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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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war kaum ein Jahr vergangen in dem heißen
seltsamen Lande, als ich anfing vorzurücken und
zuletzt ein ansehnlicher Unteroffizier wurde. Nach
einem Verlauf von Jahren war ich ein großes
Thier in meiner Art, war meistentheils in den
Büreaus des Regimentskommandeurs beschäftigt
und hatte mich als ein guter Verwalter heraus¬
gestellt, indem ich die nothwendigen Künste, die
Schreibereien und Rechnereien aus dem Gange
der Dinge mir augenblicklich aneignete ohne wei¬
teres Kopfzerbrechen. Es ging mir jetzt alles
nach der Schnur und ich schien mir selbst zufrie¬
den zu sein, da ich ohne Mühe und Sorgen da
sein konnte unter dem warmen blauen Himmel;
denn was ich zu verrichten hatte, geschah wie
von selbst, und ich fühlte keinen Unterschied, ob
ich in Geschäften oder müssig umherging. Das
Essen war mir jetzt nichts Wichtiges mehr, und
ich beachtete kaum, wann und was ich aß.
Zweimal während dieser Zeit hatte ich Nachricht
an Euch abgesandt nebst einigen ersparten Geld¬
mitteln; allein beide Schiffe gingen sonderbarer
Weise mit Mann und Maus zu Grunde und
ich gab die Sache auf, ärgerlich darüber, und

war kaum ein Jahr vergangen in dem heißen
ſeltſamen Lande, als ich anfing vorzurücken und
zuletzt ein anſehnlicher Unteroffizier wurde. Nach
einem Verlauf von Jahren war ich ein großes
Thier in meiner Art, war meiſtentheils in den
Büreaus des Regimentskommandeurs beſchäftigt
und hatte mich als ein guter Verwalter heraus¬
geſtellt, indem ich die nothwendigen Künſte, die
Schreibereien und Rechnereien aus dem Gange
der Dinge mir augenblicklich aneignete ohne wei¬
teres Kopfzerbrechen. Es ging mir jetzt alles
nach der Schnur und ich ſchien mir ſelbſt zufrie¬
den zu ſein, da ich ohne Mühe und Sorgen da
ſein konnte unter dem warmen blauen Himmel;
denn was ich zu verrichten hatte, geſchah wie
von ſelbſt, und ich fühlte keinen Unterſchied, ob
ich in Geſchäften oder müſſig umherging. Das
Eſſen war mir jetzt nichts Wichtiges mehr, und
ich beachtete kaum, wann und was ich aß.
Zweimal während dieſer Zeit hatte ich Nachricht
an Euch abgeſandt nebſt einigen erſparten Geld¬
mitteln; allein beide Schiffe gingen ſonderbarer
Weiſe mit Mann und Maus zu Grunde und
ich gab die Sache auf, ärgerlich darüber, und

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[44/0056] war kaum ein Jahr vergangen in dem heißen ſeltſamen Lande, als ich anfing vorzurücken und zuletzt ein anſehnlicher Unteroffizier wurde. Nach einem Verlauf von Jahren war ich ein großes Thier in meiner Art, war meiſtentheils in den Büreaus des Regimentskommandeurs beſchäftigt und hatte mich als ein guter Verwalter heraus¬ geſtellt, indem ich die nothwendigen Künſte, die Schreibereien und Rechnereien aus dem Gange der Dinge mir augenblicklich aneignete ohne wei¬ teres Kopfzerbrechen. Es ging mir jetzt alles nach der Schnur und ich ſchien mir ſelbſt zufrie¬ den zu ſein, da ich ohne Mühe und Sorgen da ſein konnte unter dem warmen blauen Himmel; denn was ich zu verrichten hatte, geſchah wie von ſelbſt, und ich fühlte keinen Unterſchied, ob ich in Geſchäften oder müſſig umherging. Das Eſſen war mir jetzt nichts Wichtiges mehr, und ich beachtete kaum, wann und was ich aß. Zweimal während dieſer Zeit hatte ich Nachricht an Euch abgeſandt nebſt einigen erſparten Geld¬ mitteln; allein beide Schiffe gingen ſonderbarer Weiſe mit Mann und Maus zu Grunde und ich gab die Sache auf, ärgerlich darüber, und

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/56>, abgerufen am 21.11.2024.