Eine sprechende Maschine erfinden, und sie nach einem überdachten Plan ausführen wollen, wäre wohl einer der verwegnesten Entwürfe gewesen, die je in eines Menschen Seele entstanden sind. Eh ich zur Beschreibung meiner Sprachmaschine schreite, muß ich dem Leser das aufrichtige Geständniß ma- chen, daß mir anfangs gar nicht in den Sinn ge- kommen ist, an einer solchen Maschine zu arbeiten. Als ich anfieng Versuche zu machen, war höchstens meine Absicht einige Selbstlauter, einige Töne der menschlichen Stimme durch irgend ein Jnstrument nachzuahmen; an die Mitlauter, die mir gar zu schwer schienen, getraute ich mich gar nicht zu ge- denken, und sie vollends mit den Selbstlautern zu verbinden, hielt ich ganz für unmöglich, ja ich war
so
(O)
V. Abtheilung.
Von der Sprachmaſchine.
§. 210.
Eine ſprechende Maſchine erfinden, und ſie nach einem uͤberdachten Plan ausfuͤhren wollen, waͤre wohl einer der verwegneſten Entwuͤrfe geweſen, die je in eines Menſchen Seele entſtanden ſind. Eh ich zur Beſchreibung meiner Sprachmaſchine ſchreite, muß ich dem Leſer das aufrichtige Geſtaͤndniß ma- chen, daß mir anfangs gar nicht in den Sinn ge- kommen iſt, an einer ſolchen Maſchine zu arbeiten. Als ich anfieng Verſuche zu machen, war hoͤchſtens meine Abſicht einige Selbſtlauter, einige Toͤne der menſchlichen Stimme durch irgend ein Jnſtrument nachzuahmen; an die Mitlauter, die mir gar zu ſchwer ſchienen, getraute ich mich gar nicht zu ge- denken, und ſie vollends mit den Selbſtlautern zu verbinden, hielt ich ganz fuͤr unmoͤglich, ja ich war
ſo
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(O)
V. Abtheilung.
Von der Sprachmaſchine.
§. 210.
Eine ſprechende Maſchine erfinden, und ſie nach
einem uͤberdachten Plan ausfuͤhren wollen, waͤre
wohl einer der verwegneſten Entwuͤrfe geweſen, die je
in eines Menſchen Seele entſtanden ſind. Eh ich
zur Beſchreibung meiner Sprachmaſchine ſchreite,
muß ich dem Leſer das aufrichtige Geſtaͤndniß ma-
chen, daß mir anfangs gar nicht in den Sinn ge-
kommen iſt, an einer ſolchen Maſchine zu arbeiten.
Als ich anfieng Verſuche zu machen, war hoͤchſtens
meine Abſicht einige Selbſtlauter, einige Toͤne der
menſchlichen Stimme durch irgend ein Jnſtrument
nachzuahmen; an die Mitlauter, die mir gar zu
ſchwer ſchienen, getraute ich mich gar nicht zu ge-
denken, und ſie vollends mit den Selbſtlautern zu
verbinden, hielt ich ganz fuͤr unmoͤglich, ja ich war
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/450>, abgerufen am 23.11.2024.
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