Merkwürdigkeiten aller Art, wie man sie nur von einer bedeutsamen und glücklichen Reise zurück¬ bringen kann; Heinrich aber stand verlegen bei dem aufgethürmten Haufen von Kostbarkeiten, der sich ganz offen ohne alle tragbare Hülle auf der Straße ausbreitete, und vergeblich suchte er den Drücker der verschlossenen Hausthür oder den Glockenzug. Ungeduldig und rathlos, indem er ängstlich seine Reichthümer hütete, sah er an das Haus hinauf und bemerkte erst jetzt, wie seltsam es aussah. Es war gleich einem alten edlen und fachreichen Schrankwerke ganz von dunklem Nußbaumholz gebaut mit unzähligen Gesimsen, Balkonen und Galerien, Alles auf das Feinste gearbeitet und spiegelhell polirt. Auf den Gesimsen und Galerien standen alterthümliche silberne Trinkbecher von jeder Gestalt, kostbare Porzellangefäße und kleine feine Marmorbilder aufgereiht. Große Fensterscheiben von klarem Krystallglas, denen aber das dunkle Innere des Hauses einen dunklen geheimnißvollen Glanz gab, funkelten hinter den Galerien, oder herrlich ge¬ maserte Holzthüren, welche in's Innere führten
IV. 17
Merkwuͤrdigkeiten aller Art, wie man ſie nur von einer bedeutſamen und gluͤcklichen Reiſe zuruͤck¬ bringen kann; Heinrich aber ſtand verlegen bei dem aufgethuͤrmten Haufen von Koſtbarkeiten, der ſich ganz offen ohne alle tragbare Huͤlle auf der Straße ausbreitete, und vergeblich ſuchte er den Druͤcker der verſchloſſenen Hausthuͤr oder den Glockenzug. Ungeduldig und rathlos, indem er aͤngſtlich ſeine Reichthuͤmer huͤtete, ſah er an das Haus hinauf und bemerkte erſt jetzt, wie ſeltſam es ausſah. Es war gleich einem alten edlen und fachreichen Schrankwerke ganz von dunklem Nußbaumholz gebaut mit unzaͤhligen Geſimſen, Balkonen und Galerien, Alles auf das Feinſte gearbeitet und ſpiegelhell polirt. Auf den Geſimſen und Galerien ſtanden alterthuͤmliche ſilberne Trinkbecher von jeder Geſtalt, koſtbare Porzellangefaͤße und kleine feine Marmorbilder aufgereiht. Große Fenſterſcheiben von klarem Kryſtallglas, denen aber das dunkle Innere des Hauſes einen dunklen geheimnißvollen Glanz gab, funkelten hinter den Galerien, oder herrlich ge¬ maſerte Holzthuͤren, welche in's Innere fuͤhrten
IV. 17
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Merkwuͤrdigkeiten aller Art, wie man ſie nur von
einer bedeutſamen und gluͤcklichen Reiſe zuruͤck¬
bringen kann; Heinrich aber ſtand verlegen bei
dem aufgethuͤrmten Haufen von Koſtbarkeiten,
der ſich ganz offen ohne alle tragbare Huͤlle auf
der Straße ausbreitete, und vergeblich ſuchte er
den Druͤcker der verſchloſſenen Hausthuͤr oder
den Glockenzug. Ungeduldig und rathlos, indem
er aͤngſtlich ſeine Reichthuͤmer huͤtete, ſah er an
das Haus hinauf und bemerkte erſt jetzt, wie
ſeltſam es ausſah. Es war gleich einem alten
edlen und fachreichen Schrankwerke ganz von
dunklem Nußbaumholz gebaut mit unzaͤhligen
Geſimſen, Balkonen und Galerien, Alles auf das
Feinſte gearbeitet und ſpiegelhell polirt. Auf den
Geſimſen und Galerien ſtanden alterthuͤmliche
ſilberne Trinkbecher von jeder Geſtalt, koſtbare
Porzellangefaͤße und kleine feine Marmorbilder
aufgereiht. Große Fenſterſcheiben von klarem
Kryſtallglas, denen aber das dunkle Innere des
Hauſes einen dunklen geheimnißvollen Glanz gab,
funkelten hinter den Galerien, oder herrlich ge¬
maſerte Holzthuͤren, welche in's Innere fuͤhrten
IV. 17
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/267>, abgerufen am 22.11.2024.
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