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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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V. Abtheilung.
drückte, die Töne einzeln hören. Die Mittlern wa-
ren ziemlich gut, die hohen und niederen aber zu
schreiend und hatten etwas trompetenmäßiges. Das
war nun gleich meine Sache, und ich dachte, ich
würde den Pfeifen, oder vielmehr ihren Mundstü-
cken bald ihre rauhe Stimme benehmen, so wie ich
mich in der Folge auch nicht betrog. Kurz, ich be-
handelte sogleich die noch unvollendete Maschine,
und ließ sie nach meiner Wohnung bringen. Sie
bestand aus einem vierfaltigen Blasebalg mit einem
Luftschöpfer, und einer Windlade, in die anstatt
der Orgelpfeifen dreyzehn aus Holz verfertigte und
mit elfenbeinenen Zungen versehene Mundstücke,
eines immer etwas größer als das andere, hori-
zontal eingepaßt waren. Tab. XVII. Fig. 1. a. b.
die unten mit Klappen versehene Windlade, c. d.
dreyzehn Löcher um die Mundstücke der Pfeifen
hineinzuschieben, e. zwey von den Pfeifen, wie sie
anfangs waren, f. vier nach meiner Veränderung.

Nun dacht ich, kann es nicht fehlen, daß ich
unter dreyzehn Tönen nicht fünf Selbstlauter schon
ganz fertig finden sollte, denn ich war noch in dem

Wahn

V. Abtheilung.
druͤckte, die Toͤne einzeln hoͤren. Die Mittlern wa-
ren ziemlich gut, die hohen und niederen aber zu
ſchreiend und hatten etwas trompetenmaͤßiges. Das
war nun gleich meine Sache, und ich dachte, ich
wuͤrde den Pfeifen, oder vielmehr ihren Mundſtuͤ-
cken bald ihre rauhe Stimme benehmen, ſo wie ich
mich in der Folge auch nicht betrog. Kurz, ich be-
handelte ſogleich die noch unvollendete Maſchine,
und ließ ſie nach meiner Wohnung bringen. Sie
beſtand aus einem vierfaltigen Blaſebalg mit einem
Luftſchoͤpfer, und einer Windlade, in die anſtatt
der Orgelpfeifen dreyzehn aus Holz verfertigte und
mit elfenbeinenen Zungen verſehene Mundſtuͤcke,
eines immer etwas groͤßer als das andere, hori-
zontal eingepaßt waren. Tab. XVII. Fig. 1. a. b.
die unten mit Klappen verſehene Windlade, c. d.
dreyzehn Loͤcher um die Mundſtuͤcke der Pfeifen
hineinzuſchieben, e. zwey von den Pfeifen, wie ſie
anfangs waren, f. vier nach meiner Veraͤnderung.

Nun dacht ich, kann es nicht fehlen, daß ich
unter dreyzehn Toͤnen nicht fuͤnf Selbſtlauter ſchon
ganz fertig finden ſollte, denn ich war noch in dem

Wahn
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[400/0462] V. Abtheilung. druͤckte, die Toͤne einzeln hoͤren. Die Mittlern wa- ren ziemlich gut, die hohen und niederen aber zu ſchreiend und hatten etwas trompetenmaͤßiges. Das war nun gleich meine Sache, und ich dachte, ich wuͤrde den Pfeifen, oder vielmehr ihren Mundſtuͤ- cken bald ihre rauhe Stimme benehmen, ſo wie ich mich in der Folge auch nicht betrog. Kurz, ich be- handelte ſogleich die noch unvollendete Maſchine, und ließ ſie nach meiner Wohnung bringen. Sie beſtand aus einem vierfaltigen Blaſebalg mit einem Luftſchoͤpfer, und einer Windlade, in die anſtatt der Orgelpfeifen dreyzehn aus Holz verfertigte und mit elfenbeinenen Zungen verſehene Mundſtuͤcke, eines immer etwas groͤßer als das andere, hori- zontal eingepaßt waren. Tab. XVII. Fig. 1. a. b. die unten mit Klappen verſehene Windlade, c. d. dreyzehn Loͤcher um die Mundſtuͤcke der Pfeifen hineinzuſchieben, e. zwey von den Pfeifen, wie ſie anfangs waren, f. vier nach meiner Veraͤnderung. Nun dacht ich, kann es nicht fehlen, daß ich unter dreyzehn Toͤnen nicht fuͤnf Selbſtlauter ſchon ganz fertig finden ſollte, denn ich war noch in dem Wahn

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/462>, abgerufen am 23.11.2024.