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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882.

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und gespornt und den alten Mantel um die Schultern
geschlagen.

Im Augenblicke seines Eintretens stand die Donna
des Hauses leichenblaß und ohne alle Fassung, so unvor¬
bereitet war sie, irgend etwas zu sagen oder zu thun.
Bei ihr standen der Stallmeister, der sein zerstörtes
Ammonshorn auf dem Schädel mit der Hand bedeckte,
und die Kammerfrau. Correa, der immer in der besten
Meinung lebte und arglos guter Laune war, umarmte
die Frau zum Abschied und theilte ihr beiläufig mit, er
habe den Stallmeister, der ihm als dem Herren nicht
gehorchen wolle, soeben aus dem Dienste gejagt, und da
es in Einem hinginge, so entlasse er auch die rothröckige
Kammerdame, deren Gesicht ihm nicht gefalle. Beide
Personen wünsche er bei seiner Rückkunft nicht mehr zu
treffen und werde für anständige und ihm genehme Leute
sorgen.

Niemand regte sich oder erwiderte ein Wort. Auf
der steinernen Wendeltreppe, die er nun hinabstieg, drückte
sich der Page mit feindseligem Blick in eine Ecke. Geh'
hinauf zur Frau, rief er ihm zu, und sag' ihr, ich hätte
Dich auch fortgejagt! Sollte ich Dich noch sehen, wenn
ich wiederkomme, so werf' ich Dich aus dem Fenster!
Wie eine Spinne rannte der Page treppan.

Im Thorwege standen die Pferde gesattelt und der
Reitknecht im Reisekleid dabei. Er benahm sich aber so
zögernd und verdrießlich, daß der Herr den Widerwillen

und geſpornt und den alten Mantel um die Schultern
geſchlagen.

Im Augenblicke ſeines Eintretens ſtand die Donna
des Hauſes leichenblaß und ohne alle Faſſung, ſo unvor¬
bereitet war ſie, irgend etwas zu ſagen oder zu thun.
Bei ihr ſtanden der Stallmeiſter, der ſein zerſtörtes
Ammonshorn auf dem Schädel mit der Hand bedeckte,
und die Kammerfrau. Correa, der immer in der beſten
Meinung lebte und arglos guter Laune war, umarmte
die Frau zum Abſchied und theilte ihr beiläufig mit, er
habe den Stallmeiſter, der ihm als dem Herren nicht
gehorchen wolle, ſoeben aus dem Dienſte gejagt, und da
es in Einem hinginge, ſo entlaſſe er auch die rothröckige
Kammerdame, deren Geſicht ihm nicht gefalle. Beide
Perſonen wünſche er bei ſeiner Rückkunft nicht mehr zu
treffen und werde für anſtändige und ihm genehme Leute
ſorgen.

Niemand regte ſich oder erwiderte ein Wort. Auf
der ſteinernen Wendeltreppe, die er nun hinabſtieg, drückte
ſich der Page mit feindſeligem Blick in eine Ecke. Geh'
hinauf zur Frau, rief er ihm zu, und ſag' ihr, ich hätte
Dich auch fortgejagt! Sollte ich Dich noch ſehen, wenn
ich wiederkomme, ſo werf' ich Dich aus dem Fenſter!
Wie eine Spinne rannte der Page treppan.

Im Thorwege ſtanden die Pferde geſattelt und der
Reitknecht im Reiſekleid dabei. Er benahm ſich aber ſo
zögernd und verdrießlich, daß der Herr den Widerwillen

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[283/0293] und geſpornt und den alten Mantel um die Schultern geſchlagen. Im Augenblicke ſeines Eintretens ſtand die Donna des Hauſes leichenblaß und ohne alle Faſſung, ſo unvor¬ bereitet war ſie, irgend etwas zu ſagen oder zu thun. Bei ihr ſtanden der Stallmeiſter, der ſein zerſtörtes Ammonshorn auf dem Schädel mit der Hand bedeckte, und die Kammerfrau. Correa, der immer in der beſten Meinung lebte und arglos guter Laune war, umarmte die Frau zum Abſchied und theilte ihr beiläufig mit, er habe den Stallmeiſter, der ihm als dem Herren nicht gehorchen wolle, ſoeben aus dem Dienſte gejagt, und da es in Einem hinginge, ſo entlaſſe er auch die rothröckige Kammerdame, deren Geſicht ihm nicht gefalle. Beide Perſonen wünſche er bei ſeiner Rückkunft nicht mehr zu treffen und werde für anſtändige und ihm genehme Leute ſorgen. Niemand regte ſich oder erwiderte ein Wort. Auf der ſteinernen Wendeltreppe, die er nun hinabſtieg, drückte ſich der Page mit feindſeligem Blick in eine Ecke. Geh' hinauf zur Frau, rief er ihm zu, und ſag' ihr, ich hätte Dich auch fortgejagt! Sollte ich Dich noch ſehen, wenn ich wiederkomme, ſo werf' ich Dich aus dem Fenſter! Wie eine Spinne rannte der Page treppan. Im Thorwege ſtanden die Pferde geſattelt und der Reitknecht im Reiſekleid dabei. Er benahm ſich aber ſo zögernd und verdrießlich, daß der Herr den Widerwillen

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/293>, abgerufen am 22.11.2024.