Hochzeit!" "Geh' mir weg, Du bist eine hä߬ liche Lügnerin!" "Das schönste Haus hat er schon gekauft in Seldwyl mit einem großen Garten und Weinberg; ihr müßt mich auch be¬ suchen, wenn wir eingerichtet sind, ich zähle dar¬ auf!" "Allweg, Du Teufelshexlein, was Du bist!" "Ihr werdet sehen, wie schön es da ist! einen herrlichen Kaffee werde ich machen und euch mit feinem Eierbrod aufwarten, mit Butter und Honig!" "Du Ketzerslösli! zähl' drauf, daß ich komme!" rief die Frau mit lüsternem Gesicht und der Mund wässerte ihr; "kommt ihr aber um die Mittagszeit und seit ermüdet vom Markt, so soll euch eine kräftige Fleischbrühe und ein Glas Wein immer parat stehen!" "Das wird mir baß thun!" "Und an etwas Zuckerwerk oder weißen Wecken für die lieben Kinder zu Hause soll es euch auch nicht fehlen!" "Es wird mir ganz schmachtend!" "Ein artiges Halstüchelchen oder ein Restchen Seidenzeug oder ein hübsches altes Band für euere Röcke, oder ein Stück Zeug zu einer neuen Schürze wird gewiß auch zu finden sein, wenn wir meine Kisten und Ka¬ sten durchmustern in einer vertrauten Stunde!"
Hochzeit!« »Geh' mir weg, Du biſt eine hä߬ liche Lügnerin!« »Das ſchönſte Haus hat er ſchon gekauft in Seldwyl mit einem großen Garten und Weinberg; ihr müßt mich auch be¬ ſuchen, wenn wir eingerichtet ſind, ich zähle dar¬ auf!« »Allweg, Du Teufelshexlein, was Du biſt!« »Ihr werdet ſehen, wie ſchön es da iſt! einen herrlichen Kaffee werde ich machen und euch mit feinem Eierbrod aufwarten, mit Butter und Honig!« »Du Ketzerslösli! zähl' drauf, daß ich komme!« rief die Frau mit lüſternem Geſicht und der Mund wäſſerte ihr; »kommt ihr aber um die Mittagszeit und ſeit ermüdet vom Markt, ſo ſoll euch eine kräftige Fleiſchbrühe und ein Glas Wein immer parat ſtehen!» »Das wird mir baß thun!« »Und an etwas Zuckerwerk oder weißen Wecken für die lieben Kinder zu Hauſe ſoll es euch auch nicht fehlen!« »Es wird mir ganz ſchmachtend!« »Ein artiges Halstüchelchen oder ein Reſtchen Seidenzeug oder ein hübſches altes Band für euere Röcke, oder ein Stück Zeug zu einer neuen Schürze wird gewiß auch zu finden ſein, wenn wir meine Kiſten und Ka¬ ſten durchmuſtern in einer vertrauten Stunde!«
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0322"n="310"/>
Hochzeit!« »Geh' mir weg, Du biſt eine hä߬<lb/>
liche Lügnerin!« »Das ſchönſte Haus hat er<lb/>ſchon gekauft in Seldwyl mit einem großen<lb/>
Garten und Weinberg; ihr müßt mich auch be¬<lb/>ſuchen, wenn wir eingerichtet ſind, ich zähle dar¬<lb/>
auf!« »Allweg, Du Teufelshexlein, was Du<lb/>
biſt!« »Ihr werdet ſehen, wie ſchön es da iſt!<lb/>
einen herrlichen Kaffee werde ich machen und euch<lb/>
mit feinem Eierbrod aufwarten, mit Butter und<lb/>
Honig!« »Du Ketzerslösli! zähl' drauf, daß<lb/>
ich komme!« rief die Frau mit lüſternem Geſicht<lb/>
und der Mund wäſſerte ihr; »kommt ihr aber<lb/>
um die Mittagszeit und ſeit ermüdet vom Markt,<lb/>ſo ſoll euch eine kräftige Fleiſchbrühe und ein<lb/>
Glas Wein immer parat ſtehen!» »Das wird<lb/>
mir baß thun!« »Und an etwas Zuckerwerk oder<lb/>
weißen Wecken für die lieben Kinder zu Hauſe<lb/>ſoll es euch auch nicht fehlen!« »Es wird mir<lb/>
ganz ſchmachtend!« »Ein artiges Halstüchelchen<lb/>
oder ein Reſtchen Seidenzeug oder ein hübſches<lb/>
altes Band für euere Röcke, oder ein Stück<lb/>
Zeug zu einer neuen Schürze wird gewiß auch<lb/>
zu finden ſein, wenn wir meine Kiſten und Ka¬<lb/>ſten durchmuſtern in einer vertrauten Stunde!«<lb/></p></div></body></text></TEI>
[310/0322]
Hochzeit!« »Geh' mir weg, Du biſt eine hä߬
liche Lügnerin!« »Das ſchönſte Haus hat er
ſchon gekauft in Seldwyl mit einem großen
Garten und Weinberg; ihr müßt mich auch be¬
ſuchen, wenn wir eingerichtet ſind, ich zähle dar¬
auf!« »Allweg, Du Teufelshexlein, was Du
biſt!« »Ihr werdet ſehen, wie ſchön es da iſt!
einen herrlichen Kaffee werde ich machen und euch
mit feinem Eierbrod aufwarten, mit Butter und
Honig!« »Du Ketzerslösli! zähl' drauf, daß
ich komme!« rief die Frau mit lüſternem Geſicht
und der Mund wäſſerte ihr; »kommt ihr aber
um die Mittagszeit und ſeit ermüdet vom Markt,
ſo ſoll euch eine kräftige Fleiſchbrühe und ein
Glas Wein immer parat ſtehen!» »Das wird
mir baß thun!« »Und an etwas Zuckerwerk oder
weißen Wecken für die lieben Kinder zu Hauſe
ſoll es euch auch nicht fehlen!« »Es wird mir
ganz ſchmachtend!« »Ein artiges Halstüchelchen
oder ein Reſtchen Seidenzeug oder ein hübſches
altes Band für euere Röcke, oder ein Stück
Zeug zu einer neuen Schürze wird gewiß auch
zu finden ſein, wenn wir meine Kiſten und Ka¬
ſten durchmuſtern in einer vertrauten Stunde!«
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/322>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.