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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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Joch, und schienen zu singen: Siehe, wir rau¬
schen, wehen und fließen, athmen und leben und
sind alle Augenblicke da, wie wir sind und lassen
uns nichts anfechten. Wir biegen und neigen
uns, leiden und lassen es über uns dahin brau¬
sen und brausen selbst mit und sind doch nie et¬
was Anderes, als das was wir sind! Wir gehen
unter und leben doch, und was wir leben, das
sorgen wir nicht! Im Herbst schütteln wir alle
Blätter ab, und im Lenz bekleiden wir uns mit
jungem Grün; heute verrinnen wir und scheinen
versiegt und morgen sind wir da und strömen
einher, und ich, der Wind, wehe wohin ich muß
und thue es mit Freuden, ob ich auf meinen
Flügeln Rosengerüche trage oder die Wolken des
Unheils!

Als Heinrich nach der Stadt zurückkehrte, be¬
schloß er, nie mehr zum Alten zu gehen, möge
ihm geschehen was da wolle, und so schwer es
ihm auch fiel; denn er hatte das ungewöhnliche
graue Männchen lieb gewonnen.


Joch, und ſchienen zu ſingen: Siehe, wir rau¬
ſchen, wehen und fließen, athmen und leben und
ſind alle Augenblicke da, wie wir ſind und laſſen
uns nichts anfechten. Wir biegen und neigen
uns, leiden und laſſen es uͤber uns dahin brau¬
ſen und brauſen ſelbſt mit und ſind doch nie et¬
was Anderes, als das was wir ſind! Wir gehen
unter und leben doch, und was wir leben, das
ſorgen wir nicht! Im Herbſt ſchuͤtteln wir alle
Blaͤtter ab, und im Lenz bekleiden wir uns mit
jungem Gruͤn; heute verrinnen wir und ſcheinen
verſiegt und morgen ſind wir da und ſtroͤmen
einher, und ich, der Wind, wehe wohin ich muß
und thue es mit Freuden, ob ich auf meinen
Fluͤgeln Roſengeruͤche trage oder die Wolken des
Unheils!

Als Heinrich nach der Stadt zuruͤckkehrte, be¬
ſchloß er, nie mehr zum Alten zu gehen, moͤge
ihm geſchehen was da wolle, und ſo ſchwer es
ihm auch fiel; denn er hatte das ungewoͤhnliche
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[0208] Joch, und ſchienen zu ſingen: Siehe, wir rau¬ ſchen, wehen und fließen, athmen und leben und ſind alle Augenblicke da, wie wir ſind und laſſen uns nichts anfechten. Wir biegen und neigen uns, leiden und laſſen es uͤber uns dahin brau¬ ſen und brauſen ſelbſt mit und ſind doch nie et¬ was Anderes, als das was wir ſind! Wir gehen unter und leben doch, und was wir leben, das ſorgen wir nicht! Im Herbſt ſchuͤtteln wir alle Blaͤtter ab, und im Lenz bekleiden wir uns mit jungem Gruͤn; heute verrinnen wir und ſcheinen verſiegt und morgen ſind wir da und ſtroͤmen einher, und ich, der Wind, wehe wohin ich muß und thue es mit Freuden, ob ich auf meinen Fluͤgeln Roſengeruͤche trage oder die Wolken des Unheils! Als Heinrich nach der Stadt zuruͤckkehrte, be¬ ſchloß er, nie mehr zum Alten zu gehen, moͤge ihm geſchehen was da wolle, und ſo ſchwer es ihm auch fiel; denn er hatte das ungewoͤhnliche graue Maͤnnchen lieb gewonnen.

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/208>, abgerufen am 21.11.2024.