Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.Von den Lauten oder Buchstaben. und formet dort die kleine Oeffnung, die sie bey demS mit ihrem mitteren Theile macht. T. VI. fig. 5. Die übrige Lage ist wie beym S. Nur ist hierbey zu bemerken, daß die Luft nach unserem angenomme- nen Grundsatz hier wieder verschiedene Räume, ei- nen nämlich vor ihrem Durchgang durch den engen Zungenkanal, und den anderen nach dem Durchgang zu füllen hat, wie in der obigen Figur bey a und b. Dann trägt auch die Richtung der Luft, die sie bey dieser Lage bekömmt, viel bey, den Laut zischender zu machen; denn bey dem S wird sie durch einen bogenförmigen Kanal fortgeleitet, hier aber muß sie sich über eine schärfere Ecke nämlich die Zungenspi- tze krümmen, woraus das schneidende Zischen ent- stehet.(*) Es verstehet sich übrigens von sich selbst, daß dieser Buchstab in die zweyte Klasse, nämlich zu den Windmitlautern gehört. §. 189. (*) Amman irrte sich hier wieder, wenn er sagte: Si spiritui transitus, ob linguam depressiorem, am- plior est, S fit obtusius, quod Germani reddunt per Sch, Galli per Ch. Y 3
Von den Lauten oder Buchſtaben. und formet dort die kleine Oeffnung, die ſie bey demS mit ihrem mitteren Theile macht. T. VI. fig. 5. Die uͤbrige Lage iſt wie beym S. Nur iſt hierbey zu bemerken, daß die Luft nach unſerem angenomme- nen Grundſatz hier wieder verſchiedene Raͤume, ei- nen naͤmlich vor ihrem Durchgang durch den engen Zungenkanal, und den anderen nach dem Durchgang zu fuͤllen hat, wie in der obigen Figur bey a und b. Dann traͤgt auch die Richtung der Luft, die ſie bey dieſer Lage bekoͤmmt, viel bey, den Laut ziſchender zu machen; denn bey dem S wird ſie durch einen bogenfoͤrmigen Kanal fortgeleitet, hier aber muß ſie ſich uͤber eine ſchaͤrfere Ecke naͤmlich die Zungenſpi- tze kruͤmmen, woraus das ſchneidende Ziſchen ent- ſtehet.(*) Es verſtehet ſich uͤbrigens von ſich ſelbſt, daß dieſer Buchſtab in die zweyte Klaſſe, naͤmlich zu den Windmitlautern gehoͤrt. §. 189. (*) Amman irrte ſich hier wieder, wenn er ſagte: Si ſpiritui tranſitus, ob linguam depreſſiorem, am- plior eſt, S fit obtuſius, quod Germani reddunt per Sch, Galli per Ch. Y 3
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Von den Lauten oder Buchſtaben.
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S mit ihrem mitteren Theile macht. T. VI. fig. 5.
Die uͤbrige Lage iſt wie beym S. Nur iſt hierbey zu
bemerken, daß die Luft nach unſerem angenomme-
nen Grundſatz hier wieder verſchiedene Raͤume, ei-
nen naͤmlich vor ihrem Durchgang durch den engen
Zungenkanal, und den anderen nach dem Durchgang
zu fuͤllen hat, wie in der obigen Figur bey a und
b. Dann traͤgt auch die Richtung der Luft, die ſie bey
dieſer Lage bekoͤmmt, viel bey, den Laut ziſchender
zu machen; denn bey dem S wird ſie durch einen
bogenfoͤrmigen Kanal fortgeleitet, hier aber muß ſie
ſich uͤber eine ſchaͤrfere Ecke naͤmlich die Zungenſpi-
tze kruͤmmen, woraus das ſchneidende Ziſchen ent-
ſtehet. (*) Es verſtehet ſich uͤbrigens von ſich ſelbſt,
daß dieſer Buchſtab in die zweyte Klaſſe, naͤmlich
zu den Windmitlautern gehoͤrt.
§. 189.
(*) Amman irrte ſich hier wieder, wenn er ſagte:
Si ſpiritui tranſitus, ob linguam depreſſiorem, am-
plior eſt, S fit obtuſius, quod Germani reddunt
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Zitationshilfe: | Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/403>, abgerufen am 16.07.2024. |