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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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und munter und lebten behaglich in dieser Ein¬
bildung, ohne welche keines mehr hätte die Zeit
verbringen können, und wenn sie weit aus ein¬
ander waren, so sorgte Eines für das Andere
mit rührender Aufmerksamkeit. Die einzige Toch¬
ter, die sie hatten, und die Lydia heißt, lebte
dagegen meistentheils bei dem Vater und war ihm
ergeben und zugethan, da der Unterschied des
Geschlechtes selbst zwischen Vater und Tochter
diese mehr zärtliches Mitleid für den Vater em¬
pfinden ließ, als für die Mutter, obgleich diese
eben so wenig oder so viel taugen mochte als
jener in dem vermeintlich unglücklichen Ver¬
hältniß."

"Der Kommandeur hatte eine reizvolle luf¬
tige Wohnung bezogen, die außerhalb der Stadt
in einem ganz mit Palmen, Cypressen, Syko¬
moren und anderen Bäumen angefüllten Thale
lag. Unter diesen Bäumen, rings um das leichte
weiße Haus herum, waren Gärten angelegt, in
denen theils jederzeit frisches Gemüse, theils eine
Menge Blumen gezogen wurden, welche zwar hier
in allen Ecken wild wuchsen, die aber der Alte
liebte beisammen zu haben in nächster Nähe

und munter und lebten behaglich in dieſer Ein¬
bildung, ohne welche keines mehr hätte die Zeit
verbringen können, und wenn ſie weit aus ein¬
ander waren, ſo ſorgte Eines für das Andere
mit rührender Aufmerkſamkeit. Die einzige Toch¬
ter, die ſie hatten, und die Lydia heißt, lebte
dagegen meiſtentheils bei dem Vater und war ihm
ergeben und zugethan, da der Unterſchied des
Geſchlechtes ſelbſt zwiſchen Vater und Tochter
dieſe mehr zärtliches Mitleid für den Vater em¬
pfinden ließ, als für die Mutter, obgleich dieſe
eben ſo wenig oder ſo viel taugen mochte als
jener in dem vermeintlich unglücklichen Ver¬
hältniß.«

»Der Kommandeur hatte eine reizvolle luf¬
tige Wohnung bezogen, die außerhalb der Stadt
in einem ganz mit Palmen, Cypreſſen, Syko¬
moren und anderen Bäumen angefüllten Thale
lag. Unter dieſen Bäumen, rings um das leichte
weiße Haus herum, waren Gärten angelegt, in
denen theils jederzeit friſches Gemüſe, theils eine
Menge Blumen gezogen wurden, welche zwar hier
in allen Ecken wild wuchſen, die aber der Alte
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[46/0058] und munter und lebten behaglich in dieſer Ein¬ bildung, ohne welche keines mehr hätte die Zeit verbringen können, und wenn ſie weit aus ein¬ ander waren, ſo ſorgte Eines für das Andere mit rührender Aufmerkſamkeit. Die einzige Toch¬ ter, die ſie hatten, und die Lydia heißt, lebte dagegen meiſtentheils bei dem Vater und war ihm ergeben und zugethan, da der Unterſchied des Geſchlechtes ſelbſt zwiſchen Vater und Tochter dieſe mehr zärtliches Mitleid für den Vater em¬ pfinden ließ, als für die Mutter, obgleich dieſe eben ſo wenig oder ſo viel taugen mochte als jener in dem vermeintlich unglücklichen Ver¬ hältniß.« »Der Kommandeur hatte eine reizvolle luf¬ tige Wohnung bezogen, die außerhalb der Stadt in einem ganz mit Palmen, Cypreſſen, Syko¬ moren und anderen Bäumen angefüllten Thale lag. Unter dieſen Bäumen, rings um das leichte weiße Haus herum, waren Gärten angelegt, in denen theils jederzeit friſches Gemüſe, theils eine Menge Blumen gezogen wurden, welche zwar hier in allen Ecken wild wuchſen, die aber der Alte liebte beiſammen zu haben in nächſter Nähe

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/58>, abgerufen am 24.11.2024.