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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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denn er trieb allerlei Handwerk, meistens Kessel¬
flicken, half auch den Kohlenbrennern und Pech¬
siedern in den Wäldern, und ging mit der Geige
nur auf einen guten Schick aus, wenn die Bau¬
ern irgendwo lustig waren und ein Fest feierten.
Sali und Vrenchen gingen mäuschenstill hinter
ihm drein und dachten, er würde vom Felde
gehen und verschwinden, ohne sich umzusehen,
und so schien es auch zu sein, denn er that,
als ob er nichts von ihnen merkte. Dazu wa¬
ren sie in einem seltsamen Bann, daß sie nicht
wagten den schmalen Pfad zu verlassen und dem
unheimlichen Gesellen unwillkürlich folgten, bis
an das Ende des Feldes, wo jener ungerechte
Steinhaufen lag, der das immer noch streitige
Ackerzipfelchen bedeckte. Eine zahllose Menge
von Mohnblumen oder Klatschrosen hatte sich
darauf angesiedelt, weshalb der kleine Berg
feuerroth aussah zur Zeit. Plötzlich sprang der
schwarze Geiger mit einem Satze auf die roth
bekleidete Steinmasse hinauf, kehrte sich und sah
ringsum. Das Pärchen blieb stehen und sah
verlegen zu dem dunklen Burschen hinauf; denn
vorbei konnten sie nicht gehen, weil der Weg in

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denn er trieb allerlei Handwerk, meiſtens Keſſel¬
flicken, half auch den Kohlenbrennern und Pech¬
ſiedern in den Wäldern, und ging mit der Geige
nur auf einen guten Schick aus, wenn die Bau¬
ern irgendwo luſtig waren und ein Feſt feierten.
Sali und Vrenchen gingen mäuschenſtill hinter
ihm drein und dachten, er würde vom Felde
gehen und verſchwinden, ohne ſich umzuſehen,
und ſo ſchien es auch zu ſein, denn er that,
als ob er nichts von ihnen merkte. Dazu wa¬
ren ſie in einem ſeltſamen Bann, daß ſie nicht
wagten den ſchmalen Pfad zu verlaſſen und dem
unheimlichen Geſellen unwillkürlich folgten, bis
an das Ende des Feldes, wo jener ungerechte
Steinhaufen lag, der das immer noch ſtreitige
Ackerzipfelchen bedeckte. Eine zahlloſe Menge
von Mohnblumen oder Klatſchroſen hatte ſich
darauf angeſiedelt, weshalb der kleine Berg
feuerroth ausſah zur Zeit. Plötzlich ſprang der
ſchwarze Geiger mit einem Satze auf die roth
bekleidete Steinmaſſe hinauf, kehrte ſich und ſah
ringsum. Das Pärchen blieb ſtehen und ſah
verlegen zu dem dunklen Burſchen hinauf; denn
vorbei konnten ſie nicht gehen, weil der Weg in

18 *
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[275/0287] denn er trieb allerlei Handwerk, meiſtens Keſſel¬ flicken, half auch den Kohlenbrennern und Pech¬ ſiedern in den Wäldern, und ging mit der Geige nur auf einen guten Schick aus, wenn die Bau¬ ern irgendwo luſtig waren und ein Feſt feierten. Sali und Vrenchen gingen mäuschenſtill hinter ihm drein und dachten, er würde vom Felde gehen und verſchwinden, ohne ſich umzuſehen, und ſo ſchien es auch zu ſein, denn er that, als ob er nichts von ihnen merkte. Dazu wa¬ ren ſie in einem ſeltſamen Bann, daß ſie nicht wagten den ſchmalen Pfad zu verlaſſen und dem unheimlichen Geſellen unwillkürlich folgten, bis an das Ende des Feldes, wo jener ungerechte Steinhaufen lag, der das immer noch ſtreitige Ackerzipfelchen bedeckte. Eine zahlloſe Menge von Mohnblumen oder Klatſchroſen hatte ſich darauf angeſiedelt, weshalb der kleine Berg feuerroth ausſah zur Zeit. Plötzlich ſprang der ſchwarze Geiger mit einem Satze auf die roth bekleidete Steinmaſſe hinauf, kehrte ſich und ſah ringsum. Das Pärchen blieb ſtehen und ſah verlegen zu dem dunklen Burſchen hinauf; denn vorbei konnten ſie nicht gehen, weil der Weg in 18 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/287>, abgerufen am 27.11.2024.