was mit ihm anzufangen sei. Ich habe mich aber bedankt, das verwilderte Wesen für einen Andern herzustellen und sagte, sie sollten den Acker nur verkaufen und den Ertrag aufheben, bis sich ein Eigenthümer herausgestellt, was wohl nie geschehen wird, denn was einmal auf der Kanzlei zu Seldwyl liegt, hat da gute Weile und überdem ist die Sache schwer zu entscheiden. Die Lumpen möchten indessen gar zu gern etwas zu naschen bekommen durch den Pachtzins, was sie freilich mit der Verkaufssumme auch thun könnten; allein wir würden uns hüten, dasselbe zu hoch hinauf zu treiben und wir wüßten dann doch was wir hätten und wem das Land ge¬ hört!"
"Ganz so meine ich auch und habe dem Steckleinspringer eine ähnliche Antwort gegeben!"
Sie schwiegen eine Weile, dann fing Manz wiederum an: "Schad' ist es aber doch, daß der gute Boden so daliegen muß, es ist nicht zum Ansehen, das geht nun schon in die zwan¬ zig Jahre so und keine Seele fragt darnach; denn hier im Dorf ist Niemand, der irgend ei¬ nen Anspruch auf den Acker hat, und Niemand
was mit ihm anzufangen ſei. Ich habe mich aber bedankt, das verwilderte Weſen für einen Andern herzuſtellen und ſagte, ſie ſollten den Acker nur verkaufen und den Ertrag aufheben, bis ſich ein Eigenthümer herausgeſtellt, was wohl nie geſchehen wird, denn was einmal auf der Kanzlei zu Seldwyl liegt, hat da gute Weile und überdem iſt die Sache ſchwer zu entſcheiden. Die Lumpen möchten indeſſen gar zu gern etwas zu naſchen bekommen durch den Pachtzins, was ſie freilich mit der Verkaufsſumme auch thun könnten; allein wir würden uns hüten, daſſelbe zu hoch hinauf zu treiben und wir wüßten dann doch was wir hätten und wem das Land ge¬ hört!«
»Ganz ſo meine ich auch und habe dem Steckleinſpringer eine ähnliche Antwort gegeben!«
Sie ſchwiegen eine Weile, dann fing Manz wiederum an: »Schad' iſt es aber doch, daß der gute Boden ſo daliegen muß, es iſt nicht zum Anſehen, das geht nun ſchon in die zwan¬ zig Jahre ſo und keine Seele fragt darnach; denn hier im Dorf iſt Niemand, der irgend ei¬ nen Anſpruch auf den Acker hat, und Niemand
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0227"n="215"/>
was mit ihm anzufangen ſei. Ich habe mich<lb/>
aber bedankt, das verwilderte Weſen für einen<lb/>
Andern herzuſtellen und ſagte, ſie ſollten den<lb/>
Acker nur verkaufen und den Ertrag aufheben,<lb/>
bis ſich ein Eigenthümer herausgeſtellt, was wohl<lb/>
nie geſchehen wird, denn was einmal auf der<lb/>
Kanzlei zu Seldwyl liegt, hat da gute Weile<lb/>
und überdem iſt die Sache ſchwer zu entſcheiden.<lb/>
Die Lumpen möchten indeſſen gar zu gern etwas<lb/>
zu naſchen bekommen durch den Pachtzins, was<lb/>ſie freilich mit der Verkaufsſumme auch thun<lb/>
könnten; allein wir würden uns hüten, daſſelbe<lb/>
zu hoch hinauf zu treiben und wir wüßten dann<lb/>
doch was wir hätten und wem das Land ge¬<lb/>
hört!«</p><lb/><p>»Ganz ſo meine ich auch und habe dem<lb/>
Steckleinſpringer eine ähnliche Antwort gegeben!«</p><lb/><p>Sie ſchwiegen eine Weile, dann fing Manz<lb/>
wiederum an: »Schad' iſt es aber doch, daß<lb/>
der gute Boden ſo daliegen muß, es iſt nicht<lb/>
zum Anſehen, das geht nun ſchon in die zwan¬<lb/>
zig Jahre ſo und keine Seele fragt darnach;<lb/>
denn hier im Dorf iſt Niemand, der irgend ei¬<lb/>
nen Anſpruch auf den Acker hat, und Niemand<lb/></p></div></body></text></TEI>
[215/0227]
was mit ihm anzufangen ſei. Ich habe mich
aber bedankt, das verwilderte Weſen für einen
Andern herzuſtellen und ſagte, ſie ſollten den
Acker nur verkaufen und den Ertrag aufheben,
bis ſich ein Eigenthümer herausgeſtellt, was wohl
nie geſchehen wird, denn was einmal auf der
Kanzlei zu Seldwyl liegt, hat da gute Weile
und überdem iſt die Sache ſchwer zu entſcheiden.
Die Lumpen möchten indeſſen gar zu gern etwas
zu naſchen bekommen durch den Pachtzins, was
ſie freilich mit der Verkaufsſumme auch thun
könnten; allein wir würden uns hüten, daſſelbe
zu hoch hinauf zu treiben und wir wüßten dann
doch was wir hätten und wem das Land ge¬
hört!«
»Ganz ſo meine ich auch und habe dem
Steckleinſpringer eine ähnliche Antwort gegeben!«
Sie ſchwiegen eine Weile, dann fing Manz
wiederum an: »Schad' iſt es aber doch, daß
der gute Boden ſo daliegen muß, es iſt nicht
zum Anſehen, das geht nun ſchon in die zwan¬
zig Jahre ſo und keine Seele fragt darnach;
denn hier im Dorf iſt Niemand, der irgend ei¬
nen Anſpruch auf den Acker hat, und Niemand
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/227>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.