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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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Von den Werkzeugen der Sprache.
cken unentbehrlich ist. Man denke sich dieses weg,
und das Loch in die Nase offen. Würde da
nicht ein Theil der Speisen immer in die Nase ge-
druckt werden, und dadurch ein Reitz in derselben
entstehen, der augenblicklich ein Niesen nach sich
zöge, und so das ganze Geschäft des Schluckens
in Verwirrung brächte? Es läßt sich daher nicht
ohne Grund muthmaßen, daß bey Leuten, denen
das Hinabschlucken gröberer Speisen beschwerlich
oder gar unmöglich fällt, die Ursache meist in dem
zu suchen wäre, daß ihr Läppchen verstimmelt, oder
von Natur zu klein ist, um die innere Nasenöff-
nung ganz zu decken, und daß sie daher keine an-
dere Speisen genießen können, als sehr flüßige, die
von sich selbst, und ohne sonderlichen Druck in die
Schlundröhre hinabfließen(*).

Der
(*) Jch habe eine Frau und ein junges Mädchen ge-
kannt, die Jahre lang sich bloß mit Fleischbrühe, Milch-
suppe, Kaffee, und Chocolate nährten, und wenn sie
zuweilen ein weichgesottenes Ey austranken, schon eine
Schwelgerey, und gefährliche Ausschweifung begangen
zu haben glaubten. Es hat mir an Gelegenheit gefehlt

Von den Werkzeugen der Sprache.
cken unentbehrlich iſt. Man denke ſich dieſes weg,
und das Loch in die Naſe offen. Wuͤrde da
nicht ein Theil der Speiſen immer in die Naſe ge-
druckt werden, und dadurch ein Reitz in derſelben
entſtehen, der augenblicklich ein Nieſen nach ſich
zoͤge, und ſo das ganze Geſchaͤft des Schluckens
in Verwirrung braͤchte? Es laͤßt ſich daher nicht
ohne Grund muthmaßen, daß bey Leuten, denen
das Hinabſchlucken groͤberer Speiſen beſchwerlich
oder gar unmoͤglich faͤllt, die Urſache meiſt in dem
zu ſuchen waͤre, daß ihr Laͤppchen verſtimmelt, oder
von Natur zu klein iſt, um die innere Naſenoͤff-
nung ganz zu decken, und daß ſie daher keine an-
dere Speiſen genießen koͤnnen, als ſehr fluͤßige, die
von ſich ſelbſt, und ohne ſonderlichen Druck in die
Schlundroͤhre hinabfließen(*).

Der
(*) Jch habe eine Frau und ein junges Maͤdchen ge-
kannt, die Jahre lang ſich bloß mit Fleiſchbruͤhe, Milch-
ſuppe, Kaffee, und Chocolate naͤhrten, und wenn ſie
zuweilen ein weichgeſottenes Ey austranken, ſchon eine
Schwelgerey, und gefaͤhrliche Ausſchweifung begangen
zu haben glaubten. Es hat mir an Gelegenheit gefehlt
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[125/0163] Von den Werkzeugen der Sprache. cken unentbehrlich iſt. Man denke ſich dieſes weg, und das Loch in die Naſe offen. Wuͤrde da nicht ein Theil der Speiſen immer in die Naſe ge- druckt werden, und dadurch ein Reitz in derſelben entſtehen, der augenblicklich ein Nieſen nach ſich zoͤge, und ſo das ganze Geſchaͤft des Schluckens in Verwirrung braͤchte? Es laͤßt ſich daher nicht ohne Grund muthmaßen, daß bey Leuten, denen das Hinabſchlucken groͤberer Speiſen beſchwerlich oder gar unmoͤglich faͤllt, die Urſache meiſt in dem zu ſuchen waͤre, daß ihr Laͤppchen verſtimmelt, oder von Natur zu klein iſt, um die innere Naſenoͤff- nung ganz zu decken, und daß ſie daher keine an- dere Speiſen genießen koͤnnen, als ſehr fluͤßige, die von ſich ſelbſt, und ohne ſonderlichen Druck in die Schlundroͤhre hinabfließen (*). Der (*) Jch habe eine Frau und ein junges Maͤdchen ge- kannt, die Jahre lang ſich bloß mit Fleiſchbruͤhe, Milch- ſuppe, Kaffee, und Chocolate naͤhrten, und wenn ſie zuweilen ein weichgeſottenes Ey austranken, ſchon eine Schwelgerey, und gefaͤhrliche Ausſchweifung begangen zu haben glaubten. Es hat mir an Gelegenheit gefehlt

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/163>, abgerufen am 23.11.2024.