Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.
I. Abtheilung. "höre, nähere dich nicht! denn sieh, ich bin wach!"-- ich werde nicht zugeben, daß du in das Haus "kömmst! -- -- zurück! zurück! -- ich falle dich "an! -- was? du willst nach mir schlagen? -- "an einem Orte wo ich zu Hause -- wo ich Wäch- "ter bin? -- das ist zu arg! -- unausstehlich! -- "aber ich weiche dir nicht! -- hier bin ich wieder "-- nun gehst du. -- Jch habe dich dennoch zum "weichen gebracht. -- Ha! könnt' ich dich nur noch "von hinten in die Füße beissen. -- -- -- Aber "er schlug nach mir -- das war vermessen! -- "das ärgert mich! -- das schmerzt einen braven "Hund! -- -- Nach mir zu schlagen! -- Oder: "du Herr in der Stube dort! merk auf! ich höre "dort von weitem etwas! -- Jch warte nur ob "es näher kömmt. -- Seht das Ding rückt immer "näher an. -- Hier ist es nun. Kommt doch zu "hülfe! er schlägt gar nach mir! -- Jch kann ihm "nicht länger widerstehen -- ich bin zu schwach -- doch den mir nicht zumuthen, daß ich hier wirklich eine sol-
che Reihe von Gedanken dem Hunde zutraue, sondern daß wir selbst bey seinem Gebelle ungefähr das denken und ihn so verstehen können. I. Abtheilung. „hoͤre, naͤhere dich nicht! denn ſieh, ich bin wach!„— ich werde nicht zugeben, daß du in das Haus „koͤmmſt! — — zuruͤck! zuruͤck! — ich falle dich „an! — was? du willſt nach mir ſchlagen? — „an einem Orte wo ich zu Hauſe — wo ich Waͤch- „ter bin? — das iſt zu arg! — unausſtehlich! — „aber ich weiche dir nicht! — hier bin ich wieder „— nun gehſt du. — Jch habe dich dennoch zum „weichen gebracht. — Ha! koͤnnt' ich dich nur noch „von hinten in die Fuͤße beiſſen. — — — Aber „er ſchlug nach mir — das war vermeſſen! — „das aͤrgert mich! — das ſchmerzt einen braven „Hund! — — Nach mir zu ſchlagen! — Oder: „du Herr in der Stube dort! merk auf! ich hoͤre „dort von weitem etwas! — Jch warte nur ob „es naͤher koͤmmt. — Seht das Ding ruͤckt immer „naͤher an. — Hier iſt es nun. Kommt doch zu „huͤlfe! er ſchlaͤgt gar nach mir! — Jch kann ihm „nicht laͤnger widerſtehen — ich bin zu ſchwach — doch den mir nicht zumuthen, daß ich hier wirklich eine ſol-
che Reihe von Gedanken dem Hunde zutraue, ſondern daß wir ſelbſt bey ſeinem Gebelle ungefaͤhr das denken und ihn ſo verſtehen koͤnnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0034" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I</hi>. Abtheilung.</hi></fw><lb/> „hoͤre, naͤhere dich nicht! denn ſieh, ich bin wach!<lb/> „— ich werde nicht zugeben, daß du in das Haus<lb/> „koͤmmſt! — — zuruͤck! zuruͤck! — ich falle dich<lb/> „an! — was? du willſt nach mir ſchlagen? —<lb/> „an einem Orte wo ich zu Hauſe — wo ich Waͤch-<lb/> „ter bin? — das iſt zu arg! — unausſtehlich! —<lb/> „aber ich weiche dir nicht! — hier bin ich wieder<lb/> „— nun gehſt du. — Jch habe dich dennoch zum<lb/> „weichen gebracht. — Ha! koͤnnt' ich dich nur noch<lb/> „von hinten in die Fuͤße beiſſen. — — — Aber<lb/> „er ſchlug nach mir — das war vermeſſen! —<lb/> „das aͤrgert mich! — das ſchmerzt einen braven<lb/> „Hund! — — Nach mir zu ſchlagen! — Oder:<lb/> „du Herr in der Stube dort! merk auf! ich hoͤre<lb/> „dort von weitem etwas! — Jch warte nur ob<lb/> „es naͤher koͤmmt. — Seht das Ding ruͤckt immer<lb/> „naͤher an. — Hier iſt es nun. Kommt doch zu<lb/> „huͤlfe! er ſchlaͤgt gar nach mir! — Jch kann ihm<lb/> „nicht laͤnger widerſtehen — ich bin zu ſchwach —<lb/> <fw place="bottom" type="catch">doch</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_1_2" prev="#seg2pn_1_1" place="foot" n="(*)">den mir nicht zumuthen, daß ich hier wirklich eine ſol-<lb/> che Reihe von Gedanken dem Hunde zutraue, ſondern<lb/> daß wir ſelbſt bey ſeinem Gebelle ungefaͤhr das denken<lb/> und ihn ſo verſtehen koͤnnen.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0034]
I. Abtheilung.
„hoͤre, naͤhere dich nicht! denn ſieh, ich bin wach!
„— ich werde nicht zugeben, daß du in das Haus
„koͤmmſt! — — zuruͤck! zuruͤck! — ich falle dich
„an! — was? du willſt nach mir ſchlagen? —
„an einem Orte wo ich zu Hauſe — wo ich Waͤch-
„ter bin? — das iſt zu arg! — unausſtehlich! —
„aber ich weiche dir nicht! — hier bin ich wieder
„— nun gehſt du. — Jch habe dich dennoch zum
„weichen gebracht. — Ha! koͤnnt' ich dich nur noch
„von hinten in die Fuͤße beiſſen. — — — Aber
„er ſchlug nach mir — das war vermeſſen! —
„das aͤrgert mich! — das ſchmerzt einen braven
„Hund! — — Nach mir zu ſchlagen! — Oder:
„du Herr in der Stube dort! merk auf! ich hoͤre
„dort von weitem etwas! — Jch warte nur ob
„es naͤher koͤmmt. — Seht das Ding ruͤckt immer
„naͤher an. — Hier iſt es nun. Kommt doch zu
„huͤlfe! er ſchlaͤgt gar nach mir! — Jch kann ihm
„nicht laͤnger widerſtehen — ich bin zu ſchwach —
doch
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(*) den mir nicht zumuthen, daß ich hier wirklich eine ſol-
che Reihe von Gedanken dem Hunde zutraue, ſondern
daß wir ſelbſt bey ſeinem Gebelle ungefaͤhr das denken
und ihn ſo verſtehen koͤnnen.
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| Zitationshilfe: | Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/34>, abgerufen am 27.11.2024. |
