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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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Sali trank und that ihm Bescheid. Als der
Geiger sah, wie erschrocken Vrenchen war, suchte
er ihm freundlich zuzureden und machte einige
fast anmuthige Scherze, die es zum Lachen brach¬
ten. Es ermunterte sich wieder und nun waren
sie froh, hier einen Bekannten zu haben und
gewissermaßen unter dem besonderen Schutze des
Geigers zu stehen. Sie tanzten nun ohne Un¬
terlaß, sich und die Welt vergessend in dem
Drehen, Singen und Lärmen, welches in und
außer dem Hause rumorte und vom Berge weit
in die Gegend hinausschallte, welche sich allmälig
in den silbernen Duft des Herbstabends hüllte.
Sie tanzten bis es dunkelte und der größere
Theil der lustigen Gäste sich schwankend und
johlend nach allen Seiten entfernte. Was noch
zurückblieb, war das eigentliche Hudelvölkchen,
welches nirgends zu Hause war und sich zum gu¬
ten Tag auch noch eine gute Nacht machen wollte.
Unter diesen waren einige, welche mit dem Gei¬
ger gut bekannt schienen und fremdartig aussahen
in ihrer zusammengewürfelten Tracht. Besonders
ein junger Bursche fiel auf, der eine grüne
Manchesterjacke trug und einen zerknitterten

Keller, die Leute von Seldwyla. 22

Sali trank und that ihm Beſcheid. Als der
Geiger ſah, wie erſchrocken Vrenchen war, ſuchte
er ihm freundlich zuzureden und machte einige
faſt anmuthige Scherze, die es zum Lachen brach¬
ten. Es ermunterte ſich wieder und nun waren
ſie froh, hier einen Bekannten zu haben und
gewiſſermaßen unter dem beſonderen Schutze des
Geigers zu ſtehen. Sie tanzten nun ohne Un¬
terlaß, ſich und die Welt vergeſſend in dem
Drehen, Singen und Lärmen, welches in und
außer dem Hauſe rumorte und vom Berge weit
in die Gegend hinausſchallte, welche ſich allmälig
in den ſilbernen Duft des Herbſtabends hüllte.
Sie tanzten bis es dunkelte und der größere
Theil der luſtigen Gäſte ſich ſchwankend und
johlend nach allen Seiten entfernte. Was noch
zurückblieb, war das eigentliche Hudelvölkchen,
welches nirgends zu Hauſe war und ſich zum gu¬
ten Tag auch noch eine gute Nacht machen wollte.
Unter dieſen waren einige, welche mit dem Gei¬
ger gut bekannt ſchienen und fremdartig ausſahen
in ihrer zuſammengewürfelten Tracht. Beſonders
ein junger Burſche fiel auf, der eine grüne
Mancheſterjacke trug und einen zerknitterten

Keller, die Leute von Seldwyla. 22
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[337/0349] Sali trank und that ihm Beſcheid. Als der Geiger ſah, wie erſchrocken Vrenchen war, ſuchte er ihm freundlich zuzureden und machte einige faſt anmuthige Scherze, die es zum Lachen brach¬ ten. Es ermunterte ſich wieder und nun waren ſie froh, hier einen Bekannten zu haben und gewiſſermaßen unter dem beſonderen Schutze des Geigers zu ſtehen. Sie tanzten nun ohne Un¬ terlaß, ſich und die Welt vergeſſend in dem Drehen, Singen und Lärmen, welches in und außer dem Hauſe rumorte und vom Berge weit in die Gegend hinausſchallte, welche ſich allmälig in den ſilbernen Duft des Herbſtabends hüllte. Sie tanzten bis es dunkelte und der größere Theil der luſtigen Gäſte ſich ſchwankend und johlend nach allen Seiten entfernte. Was noch zurückblieb, war das eigentliche Hudelvölkchen, welches nirgends zu Hauſe war und ſich zum gu¬ ten Tag auch noch eine gute Nacht machen wollte. Unter dieſen waren einige, welche mit dem Gei¬ ger gut bekannt ſchienen und fremdartig ausſahen in ihrer zuſammengewürfelten Tracht. Beſonders ein junger Burſche fiel auf, der eine grüne Mancheſterjacke trug und einen zerknitterten Keller, die Leute von Seldwyla. 22

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/349>, abgerufen am 22.11.2024.