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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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des baaren Kaufpreises habhaft zu werden. Rasch
wurde Alles festgestellt und ehe die Sonne un¬
terging, war Jungfer Bünzlin die rechtmäßige
Besitzerin des Kammmachergeschäfts und ihr Bräu¬
tigam der Miether des Hauses, in welchem das¬
selbe lag, und so war Züs, ohne es am Mor¬
gen geahnt zu haben, endlich erobert und ge¬
bunden durch die Handlichkeit des Schwäbchens.

Halb todt vor Scham, Mattigkeit und Ärger
lagen Jobst und Fridolin in der Herberge, wo¬
hin man sie geführt hatte, nachdem sie auf dem
freien Felde endlich umgefallen waren, ganz in
einander verbissen. Die ganze Stadt, da sie
einmal aufgeregt war, hatte die Ursache schon
vergessen und feierte eine lustige Nacht. In
vielen Häusern wurde getanzt und in den Schenken
wurde gezecht und gesungen, wie an den grö߬
ten Seldwylertagen; denn die Seldwyler brauch¬
ten nicht viel Zeug, um mit Meisterhand eine
Lustbarkeit daraus zu formen. Als die beiden
armen Teufel sahen, wie ihre Tapferkeit, mit
welcher sie gedacht hatten, die Thorheit der Welt
zu benutzen, nur dazu gedient hatte, dieselbe
triumphiren zu lassen und sich selbst zum allge¬

des baaren Kaufpreiſes habhaft zu werden. Raſch
wurde Alles feſtgeſtellt und ehe die Sonne un¬
terging, war Jungfer Bünzlin die rechtmäßige
Beſitzerin des Kammmachergeſchäfts und ihr Bräu¬
tigam der Miether des Hauſes, in welchem das¬
ſelbe lag, und ſo war Züs, ohne es am Mor¬
gen geahnt zu haben, endlich erobert und ge¬
bunden durch die Handlichkeit des Schwäbchens.

Halb todt vor Scham, Mattigkeit und Ärger
lagen Jobſt und Fridolin in der Herberge, wo¬
hin man ſie geführt hatte, nachdem ſie auf dem
freien Felde endlich umgefallen waren, ganz in
einander verbiſſen. Die ganze Stadt, da ſie
einmal aufgeregt war, hatte die Urſache ſchon
vergeſſen und feierte eine luſtige Nacht. In
vielen Häuſern wurde getanzt und in den Schenken
wurde gezecht und geſungen, wie an den grö߬
ten Seldwylertagen; denn die Seldwyler brauch¬
ten nicht viel Zeug, um mit Meiſterhand eine
Luſtbarkeit daraus zu formen. Als die beiden
armen Teufel ſahen, wie ihre Tapferkeit, mit
welcher ſie gedacht hatten, die Thorheit der Welt
zu benutzen, nur dazu gedient hatte, dieſelbe
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[445/0457] des baaren Kaufpreiſes habhaft zu werden. Raſch wurde Alles feſtgeſtellt und ehe die Sonne un¬ terging, war Jungfer Bünzlin die rechtmäßige Beſitzerin des Kammmachergeſchäfts und ihr Bräu¬ tigam der Miether des Hauſes, in welchem das¬ ſelbe lag, und ſo war Züs, ohne es am Mor¬ gen geahnt zu haben, endlich erobert und ge¬ bunden durch die Handlichkeit des Schwäbchens. Halb todt vor Scham, Mattigkeit und Ärger lagen Jobſt und Fridolin in der Herberge, wo¬ hin man ſie geführt hatte, nachdem ſie auf dem freien Felde endlich umgefallen waren, ganz in einander verbiſſen. Die ganze Stadt, da ſie einmal aufgeregt war, hatte die Urſache ſchon vergeſſen und feierte eine luſtige Nacht. In vielen Häuſern wurde getanzt und in den Schenken wurde gezecht und geſungen, wie an den grö߬ ten Seldwylertagen; denn die Seldwyler brauch¬ ten nicht viel Zeug, um mit Meiſterhand eine Luſtbarkeit daraus zu formen. Als die beiden armen Teufel ſahen, wie ihre Tapferkeit, mit welcher ſie gedacht hatten, die Thorheit der Welt zu benutzen, nur dazu gedient hatte, dieſelbe triumphiren zu laſſen und ſich ſelbſt zum allge¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/457>, abgerufen am 22.11.2024.