so ging er doch jetzt eben so stramm und lautlos von hinnen, wie ein geforderter Student oder Gardeofficier, während der Zipfel seiner Kappe gemüthlich klingelte und sein Herz gewaltig klopfte.
Beide erzürnte Freunde fanden nur zu leicht und bald andere Thörichte unter den heimwärts schwärmenden Künstlern, welche sogleich mit feier¬ licher Bereitwilligkeit die erforderlichen Verabre¬ dungen und Vorbereitungen trafen. Das Duell sollte in Ferdinands Wohnung stattfinden.
Dieser begab sich nach Hause und blieb den übrigen Theil der Nacht auf, ohne sich umzuklei¬ den. Er schrieb einige Briefe und versiegelte sie, warf das erotische Album, das ihm in die Hände fiel, unwillkürlich und erröthend in's Feuer, ord¬ nete dies und jenes, und als er damit zu Ende war, löschte er das Licht, setzte sich an das Fen¬ ster und erwartete den anbrechenden Morgen. Ohne Haß gegen Heinrich zu empfinden, war er doch sehr traurig und gekränkt durch das unbe¬ dachte und bösartige Wort, welches dieser ihm in's Gesicht geworfen. Er unterdrückte daher den Gedanken, als der Aeltere die Beleidigung zu
ſo ging er doch jetzt eben ſo ſtramm und lautlos von hinnen, wie ein geforderter Student oder Gardeofficier, waͤhrend der Zipfel ſeiner Kappe gemuͤthlich klingelte und ſein Herz gewaltig klopfte.
Beide erzuͤrnte Freunde fanden nur zu leicht und bald andere Thoͤrichte unter den heimwaͤrts ſchwaͤrmenden Kuͤnſtlern, welche ſogleich mit feier¬ licher Bereitwilligkeit die erforderlichen Verabre¬ dungen und Vorbereitungen trafen. Das Duell ſollte in Ferdinands Wohnung ſtattfinden.
Dieſer begab ſich nach Hauſe und blieb den uͤbrigen Theil der Nacht auf, ohne ſich umzuklei¬ den. Er ſchrieb einige Briefe und verſiegelte ſie, warf das erotiſche Album, das ihm in die Haͤnde fiel, unwillkuͤrlich und erroͤthend in's Feuer, ord¬ nete dies und jenes, und als er damit zu Ende war, loͤſchte er das Licht, ſetzte ſich an das Fen¬ ſter und erwartete den anbrechenden Morgen. Ohne Haß gegen Heinrich zu empfinden, war er doch ſehr traurig und gekraͤnkt durch das unbe¬ dachte und boͤsartige Wort, welches dieſer ihm in's Geſicht geworfen. Er unterdruͤckte daher den Gedanken, als der Aeltere die Beleidigung zu
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ſo ging er doch jetzt eben ſo ſtramm und lautlos
von hinnen, wie ein geforderter Student oder
Gardeofficier, waͤhrend der Zipfel ſeiner Kappe
gemuͤthlich klingelte und ſein Herz gewaltig klopfte.
Beide erzuͤrnte Freunde fanden nur zu leicht
und bald andere Thoͤrichte unter den heimwaͤrts
ſchwaͤrmenden Kuͤnſtlern, welche ſogleich mit feier¬
licher Bereitwilligkeit die erforderlichen Verabre¬
dungen und Vorbereitungen trafen. Das Duell
ſollte in Ferdinands Wohnung ſtattfinden.
Dieſer begab ſich nach Hauſe und blieb den
uͤbrigen Theil der Nacht auf, ohne ſich umzuklei¬
den. Er ſchrieb einige Briefe und verſiegelte ſie,
warf das erotiſche Album, das ihm in die Haͤnde
fiel, unwillkuͤrlich und erroͤthend in's Feuer, ord¬
nete dies und jenes, und als er damit zu Ende
war, loͤſchte er das Licht, ſetzte ſich an das Fen¬
ſter und erwartete den anbrechenden Morgen.
Ohne Haß gegen Heinrich zu empfinden, war er
doch ſehr traurig und gekraͤnkt durch das unbe¬
dachte und boͤsartige Wort, welches dieſer ihm
in's Geſicht geworfen. Er unterdruͤckte daher den
Gedanken, als der Aeltere die Beleidigung zu
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/364>, abgerufen am 04.12.2024.
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