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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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III. Abtheilung.
N. und sprechen anstatt Lobstar, Nobstan (*). Da-
gegen, wenn wir alle, auch die noch wilden Völker
des Erdbodens sprechen hörten, würden wir gewiß
ganz unbekante, und zum Theil uns unnachahmliche
Laute und Töne vernehmen (**).

Wir Europäer selbst haben nicht in jeder unse-
rer Sprachen alle Laute der anderen. Der Deut-
sche hat den Laut nicht, den der Franzose durch
sein j ausdruckt. Der Franzose vermißt das deut-
sche ch in seiner Sprache ganz, und beyde wissen

von
(*) Joannis Vallisii Grammatica ling: angli: in
praefixo tractatu de loquela.
(**) Nicht ohne Absicht habe ich bey jedem Werkzeuge
alle Laute, zu denen es ausser unseren Buchstaben noch
fähig ist, in so weit sie mir bekannt sind, angeführt, und
so deutlich, als es mir möglich war, beschrieben. Man
wird daraus schließen können, daß über alle uns bekann-
te Buchstaben, deren Anzahl doch nicht gering ist, noch
viele möglich sind, und vielleicht ein Theil der von mir an-
geführten Schallen, und noch manche andere, die mei-
ner Aufmerksamkeit entgangen sind, bey unbekannten Völ-
kern wirkliche Bestandtheile ihrer Sprache ausmachen.

III. Abtheilung.
N. und ſprechen anſtatt Lobſtar, Nobſtan (*). Da-
gegen, wenn wir alle, auch die noch wilden Voͤlker
des Erdbodens ſprechen hoͤrten, wuͤrden wir gewiß
ganz unbekante, und zum Theil uns unnachahmliche
Laute und Toͤne vernehmen (**).

Wir Europaͤer ſelbſt haben nicht in jeder unſe-
rer Sprachen alle Laute der anderen. Der Deut-
ſche hat den Laut nicht, den der Franzoſe durch
ſein j ausdruckt. Der Franzoſe vermißt das deut-
ſche ch in ſeiner Sprache ganz, und beyde wiſſen

von
(*) Joannis Vallisii Grammatica ling: angli: in
præfixo tractatu de loquela.
(**) Nicht ohne Abſicht habe ich bey jedem Werkzeuge
alle Laute, zu denen es auſſer unſeren Buchſtaben noch
faͤhig iſt, in ſo weit ſie mir bekannt ſind, angefuͤhrt, und
ſo deutlich, als es mir moͤglich war, beſchrieben. Man
wird daraus ſchließen koͤnnen, daß uͤber alle uns bekann-
te Buchſtaben, deren Anzahl doch nicht gering iſt, noch
viele moͤglich ſind, und vielleicht ein Theil der von mir an-
gefuͤhrten Schallen, und noch manche andere, die mei-
ner Aufmerkſamkeit entgangen ſind, bey unbekannten Voͤl-
kern wirkliche Beſtandtheile ihrer Sprache ausmachen.
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[176/0222] III. Abtheilung. N. und ſprechen anſtatt Lobſtar, Nobſtan (*). Da- gegen, wenn wir alle, auch die noch wilden Voͤlker des Erdbodens ſprechen hoͤrten, wuͤrden wir gewiß ganz unbekante, und zum Theil uns unnachahmliche Laute und Toͤne vernehmen (**). Wir Europaͤer ſelbſt haben nicht in jeder unſe- rer Sprachen alle Laute der anderen. Der Deut- ſche hat den Laut nicht, den der Franzoſe durch ſein j ausdruckt. Der Franzoſe vermißt das deut- ſche ch in ſeiner Sprache ganz, und beyde wiſſen von (*) Joannis Vallisii Grammatica ling: angli: in præfixo tractatu de loquela. (**) Nicht ohne Abſicht habe ich bey jedem Werkzeuge alle Laute, zu denen es auſſer unſeren Buchſtaben noch faͤhig iſt, in ſo weit ſie mir bekannt ſind, angefuͤhrt, und ſo deutlich, als es mir moͤglich war, beſchrieben. Man wird daraus ſchließen koͤnnen, daß uͤber alle uns bekann- te Buchſtaben, deren Anzahl doch nicht gering iſt, noch viele moͤglich ſind, und vielleicht ein Theil der von mir an- gefuͤhrten Schallen, und noch manche andere, die mei- ner Aufmerkſamkeit entgangen ſind, bey unbekannten Voͤl- kern wirkliche Beſtandtheile ihrer Sprache ausmachen.

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/222>, abgerufen am 23.11.2024.