und zufrieden in seine Wohnung zurück und konnte kaum den Tag erwarten, wo er in aller Frühe wieder an die seltsame Arbeit gehen durfte.
So kam endlich der Tag heran, an welchem die künftige Königin ihren Einzug hielt. Schon am frühen Morgen fingen die Straßen an das allerbunteste Gewand anzuziehen, und die Bevöl¬ kerung wogte hin und her, der besitzende, ange¬ sessene oder abhängige Theil noch mit den An¬ stalten beschäftigt, der müßige und unabhängige Theil gaffend und sich an dem Thun der Ande¬ ren vergnügend. Werkleute hämmerten und klet¬ terten an Gerüsten und Ehrenbogen umher, Gärt¬ ner und Bauern führten ganze Lasten grünen Zeuges herbei, indessen die Behörden und Zünfte auf den Beinen waren und ihren Aufzug in zwecklosem Umherstehen und Gehen den gan¬ zen Tag hielten. Die dicke gespreizte Magistrats¬ person, die nicht wußte, wo ihr der Kopf stand vor aufgeblähtem Eifer, Wohldienerei und Wich¬ tigthuerei, rannte die arme Wittwe über den Haufen, die noch in der letzten Stunde ein Kränz¬ chen oder Fähnchen herbeiholte, und der reiche
IV. 13
und zufrieden in ſeine Wohnung zuruͤck und konnte kaum den Tag erwarten, wo er in aller Fruͤhe wieder an die ſeltſame Arbeit gehen durfte.
So kam endlich der Tag heran, an welchem die kuͤnftige Koͤnigin ihren Einzug hielt. Schon am fruͤhen Morgen fingen die Straßen an das allerbunteſte Gewand anzuziehen, und die Bevoͤl¬ kerung wogte hin und her, der beſitzende, ange¬ ſeſſene oder abhaͤngige Theil noch mit den An¬ ſtalten beſchaͤftigt, der muͤßige und unabhaͤngige Theil gaffend und ſich an dem Thun der Ande¬ ren vergnuͤgend. Werkleute haͤmmerten und klet¬ terten an Geruͤſten und Ehrenbogen umher, Gaͤrt¬ ner und Bauern fuͤhrten ganze Laſten gruͤnen Zeuges herbei, indeſſen die Behoͤrden und Zuͤnfte auf den Beinen waren und ihren Aufzug in zweckloſem Umherſtehen und Gehen den gan¬ zen Tag hielten. Die dicke geſpreizte Magiſtrats¬ perſon, die nicht wußte, wo ihr der Kopf ſtand vor aufgeblaͤhtem Eifer, Wohldienerei und Wich¬ tigthuerei, rannte die arme Wittwe uͤber den Haufen, die noch in der letzten Stunde ein Kraͤnz¬ chen oder Faͤhnchen herbeiholte, und der reiche
IV. 13
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und zufrieden in ſeine Wohnung zuruͤck und konnte
kaum den Tag erwarten, wo er in aller Fruͤhe
wieder an die ſeltſame Arbeit gehen durfte.
So kam endlich der Tag heran, an welchem
die kuͤnftige Koͤnigin ihren Einzug hielt. Schon
am fruͤhen Morgen fingen die Straßen an das
allerbunteſte Gewand anzuziehen, und die Bevoͤl¬
kerung wogte hin und her, der beſitzende, ange¬
ſeſſene oder abhaͤngige Theil noch mit den An¬
ſtalten beſchaͤftigt, der muͤßige und unabhaͤngige
Theil gaffend und ſich an dem Thun der Ande¬
ren vergnuͤgend. Werkleute haͤmmerten und klet¬
terten an Geruͤſten und Ehrenbogen umher, Gaͤrt¬
ner und Bauern fuͤhrten ganze Laſten gruͤnen
Zeuges herbei, indeſſen die Behoͤrden und Zuͤnfte
auf den Beinen waren und ihren Aufzug in
zweckloſem Umherſtehen und Gehen den gan¬
zen Tag hielten. Die dicke geſpreizte Magiſtrats¬
perſon, die nicht wußte, wo ihr der Kopf ſtand
vor aufgeblaͤhtem Eifer, Wohldienerei und Wich¬
tigthuerei, rannte die arme Wittwe uͤber den
Haufen, die noch in der letzten Stunde ein Kraͤnz¬
chen oder Faͤhnchen herbeiholte, und der reiche
IV. 13
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/203>, abgerufen am 21.11.2024.
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