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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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fragte ich und Römer erwiederte, indem er sich
bedeutungsvoll die Hände rieb: "Das eben nicht!
lassen wir das!"

Doch bald darauf deutete er mir an, daß alle
Fäden der europäischen Politik in seiner Hand
zusammenliefen und daß ein Tag, eine Stunde
des Nachlasses in seiner angestrengten Geistesar¬
beit, die seinen Körper aufzureiben drohe, sich
alsobald durch eine allgemeine Verwirrung der
öffentlichen Angelegenheiten bemerklich mache, daß
eine confuse und ängstliche Nummer des Journal
des Debats jedesmal bedeute, daß Er unpäßlich
oder abgespannt und sein Rath ausgeblieben sei.
Ich sah meinen Lehrer ernsthaft an, er machte ein
unbefangenes und ernsthaftes Gesicht, die gebo¬
gene Nase stand wie immer mitten darin, darun¬
ter der wohlgepflegte Schnurbart und über die
Augen flog auch nicht das leiseste ungewisse Zu¬
cken.

Mein Erstaunen gewann nicht Zeit, sich auf¬
zuhellen, indem ich ferner erfuhr, daß Römer,
während er der verborgene Mittelpunkt aller
Weltregierung, zugleich das Opfer unerhörter

fragte ich und Roͤmer erwiederte, indem er ſich
bedeutungsvoll die Haͤnde rieb: »Das eben nicht!
laſſen wir das!«

Doch bald darauf deutete er mir an, daß alle
Faͤden der europaͤiſchen Politik in ſeiner Hand
zuſammenliefen und daß ein Tag, eine Stunde
des Nachlaſſes in ſeiner angeſtrengten Geiſtesar¬
beit, die ſeinen Koͤrper aufzureiben drohe, ſich
alſobald durch eine allgemeine Verwirrung der
oͤffentlichen Angelegenheiten bemerklich mache, daß
eine confuſe und aͤngſtliche Nummer des Journal
des Débats jedesmal bedeute, daß Er unpaͤßlich
oder abgeſpannt und ſein Rath ausgeblieben ſei.
Ich ſah meinen Lehrer ernſthaft an, er machte ein
unbefangenes und ernſthaftes Geſicht, die gebo¬
gene Naſe ſtand wie immer mitten darin, darun¬
ter der wohlgepflegte Schnurbart und uͤber die
Augen flog auch nicht das leiſeſte ungewiſſe Zu¬
cken.

Mein Erſtaunen gewann nicht Zeit, ſich auf¬
zuhellen, indem ich ferner erfuhr, daß Roͤmer,
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[80/0090] fragte ich und Roͤmer erwiederte, indem er ſich bedeutungsvoll die Haͤnde rieb: »Das eben nicht! laſſen wir das!« Doch bald darauf deutete er mir an, daß alle Faͤden der europaͤiſchen Politik in ſeiner Hand zuſammenliefen und daß ein Tag, eine Stunde des Nachlaſſes in ſeiner angeſtrengten Geiſtesar¬ beit, die ſeinen Koͤrper aufzureiben drohe, ſich alſobald durch eine allgemeine Verwirrung der oͤffentlichen Angelegenheiten bemerklich mache, daß eine confuſe und aͤngſtliche Nummer des Journal des Débats jedesmal bedeute, daß Er unpaͤßlich oder abgeſpannt und ſein Rath ausgeblieben ſei. Ich ſah meinen Lehrer ernſthaft an, er machte ein unbefangenes und ernſthaftes Geſicht, die gebo¬ gene Naſe ſtand wie immer mitten darin, darun¬ ter der wohlgepflegte Schnurbart und uͤber die Augen flog auch nicht das leiſeſte ungewiſſe Zu¬ cken. Mein Erſtaunen gewann nicht Zeit, ſich auf¬ zuhellen, indem ich ferner erfuhr, daß Roͤmer, waͤhrend er der verborgene Mittelpunkt aller Weltregierung, zugleich das Opfer unerhoͤrter

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/90>, abgerufen am 23.11.2024.