dadurch auch etwas zwischen dem Kehldeckel und seiner Auflage durchgepreßt wird, so entstehet Au- genblicklich ein unleidentlicher Reitz oder Kitzel in dem Luftröhrenkopf, und die Natur bemüht sich diese fremden Körper durch eine konvulsive Anstren- gung wieder wegzustossen, indem sie die Lungen mit der äussersten Gewalt zusammendrückt, und die Luft mit solcher Schnelligkeit hinauszudringen nö- thiget, daß sie alles, was sie in ihrem Wege fin- det, mit sich fortreisset. Hierin bestehet auch das Husten.
§. 39.
Dieser Kehldeckel ist es auch, der bey dem Schluchzen den gewissen Klappton verursachet. Aber die Ursache des Schluchzen selbst ist er nicht, und diese liegt auch gar nicht, wie die Meisten glau- ben, in dem Halse, sondern sie ist in dem Zwerch- felle zu suchen. Wenn dieses durch Anfall von Krampf sich jähe hinabzieht, so dringt die äussere Luft durch ihre Schwere in die Lunge mit Gewalt ein, und reißt durch ihren Strom den Kehldeckel,
der
Von den Werkzeugen der Sprache.
dadurch auch etwas zwiſchen dem Kehldeckel und ſeiner Auflage durchgepreßt wird, ſo entſtehet Au- genblicklich ein unleidentlicher Reitz oder Kitzel in dem Luftroͤhrenkopf, und die Natur bemuͤht ſich dieſe fremden Koͤrper durch eine konvulſive Anſtren- gung wieder wegzuſtoſſen, indem ſie die Lungen mit der aͤuſſerſten Gewalt zuſammendruͤckt, und die Luft mit ſolcher Schnelligkeit hinauszudringen noͤ- thiget, daß ſie alles, was ſie in ihrem Wege fin- det, mit ſich fortreiſſet. Hierin beſtehet auch das Huſten.
§. 39.
Dieſer Kehldeckel iſt es auch, der bey dem Schluchzen den gewiſſen Klappton verurſachet. Aber die Urſache des Schluchzen ſelbſt iſt er nicht, und dieſe liegt auch gar nicht, wie die Meiſten glau- ben, in dem Halſe, ſondern ſie iſt in dem Zwerch- felle zu ſuchen. Wenn dieſes durch Anfall von Krampf ſich jaͤhe hinabzieht, ſo dringt die aͤuſſere Luft durch ihre Schwere in die Lunge mit Gewalt ein, und reißt durch ihren Strom den Kehldeckel,
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0103"n="75"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von den Werkzeugen der Sprache</hi>.</fw><lb/>
dadurch auch etwas zwiſchen dem Kehldeckel und<lb/>ſeiner Auflage durchgepreßt wird, ſo entſtehet Au-<lb/>
genblicklich ein unleidentlicher Reitz oder Kitzel in<lb/>
dem Luftroͤhrenkopf, und die Natur bemuͤht ſich<lb/>
dieſe fremden Koͤrper durch eine konvulſive Anſtren-<lb/>
gung wieder wegzuſtoſſen, indem ſie die Lungen<lb/>
mit der aͤuſſerſten Gewalt zuſammendruͤckt, und die<lb/>
Luft mit ſolcher Schnelligkeit hinauszudringen noͤ-<lb/>
thiget, daß ſie alles, was ſie in ihrem Wege fin-<lb/>
det, mit ſich fortreiſſet. Hierin beſtehet auch das<lb/>
Huſten.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 39.</head><lb/><p>Dieſer Kehldeckel iſt es auch, der bey dem<lb/>
Schluchzen den gewiſſen Klappton verurſachet. Aber<lb/>
die Urſache des Schluchzen ſelbſt iſt er nicht, und<lb/>
dieſe liegt auch gar nicht, wie die Meiſten glau-<lb/>
ben, in dem Halſe, ſondern ſie iſt in dem Zwerch-<lb/>
felle zu ſuchen. Wenn dieſes durch Anfall von<lb/>
Krampf ſich jaͤhe hinabzieht, ſo dringt die aͤuſſere<lb/>
Luft durch ihre Schwere in die Lunge mit Gewalt<lb/>
ein, und reißt durch ihren Strom den Kehldeckel,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[75/0103]
Von den Werkzeugen der Sprache.
dadurch auch etwas zwiſchen dem Kehldeckel und
ſeiner Auflage durchgepreßt wird, ſo entſtehet Au-
genblicklich ein unleidentlicher Reitz oder Kitzel in
dem Luftroͤhrenkopf, und die Natur bemuͤht ſich
dieſe fremden Koͤrper durch eine konvulſive Anſtren-
gung wieder wegzuſtoſſen, indem ſie die Lungen
mit der aͤuſſerſten Gewalt zuſammendruͤckt, und die
Luft mit ſolcher Schnelligkeit hinauszudringen noͤ-
thiget, daß ſie alles, was ſie in ihrem Wege fin-
det, mit ſich fortreiſſet. Hierin beſtehet auch das
Huſten.
§. 39.
Dieſer Kehldeckel iſt es auch, der bey dem
Schluchzen den gewiſſen Klappton verurſachet. Aber
die Urſache des Schluchzen ſelbſt iſt er nicht, und
dieſe liegt auch gar nicht, wie die Meiſten glau-
ben, in dem Halſe, ſondern ſie iſt in dem Zwerch-
felle zu ſuchen. Wenn dieſes durch Anfall von
Krampf ſich jaͤhe hinabzieht, ſo dringt die aͤuſſere
Luft durch ihre Schwere in die Lunge mit Gewalt
ein, und reißt durch ihren Strom den Kehldeckel,
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/103>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.