſprung, wunderlich getrennt von dem Holzſchnitt, welcher mit der ſchwaͤrzlichen Buchdruckerei ging. Mit Holz und Kupfer nur hatten es die nun auftretenden Kupfertreiber und Ornamentſchneider zu thun, dafuͤr waren ſie aber ſchon ganz Kuͤnſtler und unbezweifelte Bildwerker. Sebaſtian Lin¬ denaſt arbeitete ſeine kupfernen Gefaͤße und Scha¬ len ſo ſchoͤn und koſtbar, daß ihm der Kaiſer das Vorrecht verlieh, ſie zu vergolden, welches ſonſt Niemand durfte. Obgleich dergleichen fuͤr heute nicht mehr ziemte, ſo kann es doch keine ſinnigere Beſchraͤnkung und Befreiung von derſelben geben, als dieſe, wo ein kunſtreicher treuer Mann vom oberſten Haupte der Nation, des Reiches die Be¬ fugniß erhielt, ſein geringes Metall der edlen

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/258>, abgerufen am 21.11.2024.