Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.III. Abtheilung. Freude, wenn sie jemanden eintreten sah, den sievorzüglich gerne hatte, oder wenn eine Speise auf die Tafel kam, die nach ihrem Geschmacke war. Sie liebte meine Schwester vor allen übrigen Men- schen. Wenn diese aus dem Hause war, schlich sie ganz traurig herum, und gab ihren Unwillen dar- über durch diese deutliche sylbenähnliche Laute um um ma ma zu erkennen. Endlich gab sie sich zur Ruhe. Wenn aber der Wagen mit meiner Schwe- ster zum Thore hereinfuhr, sprang sie sogleich aus einem Winkel hervor, eilte mit großem Geschrey durch alle Zimmer der Treppe zu um ihre Frau zu bewillkommen. Diese ihre lauten Töne kann ich nicht bestimmt beschreiben. Es schien mir, daß sie etwas Aehnlichkeit mit dem Rufe des Rebhuhnes hatten, nur daß sie noch mit einem deutlichen a. oder i. verbunden waren. Dabey muß ich aber eines Umstandes erwäh- man
III. Abtheilung. Freude, wenn ſie jemanden eintreten ſah, den ſievorzuͤglich gerne hatte, oder wenn eine Speiſe auf die Tafel kam, die nach ihrem Geſchmacke war. Sie liebte meine Schweſter vor allen uͤbrigen Men- ſchen. Wenn dieſe aus dem Hauſe war, ſchlich ſie ganz traurig herum, und gab ihren Unwillen dar- uͤber durch dieſe deutliche ſylbenaͤhnliche Laute um um ma ma zu erkennen. Endlich gab ſie ſich zur Ruhe. Wenn aber der Wagen mit meiner Schwe- ſter zum Thore hereinfuhr, ſprang ſie ſogleich aus einem Winkel hervor, eilte mit großem Geſchrey durch alle Zimmer der Treppe zu um ihre Frau zu bewillkommen. Dieſe ihre lauten Toͤne kann ich nicht beſtimmt beſchreiben. Es ſchien mir, daß ſie etwas Aehnlichkeit mit dem Rufe des Rebhuhnes hatten, nur daß ſie noch mit einem deutlichen a. oder i. verbunden waren. Dabey muß ich aber eines Umſtandes erwaͤh- man
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III. Abtheilung.
Freude, wenn ſie jemanden eintreten ſah, den ſie
vorzuͤglich gerne hatte, oder wenn eine Speiſe auf
die Tafel kam, die nach ihrem Geſchmacke war.
Sie liebte meine Schweſter vor allen uͤbrigen Men-
ſchen. Wenn dieſe aus dem Hauſe war, ſchlich ſie
ganz traurig herum, und gab ihren Unwillen dar-
uͤber durch dieſe deutliche ſylbenaͤhnliche Laute um
um ma ma zu erkennen. Endlich gab ſie ſich zur
Ruhe. Wenn aber der Wagen mit meiner Schwe-
ſter zum Thore hereinfuhr, ſprang ſie ſogleich aus
einem Winkel hervor, eilte mit großem Geſchrey
durch alle Zimmer der Treppe zu um ihre Frau zu
bewillkommen. Dieſe ihre lauten Toͤne kann ich
nicht beſtimmt beſchreiben. Es ſchien mir, daß ſie
etwas Aehnlichkeit mit dem Rufe des Rebhuhnes
hatten, nur daß ſie noch mit einem deutlichen a.
oder i. verbunden waren.
Dabey muß ich aber eines Umſtandes erwaͤh-
nen, der vielleicht ſchon allein die Urſache ſeyn
kann, warum viele in dem Wahn ſind, als waͤren
die Affen ſtumm. Etwan laſſen ſie ihre Stimme
nur hoͤren, wenn ſie ſo zahm geworden ſind, daß
man
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