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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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kauflustig blieb, und dieser munterte ihn auf, nur
zu bringen, wenn er etwas fertig hätte (denn er
bildete sich ein, der arme junge Künstler mache
diese Sachen vorweg), sich ferner zu bescheiden
und hübsch fleißig und sparsam zu sein, und die
Zeit würde gewiß kommen, wo aus diesem
kleinen Anfang etwas Tüchtiges würde; dabei
klopfte er ihm vertraulich auf die Achsel und for¬
derte ihn auf, nicht so traurig und einsilbig zu sein.

Heinrich's ganzes künstlerisches Besitzthum
wanderte nun nach und nach in den dunklen
Winkel des immer kauflustigen Hökers; wenn es
auch manchmal Monate dauerte, bis dieser wieder
etwas verkaufte davon, so blieb er sich doch gleich,
und hierin war es nun nicht zu verkennen, daß
der Alte, so knapp er Heinrich hielt, denselben
doch nicht wollte im Stiche lassen und auch bei
der Befürchtung, die ganze Bescheerung auf dem
Halse zu behalten, denselben nicht abweisen wollte.
Das war die Treue, die Gemüthsehre der Armuth
und Einfalt. Mit diesem Wesen schmeichelte er
förmlich den armen Heinrich in eine große De¬
muth und Vertraulichkeit hinein; denn nicht nur

kaufluſtig blieb, und dieſer munterte ihn auf, nur
zu bringen, wenn er etwas fertig haͤtte (denn er
bildete ſich ein, der arme junge Kuͤnſtler mache
dieſe Sachen vorweg), ſich ferner zu beſcheiden
und huͤbſch fleißig und ſparſam zu ſein, und die
Zeit wuͤrde gewiß kommen, wo aus dieſem
kleinen Anfang etwas Tuͤchtiges wuͤrde; dabei
klopfte er ihm vertraulich auf die Achſel und for¬
derte ihn auf, nicht ſo traurig und einſilbig zu ſein.

Heinrich's ganzes kuͤnſtleriſches Beſitzthum
wanderte nun nach und nach in den dunklen
Winkel des immer kaufluſtigen Hoͤkers; wenn es
auch manchmal Monate dauerte, bis dieſer wieder
etwas verkaufte davon, ſo blieb er ſich doch gleich,
und hierin war es nun nicht zu verkennen, daß
der Alte, ſo knapp er Heinrich hielt, denſelben
doch nicht wollte im Stiche laſſen und auch bei
der Befuͤrchtung, die ganze Beſcheerung auf dem
Halſe zu behalten, denſelben nicht abweiſen wollte.
Das war die Treue, die Gemuͤthsehre der Armuth
und Einfalt. Mit dieſem Weſen ſchmeichelte er
foͤrmlich den armen Heinrich in eine große De¬
muth und Vertraulichkeit hinein; denn nicht nur

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[172/0182] kaufluſtig blieb, und dieſer munterte ihn auf, nur zu bringen, wenn er etwas fertig haͤtte (denn er bildete ſich ein, der arme junge Kuͤnſtler mache dieſe Sachen vorweg), ſich ferner zu beſcheiden und huͤbſch fleißig und ſparſam zu ſein, und die Zeit wuͤrde gewiß kommen, wo aus dieſem kleinen Anfang etwas Tuͤchtiges wuͤrde; dabei klopfte er ihm vertraulich auf die Achſel und for¬ derte ihn auf, nicht ſo traurig und einſilbig zu ſein. Heinrich's ganzes kuͤnſtleriſches Beſitzthum wanderte nun nach und nach in den dunklen Winkel des immer kaufluſtigen Hoͤkers; wenn es auch manchmal Monate dauerte, bis dieſer wieder etwas verkaufte davon, ſo blieb er ſich doch gleich, und hierin war es nun nicht zu verkennen, daß der Alte, ſo knapp er Heinrich hielt, denſelben doch nicht wollte im Stiche laſſen und auch bei der Befuͤrchtung, die ganze Beſcheerung auf dem Halſe zu behalten, denſelben nicht abweiſen wollte. Das war die Treue, die Gemuͤthsehre der Armuth und Einfalt. Mit dieſem Weſen ſchmeichelte er foͤrmlich den armen Heinrich in eine große De¬ muth und Vertraulichkeit hinein; denn nicht nur

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/182>, abgerufen am 28.11.2024.