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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882.

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In Loanda fand er jetzt die Angaben der Annachinga
durch das, was man inzwischen der Sklavin hatte ab¬
fragen können, so ziemlich bestätigt. Sie erinnerte sich
dunkel, als kleines Kind steinerne Häuser an einem
Wasser gesehen und einen großen Lärm und Rauch erlebt
zu haben, dann an der Hand oder auf dem Arm der
Mutter durch unendliche Landstrecken gekommen zu sein,
bis die Königsschwester von Angola Mutter und Kind
gekauft. Deutlicher war ihr das spätere gegenwärtig,
wie die Mutter von der Fürstin hart behandelt worden
und frühzeitig gestorben sei. Sonst wußte sie von nichts
weiter, als daß sie Zambo hieß.

Das nächste, was der Admiral nun that, war, daß
er sie taufen ließ und hiefür ein kleines Fest veranstaltete,
ohne im übrigen sein Vorhaben zu verrathen. Die Kirche
wurde mit Palmenzweigen und Blumen geschmückt, unter
dem Vorwande, diesen ersten Sieg über das noch zu
unterwerfende Königreich zu feiern, und der Altar
flimmerte von Lichtern. Ein Dutzend Jesuiten sangen und
musizierten während des Hochamts gleich hundert Nachti¬
gallen, und der dreizehnte hielt die Predigt, in welcher
er die erbauliche Vorstellung ausmalte, daß Zambo ein
letzter Nachkomme der weisen Königin von Saba sei und nun
erst das Heil erworben habe, das diese merkwürdige Vor¬
fahrin im alten Testamente bei den Juden vergeblich gesucht.

Don Correa selbst war der Taufpathe und die vor¬
nehmste Frau in Loanda die Pathin, als die Handlung

In Loanda fand er jetzt die Angaben der Annachinga
durch das, was man inzwiſchen der Sklavin hatte ab¬
fragen können, ſo ziemlich beſtätigt. Sie erinnerte ſich
dunkel, als kleines Kind ſteinerne Häuſer an einem
Waſſer geſehen und einen großen Lärm und Rauch erlebt
zu haben, dann an der Hand oder auf dem Arm der
Mutter durch unendliche Landſtrecken gekommen zu ſein,
bis die Königsſchweſter von Angola Mutter und Kind
gekauft. Deutlicher war ihr das ſpätere gegenwärtig,
wie die Mutter von der Fürſtin hart behandelt worden
und frühzeitig geſtorben ſei. Sonſt wußte ſie von nichts
weiter, als daß ſie Zambo hieß.

Das nächſte, was der Admiral nun that, war, daß
er ſie taufen ließ und hiefür ein kleines Feſt veranſtaltete,
ohne im übrigen ſein Vorhaben zu verrathen. Die Kirche
wurde mit Palmenzweigen und Blumen geſchmückt, unter
dem Vorwande, dieſen erſten Sieg über das noch zu
unterwerfende Königreich zu feiern, und der Altar
flimmerte von Lichtern. Ein Dutzend Jeſuiten ſangen und
muſizierten während des Hochamts gleich hundert Nachti¬
gallen, und der dreizehnte hielt die Predigt, in welcher
er die erbauliche Vorſtellung ausmalte, daß Zambo ein
letzter Nachkomme der weiſen Königin von Saba ſei und nun
erſt das Heil erworben habe, das dieſe merkwürdige Vor¬
fahrin im alten Teſtamente bei den Juden vergeblich geſucht.

Don Correa ſelbſt war der Taufpathe und die vor¬
nehmſte Frau in Loanda die Pathin, als die Handlung

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[315/0325] In Loanda fand er jetzt die Angaben der Annachinga durch das, was man inzwiſchen der Sklavin hatte ab¬ fragen können, ſo ziemlich beſtätigt. Sie erinnerte ſich dunkel, als kleines Kind ſteinerne Häuſer an einem Waſſer geſehen und einen großen Lärm und Rauch erlebt zu haben, dann an der Hand oder auf dem Arm der Mutter durch unendliche Landſtrecken gekommen zu ſein, bis die Königsſchweſter von Angola Mutter und Kind gekauft. Deutlicher war ihr das ſpätere gegenwärtig, wie die Mutter von der Fürſtin hart behandelt worden und frühzeitig geſtorben ſei. Sonſt wußte ſie von nichts weiter, als daß ſie Zambo hieß. Das nächſte, was der Admiral nun that, war, daß er ſie taufen ließ und hiefür ein kleines Feſt veranſtaltete, ohne im übrigen ſein Vorhaben zu verrathen. Die Kirche wurde mit Palmenzweigen und Blumen geſchmückt, unter dem Vorwande, dieſen erſten Sieg über das noch zu unterwerfende Königreich zu feiern, und der Altar flimmerte von Lichtern. Ein Dutzend Jeſuiten ſangen und muſizierten während des Hochamts gleich hundert Nachti¬ gallen, und der dreizehnte hielt die Predigt, in welcher er die erbauliche Vorſtellung ausmalte, daß Zambo ein letzter Nachkomme der weiſen Königin von Saba ſei und nun erſt das Heil erworben habe, das dieſe merkwürdige Vor¬ fahrin im alten Teſtamente bei den Juden vergeblich geſucht. Don Correa ſelbſt war der Taufpathe und die vor¬ nehmſte Frau in Loanda die Pathin, als die Handlung

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/325>, abgerufen am 22.11.2024.