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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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und ein Wenig in sie hinein und griff gierig mit
den Händen im Dunkeln herum, ob nicht etwa
ein Thier oder Vogel in dieselben gerathen möchte,
was er würgen und braten könnte; es rauschte
auch auf und gab Laut da und dort; allein nichts
kam ihm unter die begierigen Hände und traurig
kehrte er an seinen Platz zurück, wo er endlich
einschlief. Ein Flug laut schreiender Wander¬
falken, deren silberblaue Flügel und weiße Feder¬
brüste im ersten Morgenroth blitzten, weckte den
Schläfer aus verlorenen Träumen, und da, wie
er sich ermunterte, der Köhler sich zugleich zu
regen und aus seiner Hütte zu kriechen begann,
die Füße voran, so stand Heinrich auf und setzte
seinen Weg fort, dem Köhler einen guten Morgen
wünschend, und der Köhler dankte ihm, des
Glaubens, es wäre ein früh vorübergehender
Reisender mit kleinem Wachstuchbündel. "Der
mag auch kaum ein altes Hemde in seinem Päck¬
chen haben!" sagte er vor sich hin, als die dürf¬
tige Gestalt im Walde verschwand.

Doch dieses nahm bald ein Ende und Hein¬
rich trat in eine weite, wunderschöne deutsche

18 *

und ein Wenig in ſie hinein und griff gierig mit
den Haͤnden im Dunkeln herum, ob nicht etwa
ein Thier oder Vogel in dieſelben gerathen moͤchte,
was er wuͤrgen und braten koͤnnte; es rauſchte
auch auf und gab Laut da und dort; allein nichts
kam ihm unter die begierigen Haͤnde und traurig
kehrte er an ſeinen Platz zuruͤck, wo er endlich
einſchlief. Ein Flug laut ſchreiender Wander¬
falken, deren ſilberblaue Fluͤgel und weiße Feder¬
bruͤſte im erſten Morgenroth blitzten, weckte den
Schlaͤfer aus verlorenen Traͤumen, und da, wie
er ſich ermunterte, der Koͤhler ſich zugleich zu
regen und aus ſeiner Huͤtte zu kriechen begann,
die Fuͤße voran, ſo ſtand Heinrich auf und ſetzte
ſeinen Weg fort, dem Koͤhler einen guten Morgen
wuͤnſchend, und der Koͤhler dankte ihm, des
Glaubens, es waͤre ein fruͤh voruͤbergehender
Reiſender mit kleinem Wachstuchbuͤndel. »Der
mag auch kaum ein altes Hemde in ſeinem Paͤck¬
chen haben!« ſagte er vor ſich hin, als die duͤrf¬
tige Geſtalt im Walde verſchwand.

Doch dieſes nahm bald ein Ende und Hein¬
rich trat in eine weite, wunderſchoͤne deutſche

18 *
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[275/0285] und ein Wenig in ſie hinein und griff gierig mit den Haͤnden im Dunkeln herum, ob nicht etwa ein Thier oder Vogel in dieſelben gerathen moͤchte, was er wuͤrgen und braten koͤnnte; es rauſchte auch auf und gab Laut da und dort; allein nichts kam ihm unter die begierigen Haͤnde und traurig kehrte er an ſeinen Platz zuruͤck, wo er endlich einſchlief. Ein Flug laut ſchreiender Wander¬ falken, deren ſilberblaue Fluͤgel und weiße Feder¬ bruͤſte im erſten Morgenroth blitzten, weckte den Schlaͤfer aus verlorenen Traͤumen, und da, wie er ſich ermunterte, der Koͤhler ſich zugleich zu regen und aus ſeiner Huͤtte zu kriechen begann, die Fuͤße voran, ſo ſtand Heinrich auf und ſetzte ſeinen Weg fort, dem Koͤhler einen guten Morgen wuͤnſchend, und der Koͤhler dankte ihm, des Glaubens, es waͤre ein fruͤh voruͤbergehender Reiſender mit kleinem Wachstuchbuͤndel. »Der mag auch kaum ein altes Hemde in ſeinem Paͤck¬ chen haben!« ſagte er vor ſich hin, als die duͤrf¬ tige Geſtalt im Walde verſchwand. Doch dieſes nahm bald ein Ende und Hein¬ rich trat in eine weite, wunderſchoͤne deutſche 18 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/285>, abgerufen am 21.11.2024.