ob er über einem Verbrechen ertappt wäre. Agnes und ihr Bräutigam traten herein, und kaum hatte man sich begrüßt, so erschien Erikson mit seiner nunmehrigen Frau Rosalie, und Heinrich sah sich von Geräusch, Leben und Schönheit wach gerüt¬ telt. Er hatte weder von Erikson's Hochzeit, als von Agnesens Verlobung Etwas gewußt, und der Zufall wollte, daß beide Paare am folgenden Tage abreisen wollten, das eine nach dem Rheine, das andere nach Italien.
"Meine Frau," sagte Erikson, "bestand dar¬ auf, mit hinaufzukommen, als ich, unten vorbei gehend, mich beurlauben wollte, um Dir Adieu zu sagen. Wir bleiben bis zum Juni im Süden, dann gehen wir durch Frankreich nach dem Nor¬ den, streichen in meiner Heimath herum und se¬ hen, wo wir da einmal leben wollen. Vielleicht in einer Seestadt, etwa Hamburg. Hernach be¬ suchst Du uns auf einige Zeit, wir wollen Dich protegiren und ein Bischen zurechtstutzen!" Ro¬ salie unterbrach ihn und verlangte auf das Freundlichste von Heinrich das Versprechen, daß er sie aufsuchen werde, und Agnes nebst dem
ob er uͤber einem Verbrechen ertappt waͤre. Agnes und ihr Braͤutigam traten herein, und kaum hatte man ſich begruͤßt, ſo erſchien Erikſon mit ſeiner nunmehrigen Frau Roſalie, und Heinrich ſah ſich von Geraͤuſch, Leben und Schoͤnheit wach geruͤt¬ telt. Er hatte weder von Erikſon's Hochzeit, als von Agneſens Verlobung Etwas gewußt, und der Zufall wollte, daß beide Paare am folgenden Tage abreiſen wollten, das eine nach dem Rheine, das andere nach Italien.
»Meine Frau,« ſagte Erikſon, »beſtand dar¬ auf, mit hinaufzukommen, als ich, unten vorbei gehend, mich beurlauben wollte, um Dir Adieu zu ſagen. Wir bleiben bis zum Juni im Suͤden, dann gehen wir durch Frankreich nach dem Nor¬ den, ſtreichen in meiner Heimath herum und ſe¬ hen, wo wir da einmal leben wollen. Vielleicht in einer Seeſtadt, etwa Hamburg. Hernach be¬ ſuchſt Du uns auf einige Zeit, wir wollen Dich protegiren und ein Bischen zurechtſtutzen!« Ro¬ ſalie unterbrach ihn und verlangte auf das Freundlichſte von Heinrich das Verſprechen, daß er ſie aufſuchen werde, und Agnes nebſt dem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0034"n="24"/>
ob er uͤber einem Verbrechen ertappt waͤre. Agnes<lb/>
und ihr Braͤutigam traten herein, und kaum hatte<lb/>
man ſich begruͤßt, ſo erſchien Erikſon mit ſeiner<lb/>
nunmehrigen Frau Roſalie, und Heinrich ſah ſich<lb/>
von Geraͤuſch, Leben und Schoͤnheit wach geruͤt¬<lb/>
telt. Er hatte weder von Erikſon's Hochzeit, als<lb/>
von Agneſens Verlobung Etwas gewußt, und<lb/>
der Zufall wollte, daß beide Paare am folgenden<lb/>
Tage abreiſen wollten, das eine nach dem Rheine,<lb/>
das andere nach Italien.</p><lb/><p>»Meine Frau,« ſagte Erikſon, »beſtand dar¬<lb/>
auf, mit hinaufzukommen, als ich, unten vorbei<lb/>
gehend, mich beurlauben wollte, um Dir Adieu<lb/>
zu ſagen. Wir bleiben bis zum Juni im Suͤden,<lb/>
dann gehen wir durch Frankreich nach dem Nor¬<lb/>
den, ſtreichen in meiner Heimath herum und ſe¬<lb/>
hen, wo wir da einmal leben wollen. Vielleicht<lb/>
in einer Seeſtadt, etwa Hamburg. Hernach be¬<lb/>ſuchſt Du uns auf einige Zeit, wir wollen Dich<lb/>
protegiren und ein Bischen zurechtſtutzen!« Ro¬<lb/>ſalie unterbrach ihn und verlangte auf das<lb/>
Freundlichſte von Heinrich das Verſprechen, daß<lb/>
er ſie aufſuchen werde, und Agnes nebſt dem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[24/0034]
ob er uͤber einem Verbrechen ertappt waͤre. Agnes
und ihr Braͤutigam traten herein, und kaum hatte
man ſich begruͤßt, ſo erſchien Erikſon mit ſeiner
nunmehrigen Frau Roſalie, und Heinrich ſah ſich
von Geraͤuſch, Leben und Schoͤnheit wach geruͤt¬
telt. Er hatte weder von Erikſon's Hochzeit, als
von Agneſens Verlobung Etwas gewußt, und
der Zufall wollte, daß beide Paare am folgenden
Tage abreiſen wollten, das eine nach dem Rheine,
das andere nach Italien.
»Meine Frau,« ſagte Erikſon, »beſtand dar¬
auf, mit hinaufzukommen, als ich, unten vorbei
gehend, mich beurlauben wollte, um Dir Adieu
zu ſagen. Wir bleiben bis zum Juni im Suͤden,
dann gehen wir durch Frankreich nach dem Nor¬
den, ſtreichen in meiner Heimath herum und ſe¬
hen, wo wir da einmal leben wollen. Vielleicht
in einer Seeſtadt, etwa Hamburg. Hernach be¬
ſuchſt Du uns auf einige Zeit, wir wollen Dich
protegiren und ein Bischen zurechtſtutzen!« Ro¬
ſalie unterbrach ihn und verlangte auf das
Freundlichſte von Heinrich das Verſprechen, daß
er ſie aufſuchen werde, und Agnes nebſt dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/34>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.