Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite
IV. Abtheilung.
§. 112.

Jch bemerke dreyerley A.

Das erste ist das eigentliche, nämlich das la-
teinische a. wie es in arma lautet. Die Franzosen,
die Jtaliäner, und die Jllirer haben das nämliche
a durchaus gleich in ihrer Sprache. Die Deutschen,
die Engelländer, Dänen und Ungarn weichen sehr
oft davon ab, und geben ihm bald einen offneren
bald gesperteren oder tieferen Laut, wie gleich fol-
gen wird.

Das zweyte, nämlich um etwas tiefere a wie
in dem deutschen Worte Gabe lautet nicht ganz so
offen, wie in arma, wenigstens nicht in allen Pro-
vinzen Deutschlandes. Das e vor einem i lautet
in manchen Provinzen vollkommen wie das lateini-
nische a. Man sagt main dain fain anstatt mein
dein fein
. Aber in den Wörtern, die mit a ge-
schrieben werden, wird dieses gemeiniglich etwas tiefer,
oder geschlossener als in mein ausgesprochen z. B.
in Stadt, Schlacht, Wahl.(*)

Das
(*) Hier sowohl, als bey allen anderen in diesem
IV. Abtheilung.
§. 112.

Jch bemerke dreyerley A.

Das erſte iſt das eigentliche, naͤmlich das la-
teiniſche a. wie es in arma lautet. Die Franzoſen,
die Jtaliaͤner, und die Jllirer haben das naͤmliche
a durchaus gleich in ihrer Sprache. Die Deutſchen,
die Engellaͤnder, Daͤnen und Ungarn weichen ſehr
oft davon ab, und geben ihm bald einen offneren
bald geſperteren oder tieferen Laut, wie gleich fol-
gen wird.

Das zweyte, naͤmlich um etwas tiefere a wie
in dem deutſchen Worte Gabe lautet nicht ganz ſo
offen, wie in arma, wenigſtens nicht in allen Pro-
vinzen Deutſchlandes. Das e vor einem i lautet
in manchen Provinzen vollkommen wie das lateini-
niſche a. Man ſagt main dain fain anſtatt mein
dein fein
. Aber in den Woͤrtern, die mit a ge-
ſchrieben werden, wird dieſes gemeiniglich etwas tiefer,
oder geſchloſſener als in mein ausgeſprochen z. B.
in Stadt, Schlacht, Wahl.(*)

Das
(*) Hier ſowohl, als bey allen anderen in dieſem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0250" n="202"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV</hi>. Abtheilung.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 112.</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">Jch bemerke dreyerley <hi rendition="#aq">A</hi>.</hi> </p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Das er&#x017F;te</hi> i&#x017F;t das eigentliche, na&#x0364;mlich das la-<lb/>
teini&#x017F;che <hi rendition="#aq">a</hi>. wie es in <hi rendition="#aq">arma</hi> lautet. Die Franzo&#x017F;en,<lb/>
die Jtalia&#x0364;ner, und die Jllirer haben das na&#x0364;mliche<lb/><hi rendition="#aq">a</hi> durchaus gleich in ihrer Sprache. Die Deut&#x017F;chen,<lb/>
die Engella&#x0364;nder, Da&#x0364;nen und Ungarn weichen &#x017F;ehr<lb/>
oft davon ab, und geben ihm bald einen offneren<lb/>
bald ge&#x017F;perteren oder tieferen Laut, wie gleich fol-<lb/>
gen wird.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Das zweyte</hi>, na&#x0364;mlich um etwas tiefere <hi rendition="#aq">a</hi> wie<lb/>
in dem deut&#x017F;chen Worte <hi rendition="#b">Gabe</hi> lautet nicht ganz &#x017F;o<lb/>
offen, wie in <hi rendition="#aq">arma</hi>, wenig&#x017F;tens nicht in allen Pro-<lb/>
vinzen Deut&#x017F;chlandes. Das <hi rendition="#aq">e</hi> vor einem <hi rendition="#aq">i</hi> lautet<lb/>
in manchen Provinzen vollkommen wie das lateini-<lb/>
ni&#x017F;che <hi rendition="#aq">a</hi>. Man &#x017F;agt <hi rendition="#b">main dain fain</hi> an&#x017F;tatt <hi rendition="#b">mein<lb/>
dein fein</hi>. Aber in den Wo&#x0364;rtern, die mit <hi rendition="#aq">a</hi> ge-<lb/>
&#x017F;chrieben werden, wird die&#x017F;es gemeiniglich etwas tiefer,<lb/>
oder ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ener als in <hi rendition="#b">mein</hi> ausge&#x017F;prochen z. B.<lb/>
in <hi rendition="#b">Stadt, Schlacht, Wahl.</hi><note xml:id="fn9" next="#fn10" place="foot" n="(*)">Hier &#x017F;owohl, als bey allen anderen in die&#x017F;em</note></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0250] IV. Abtheilung. §. 112. Jch bemerke dreyerley A. Das erſte iſt das eigentliche, naͤmlich das la- teiniſche a. wie es in arma lautet. Die Franzoſen, die Jtaliaͤner, und die Jllirer haben das naͤmliche a durchaus gleich in ihrer Sprache. Die Deutſchen, die Engellaͤnder, Daͤnen und Ungarn weichen ſehr oft davon ab, und geben ihm bald einen offneren bald geſperteren oder tieferen Laut, wie gleich fol- gen wird. Das zweyte, naͤmlich um etwas tiefere a wie in dem deutſchen Worte Gabe lautet nicht ganz ſo offen, wie in arma, wenigſtens nicht in allen Pro- vinzen Deutſchlandes. Das e vor einem i lautet in manchen Provinzen vollkommen wie das lateini- niſche a. Man ſagt main dain fain anſtatt mein dein fein. Aber in den Woͤrtern, die mit a ge- ſchrieben werden, wird dieſes gemeiniglich etwas tiefer, oder geſchloſſener als in mein ausgeſprochen z. B. in Stadt, Schlacht, Wahl. (*) Das (*) Hier ſowohl, als bey allen anderen in dieſem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/250
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/250>, abgerufen am 23.11.2024.