Keller, Gottfried: Sieben Legenden. Stuttgart, 1872.Es war ein Graf Gebizo, der besaß eine wunder¬ Er stiftete und begabte Klöster und Spitäler, Allein bei solch' schrankenloser Freigebigkeit ist Es war ein Graf Gebizo, der beſaß eine wunder¬ Er ſtiftete und begabte Klöſter und Spitäler, Allein bei ſolch' ſchrankenloſer Freigebigkeit iſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0045"/> <p><hi rendition="#in">E</hi>s war ein Graf Gebizo, der beſaß eine wunder¬<lb/> ſchöne Frau, eine prächtige Burg ſammt Stadt und<lb/> ſo viele anſehnliche Güter, daß er für einen der reich¬<lb/> ſten und glücklichſten Herren im Lande galt. Dieſen<lb/> Ruf ſchien er denn auch dankbar anzuerkennen, in¬<lb/> dem er nicht nur eine glänzende Gaſtfreundſchaft<lb/> hielt, wobei ſein ſchönes und gutes Weib gleich einer<lb/> Sonne die Gemüther der Gäſte erwärmte, ſondern<lb/> auch die chriſtliche Wohlthätigkeit im weiteſten Um¬<lb/> fange übte.</p><lb/> <p>Er ſtiftete und begabte Klöſter und Spitäler,<lb/> ſchmückte Kirchen und Kapellen, und an allen hohen<lb/> Feſttagen kleidete, ſpeiſte und tränkte er eine große<lb/> Zahl von Armen, manchmal zu Hunderten, und<lb/> einige Dutzend mußten täglich, ja faſt ſtündlich auf<lb/> ſeinem Burghofe ſchmauſend und ihn lobpreiſend zu<lb/> ſehen ſein, ſonſt hätte ihm ſeine Wohnung, ſo ſchön<lb/> ſie war, verödet geſchienen.</p><lb/> <p>Allein bei ſolch' ſchrankenloſer Freigebigkeit iſt<lb/> auch der größte Reichthum zu erſchöpfen, und ſo kam<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0045]
Es war ein Graf Gebizo, der beſaß eine wunder¬
ſchöne Frau, eine prächtige Burg ſammt Stadt und
ſo viele anſehnliche Güter, daß er für einen der reich¬
ſten und glücklichſten Herren im Lande galt. Dieſen
Ruf ſchien er denn auch dankbar anzuerkennen, in¬
dem er nicht nur eine glänzende Gaſtfreundſchaft
hielt, wobei ſein ſchönes und gutes Weib gleich einer
Sonne die Gemüther der Gäſte erwärmte, ſondern
auch die chriſtliche Wohlthätigkeit im weiteſten Um¬
fange übte.
Er ſtiftete und begabte Klöſter und Spitäler,
ſchmückte Kirchen und Kapellen, und an allen hohen
Feſttagen kleidete, ſpeiſte und tränkte er eine große
Zahl von Armen, manchmal zu Hunderten, und
einige Dutzend mußten täglich, ja faſt ſtündlich auf
ſeinem Burghofe ſchmauſend und ihn lobpreiſend zu
ſehen ſein, ſonſt hätte ihm ſeine Wohnung, ſo ſchön
ſie war, verödet geſchienen.
Allein bei ſolch' ſchrankenloſer Freigebigkeit iſt
auch der größte Reichthum zu erſchöpfen, und ſo kam
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