Jochel ging nicht von ihrer Seite, so daß sie nicht die geringste Gelegenheit fanden, ein einziges Wort unter sich zu reden. Indessen erlabten sie sich, ihre innere Zerstörung vergessend, an dem reichlichen Essen und Trinken, das aufgesetzt wurde, bis Jemand das Fenster öffnete und nach dem Herrschaftshause hinwies, dessen Fenster alle von Licht strahlten, während eine prächtige Ballmusik durch die stille Nachtluft deutlich, aber fein gedämpft, herübertönte.
Ob dem Hause standen die schönsten Sterne, was freilich die Teufel nicht rühren mochte; denn wenn sie für dergleichen Gefühl gehabt hätten, so wären sie jetzt nicht hier gewesen. Nur der weiche, vornehme Klang der Violinen verletzte ihnen das Herz, weil er sie an bessere Zeiten erinnerte und sie sich die Schwester und Gattin vorstellen mußten, wie sie in diesem Augenblicke im Reigen dahinschwebte.
Um die Noth ihres Inneren zu ersäufen, überließen sie sich um so gieriger dem Getränke, das ihnen Jochel rückhaltlos einschenkte. Als er sie für betrunken genug hielt, fing er an, sie zu necken und zum Zorn zu reizen; Andere folgten und zerrten sie an den Schwänzen, worauf sie unverweilt um sich schlugen und eine schöne Prügelei anhuben.
In diesem Augenblicke erschienen zwei Gendarmen, die im Hause darauf gewartet hatten, und eh' eine Viertel¬ stunde verflossen war, saßen die drei Landstreicher festgemacht
Jochel ging nicht von ihrer Seite, ſo daß ſie nicht die geringſte Gelegenheit fanden, ein einziges Wort unter ſich zu reden. Indeſſen erlabten ſie ſich, ihre innere Zerſtörung vergeſſend, an dem reichlichen Eſſen und Trinken, das aufgeſetzt wurde, bis Jemand das Fenſter öffnete und nach dem Herrſchaftshauſe hinwies, deſſen Fenſter alle von Licht ſtrahlten, während eine prächtige Ballmuſik durch die ſtille Nachtluft deutlich, aber fein gedämpft, herübertönte.
Ob dem Hauſe ſtanden die ſchönſten Sterne, was freilich die Teufel nicht rühren mochte; denn wenn ſie für dergleichen Gefühl gehabt hätten, ſo wären ſie jetzt nicht hier geweſen. Nur der weiche, vornehme Klang der Violinen verletzte ihnen das Herz, weil er ſie an beſſere Zeiten erinnerte und ſie ſich die Schweſter und Gattin vorſtellen mußten, wie ſie in dieſem Augenblicke im Reigen dahinſchwebte.
Um die Noth ihres Inneren zu erſäufen, überließen ſie ſich um ſo gieriger dem Getränke, das ihnen Jochel rückhaltlos einſchenkte. Als er ſie für betrunken genug hielt, fing er an, ſie zu necken und zum Zorn zu reizen; Andere folgten und zerrten ſie an den Schwänzen, worauf ſie unverweilt um ſich ſchlugen und eine ſchöne Prügelei anhuben.
In dieſem Augenblicke erſchienen zwei Gendarmen, die im Hauſe darauf gewartet hatten, und eh' eine Viertel¬ ſtunde verfloſſen war, ſaßen die drei Landſtreicher feſtgemacht
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Jochel ging nicht von ihrer Seite, ſo daß ſie nicht die
geringſte Gelegenheit fanden, ein einziges Wort unter ſich
zu reden. Indeſſen erlabten ſie ſich, ihre innere Zerſtörung
vergeſſend, an dem reichlichen Eſſen und Trinken, das
aufgeſetzt wurde, bis Jemand das Fenſter öffnete und
nach dem Herrſchaftshauſe hinwies, deſſen Fenſter alle
von Licht ſtrahlten, während eine prächtige Ballmuſik
durch die ſtille Nachtluft deutlich, aber fein gedämpft,
herübertönte.
Ob dem Hauſe ſtanden die ſchönſten Sterne, was
freilich die Teufel nicht rühren mochte; denn wenn ſie
für dergleichen Gefühl gehabt hätten, ſo wären ſie jetzt
nicht hier geweſen. Nur der weiche, vornehme Klang der
Violinen verletzte ihnen das Herz, weil er ſie an beſſere
Zeiten erinnerte und ſie ſich die Schweſter und Gattin
vorſtellen mußten, wie ſie in dieſem Augenblicke im Reigen
dahinſchwebte.
Um die Noth ihres Inneren zu erſäufen, überließen
ſie ſich um ſo gieriger dem Getränke, das ihnen Jochel
rückhaltlos einſchenkte. Als er ſie für betrunken genug
hielt, fing er an, ſie zu necken und zum Zorn zu reizen;
Andere folgten und zerrten ſie an den Schwänzen, worauf
ſie unverweilt um ſich ſchlugen und eine ſchöne Prügelei
anhuben.
In dieſem Augenblicke erſchienen zwei Gendarmen,
die im Hauſe darauf gewartet hatten, und eh' eine Viertel¬
ſtunde verfloſſen war, ſaßen die drei Landſtreicher feſtgemacht
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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/223>, abgerufen am 21.11.2024.
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