Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

Alles wieder beisammen war, was er nach und
nach verloren und seinem jetzigen Wesen so fern
ab lag, auch da er nichts mehr von diesen Din¬
gen hoffte, so fand er jetzt, daß ein ganz bestimm¬
ter und schätzbarer Werth in der Sammlung lag,
und freute sich dieselbe in so lieblichen Händen
zu sehen.

"Welch' ein Zufall!" sagte er, "wie kommen
Sie denn nur dazu?"

"Das ist köstlich, köstlich!" rief sie und klatschte
voll Freude in die Hände, "einzig, sage ich! Nun
sollen sie uns aber auch willkommen und in aller
Ordnung aufgenommen sein! Noch sind Sie ganz
durchnäßt und jämmerlich zu wege; zuerst müssen
Sie sich durchaus trocknen und warm ankleiden
und nehmen Sie nicht übel, daß ich sogleich ei¬
nige Vorkehrungen treffe! Bleibe so lange hier,
Apollönchen, daß dem ärmsten Herrn Lee Nie¬
mand was zu Leide thut!" sagte sie scherzend
und eilte fort.

"Himmel!" sagte Heinrich, als sie fort war,
"das setzt mich aber in die größte Verlegenheit."

"O machen Sie sich gar nichts daraus, mein

Alles wieder beiſammen war, was er nach und
nach verloren und ſeinem jetzigen Weſen ſo fern
ab lag, auch da er nichts mehr von dieſen Din¬
gen hoffte, ſo fand er jetzt, daß ein ganz beſtimm¬
ter und ſchaͤtzbarer Werth in der Sammlung lag,
und freute ſich dieſelbe in ſo lieblichen Haͤnden
zu ſehen.

»Welch' ein Zufall!« ſagte er, »wie kommen
Sie denn nur dazu?«

»Das iſt koͤſtlich, koͤſtlich!« rief ſie und klatſchte
voll Freude in die Haͤnde, »einzig, ſage ich! Nun
ſollen ſie uns aber auch willkommen und in aller
Ordnung aufgenommen ſein! Noch ſind Sie ganz
durchnaͤßt und jaͤmmerlich zu wege; zuerſt muͤſſen
Sie ſich durchaus trocknen und warm ankleiden
und nehmen Sie nicht uͤbel, daß ich ſogleich ei¬
nige Vorkehrungen treffe! Bleibe ſo lange hier,
Apolloͤnchen, daß dem aͤrmſten Herrn Lee Nie¬
mand was zu Leide thut!« ſagte ſie ſcherzend
und eilte fort.

»Himmel!« ſagte Heinrich, als ſie fort war,
»das ſetzt mich aber in die groͤßte Verlegenheit.«

»O machen Sie ſich gar nichts daraus, mein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0329" n="319"/>
Alles wieder bei&#x017F;ammen war, was er nach und<lb/>
nach verloren und &#x017F;einem jetzigen We&#x017F;en &#x017F;o fern<lb/>
ab lag, auch da er nichts mehr von die&#x017F;en Din¬<lb/>
gen hoffte, &#x017F;o fand er jetzt, daß ein ganz be&#x017F;timm¬<lb/>
ter und &#x017F;cha&#x0364;tzbarer Werth in der Sammlung lag,<lb/>
und freute &#x017F;ich die&#x017F;elbe in &#x017F;o lieblichen Ha&#x0364;nden<lb/>
zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>»Welch' ein Zufall!« &#x017F;agte er, »wie kommen<lb/>
Sie denn nur dazu?«</p><lb/>
        <p>»Das i&#x017F;t ko&#x0364;&#x017F;tlich, ko&#x0364;&#x017F;tlich!« rief &#x017F;ie und klat&#x017F;chte<lb/>
voll Freude in die Ha&#x0364;nde, »einzig, &#x017F;age ich! Nun<lb/>
&#x017F;ollen &#x017F;ie uns aber auch willkommen und in aller<lb/>
Ordnung aufgenommen &#x017F;ein! Noch &#x017F;ind Sie ganz<lb/>
durchna&#x0364;ßt und ja&#x0364;mmerlich zu wege; zuer&#x017F;t mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sie &#x017F;ich durchaus trocknen und warm ankleiden<lb/>
und nehmen Sie nicht u&#x0364;bel, daß ich &#x017F;ogleich ei¬<lb/>
nige Vorkehrungen treffe! Bleibe &#x017F;o lange hier,<lb/>
Apollo&#x0364;nchen, daß dem a&#x0364;rm&#x017F;ten Herrn Lee Nie¬<lb/>
mand was zu Leide thut!« &#x017F;agte &#x017F;ie &#x017F;cherzend<lb/>
und eilte fort.</p><lb/>
        <p>»Himmel!« &#x017F;agte Heinrich, als &#x017F;ie fort war,<lb/>
»das &#x017F;etzt mich aber in die gro&#x0364;ßte Verlegenheit.«</p><lb/>
        <p>»O machen Sie &#x017F;ich gar nichts daraus, mein<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0329] Alles wieder beiſammen war, was er nach und nach verloren und ſeinem jetzigen Weſen ſo fern ab lag, auch da er nichts mehr von dieſen Din¬ gen hoffte, ſo fand er jetzt, daß ein ganz beſtimm¬ ter und ſchaͤtzbarer Werth in der Sammlung lag, und freute ſich dieſelbe in ſo lieblichen Haͤnden zu ſehen. »Welch' ein Zufall!« ſagte er, »wie kommen Sie denn nur dazu?« »Das iſt koͤſtlich, koͤſtlich!« rief ſie und klatſchte voll Freude in die Haͤnde, »einzig, ſage ich! Nun ſollen ſie uns aber auch willkommen und in aller Ordnung aufgenommen ſein! Noch ſind Sie ganz durchnaͤßt und jaͤmmerlich zu wege; zuerſt muͤſſen Sie ſich durchaus trocknen und warm ankleiden und nehmen Sie nicht uͤbel, daß ich ſogleich ei¬ nige Vorkehrungen treffe! Bleibe ſo lange hier, Apolloͤnchen, daß dem aͤrmſten Herrn Lee Nie¬ mand was zu Leide thut!« ſagte ſie ſcherzend und eilte fort. »Himmel!« ſagte Heinrich, als ſie fort war, »das ſetzt mich aber in die groͤßte Verlegenheit.« »O machen Sie ſich gar nichts daraus, mein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/329
Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/329>, abgerufen am 21.11.2024.