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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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Meinung der Leute im Allgemeinen auch eine
irrige ist, so steht es doch Jedem frei, sie für sich
zu einer Wahrheit und so seine öffentliche Stel¬
lung angenehm zu machen."

Heinrich griff in seinen Sack und warf einige
Hände voll Goldmünzen in die Höhe, welche so¬
gleich von hundert in die Luft greifenden Händen
aufgefangen und weiter geworfen wurden. Hein¬
rich warf immer mehr Gold aus, und dasselbe
wanderte von Hand zu Hand über die ganze
Brücke und über dieselbe hinaus über das Land;
Jeder gab es emsig weiter, nachdem er es besehen
und ein bischen an seinem eigenen Golde gerieben
hatte, wodurch sich dieses verdoppelte, und bald
kehrten alle Goldstücke Heinrich's in Gesellschaft
von drei bis vier anderen wieder zurück, und
zwar so, daß die ursprüngliche Münze, auf wel¬
cher der alte Schweizer geprägt war, die übrigen
anführte mit einem Gepräge aus aller Herren
Länder. Er wies ihnen mit seinem Schwerte,
welches jetzt ein Mercuriusstab war, den Platz
an und es regnete von allen Seiten auf Heinrich
ein. Das Gold setzte sich klumpenweise an alle

Meinung der Leute im Allgemeinen auch eine
irrige iſt, ſo ſteht es doch Jedem frei, ſie fuͤr ſich
zu einer Wahrheit und ſo ſeine oͤffentliche Stel¬
lung angenehm zu machen.«

Heinrich griff in ſeinen Sack und warf einige
Haͤnde voll Goldmuͤnzen in die Hoͤhe, welche ſo¬
gleich von hundert in die Luft greifenden Haͤnden
aufgefangen und weiter geworfen wurden. Hein¬
rich warf immer mehr Gold aus, und daſſelbe
wanderte von Hand zu Hand uͤber die ganze
Bruͤcke und uͤber dieſelbe hinaus uͤber das Land;
Jeder gab es emſig weiter, nachdem er es beſehen
und ein bischen an ſeinem eigenen Golde gerieben
hatte, wodurch ſich dieſes verdoppelte, und bald
kehrten alle Goldſtuͤcke Heinrich's in Geſellſchaft
von drei bis vier anderen wieder zuruͤck, und
zwar ſo, daß die urſpruͤngliche Muͤnze, auf wel¬
cher der alte Schweizer gepraͤgt war, die uͤbrigen
anfuͤhrte mit einem Gepraͤge aus aller Herren
Laͤnder. Er wies ihnen mit ſeinem Schwerte,
welches jetzt ein Mercuriusſtab war, den Platz
an und es regnete von allen Seiten auf Heinrich
ein. Das Gold ſetzte ſich klumpenweiſe an alle

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[253/0263] Meinung der Leute im Allgemeinen auch eine irrige iſt, ſo ſteht es doch Jedem frei, ſie fuͤr ſich zu einer Wahrheit und ſo ſeine oͤffentliche Stel¬ lung angenehm zu machen.« Heinrich griff in ſeinen Sack und warf einige Haͤnde voll Goldmuͤnzen in die Hoͤhe, welche ſo¬ gleich von hundert in die Luft greifenden Haͤnden aufgefangen und weiter geworfen wurden. Hein¬ rich warf immer mehr Gold aus, und daſſelbe wanderte von Hand zu Hand uͤber die ganze Bruͤcke und uͤber dieſelbe hinaus uͤber das Land; Jeder gab es emſig weiter, nachdem er es beſehen und ein bischen an ſeinem eigenen Golde gerieben hatte, wodurch ſich dieſes verdoppelte, und bald kehrten alle Goldſtuͤcke Heinrich's in Geſellſchaft von drei bis vier anderen wieder zuruͤck, und zwar ſo, daß die urſpruͤngliche Muͤnze, auf wel¬ cher der alte Schweizer gepraͤgt war, die uͤbrigen anfuͤhrte mit einem Gepraͤge aus aller Herren Laͤnder. Er wies ihnen mit ſeinem Schwerte, welches jetzt ein Mercuriusſtab war, den Platz an und es regnete von allen Seiten auf Heinrich ein. Das Gold ſetzte ſich klumpenweiſe an alle

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/263>, abgerufen am 22.11.2024.