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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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I. Abtheilung.
verräth er seine Begierde durch eine Art von Pfeif-
fen durch die Nase. Liegt er an der Kette, und
wird da vom Hunger geplagt, so bellt er auf eine
ganz andere Art nach seinem Fraß, als er nach ei-
nem Fremden bellen würde. Schleicht er sich zur
Tafel hinein, wo gespeiset wird, und läßt man ihn
da zu lange nach einigen Bissen schmachten, so wird
er endlich seine Ungeduld durch ein gewißes abge-
brochenes Bellen, das sich von allen übrigen unter-
scheidet, offenbaren; er wird seine Schnauze auf
unseren Schoos legen, oder uns mit seiner Pfote
an seine Existenz erinnern. Welcher Jäger mißken-
net den Laut des Jagdhundes, wenn dieser das
Hochwild zu Gesichte bekömmt oder auf seine Fährte
stoßt. Jst dieser Laut nicht ein ganz anderer, als
den er zuhause hat? Es ist ein Freude andeutender
ängstlichfroher, herbeyruffender Laut. Wieder ein
ganz anderes Gebell nimmt er da an, wo er seine
Freude zu erkennen geben will. Wenn sein Herr
sich zum Ausgehen anschicket, und er Hoffnung hat
mit zu kommen, wie weis er da seine Freude durch
Geberden und durch ein Gewisses mit Jauchzen ver-
mischtes Bellen auszudrücken. Hat er seinen Herrn

irgend-

I. Abtheilung.
verraͤth er ſeine Begierde durch eine Art von Pfeif-
fen durch die Naſe. Liegt er an der Kette, und
wird da vom Hunger geplagt, ſo bellt er auf eine
ganz andere Art nach ſeinem Fraß, als er nach ei-
nem Fremden bellen wuͤrde. Schleicht er ſich zur
Tafel hinein, wo geſpeiſet wird, und laͤßt man ihn
da zu lange nach einigen Biſſen ſchmachten, ſo wird
er endlich ſeine Ungeduld durch ein gewißes abge-
brochenes Bellen, das ſich von allen uͤbrigen unter-
ſcheidet, offenbaren; er wird ſeine Schnauze auf
unſeren Schoos legen, oder uns mit ſeiner Pfote
an ſeine Exiſtenz erinnern. Welcher Jaͤger mißken-
net den Laut des Jagdhundes, wenn dieſer das
Hochwild zu Geſichte bekoͤmmt oder auf ſeine Faͤhrte
ſtoßt. Jſt dieſer Laut nicht ein ganz anderer, als
den er zuhauſe hat? Es iſt ein Freude andeutender
aͤngſtlichfroher, herbeyruffender Laut. Wieder ein
ganz anderes Gebell nimmt er da an, wo er ſeine
Freude zu erkennen geben will. Wenn ſein Herr
ſich zum Ausgehen anſchicket, und er Hoffnung hat
mit zu kommen, wie weis er da ſeine Freude durch
Geberden und durch ein Gewiſſes mit Jauchzen ver-
miſchtes Bellen auszudruͤcken. Hat er ſeinen Herrn

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[8/0036] I. Abtheilung. verraͤth er ſeine Begierde durch eine Art von Pfeif- fen durch die Naſe. Liegt er an der Kette, und wird da vom Hunger geplagt, ſo bellt er auf eine ganz andere Art nach ſeinem Fraß, als er nach ei- nem Fremden bellen wuͤrde. Schleicht er ſich zur Tafel hinein, wo geſpeiſet wird, und laͤßt man ihn da zu lange nach einigen Biſſen ſchmachten, ſo wird er endlich ſeine Ungeduld durch ein gewißes abge- brochenes Bellen, das ſich von allen uͤbrigen unter- ſcheidet, offenbaren; er wird ſeine Schnauze auf unſeren Schoos legen, oder uns mit ſeiner Pfote an ſeine Exiſtenz erinnern. Welcher Jaͤger mißken- net den Laut des Jagdhundes, wenn dieſer das Hochwild zu Geſichte bekoͤmmt oder auf ſeine Faͤhrte ſtoßt. Jſt dieſer Laut nicht ein ganz anderer, als den er zuhauſe hat? Es iſt ein Freude andeutender aͤngſtlichfroher, herbeyruffender Laut. Wieder ein ganz anderes Gebell nimmt er da an, wo er ſeine Freude zu erkennen geben will. Wenn ſein Herr ſich zum Ausgehen anſchicket, und er Hoffnung hat mit zu kommen, wie weis er da ſeine Freude durch Geberden und durch ein Gewiſſes mit Jauchzen ver- miſchtes Bellen auszudruͤcken. Hat er ſeinen Herrn irgend-

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/36>, abgerufen am 23.11.2024.